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3000 Hübe pro Minute sind keine Hexerei

Bandmaterial-Verarbeitung: Ausbringleistung steigt
3000 Hübe pro Minute sind keine Hexerei

Die Hersteller von Schnellläuferpressen werben mit gesteigerter Produktivität und reduzierten Umrüstzeiten. Entsprechend verbesserte Systeme sollen den Anwendern helfen, im weltweiten Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Bernhard Reichenbach

Bei den auf der Messe Euro-Blech in Hannover vorgestellten Pressensystemen zur Stanzteile-Fertigung ab Coil standen die drei „P“ Produktivität, Prozesssicherheit und Präzision im Vordergrund. Kein Wunder: Entscheiden doch bei der Produktion von Blechteilen die Stückkosten darüber, wie ein Hersteller in Zeiten der Globalisierung im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Zukunftsorientierte Unternehmen investieren daher in Produktionssysteme mit hoher Ausbringleistung bei gleichzeitig hoher Verfügbarkeit. Zu erhöhter Prozesssicherheit und einfacherer Bedienung tragen moderne Kontrollsysteme sowie Steuerungen auf Industrie-PC-Basis bei. Die Netto-Ausbringleistung steigt durch wachsende Hubzahlen und schrumpfende Umrüstzeiten.
Extrem hohe Hubzahlen sind das Metier des japanischen Pressenbauers Yamada Dobby. Das seit kurzem auch in Heidelberg vertretene Unternehmen zeigte seine rekordverdächtige Hochgeschwindigkeits-Stanzpresse Omega-F1. Die als 100- und 300-kN-Modell erhältliche Einrichtung erreicht – wie auf der Messe vorgeführt – bei einem Stößelhub von 10 mm Hubzahlen von über 3000 min-1. „Damit wollen wir der steigenden Nachfrage nach Pressen mit besonders hohen Fertigungsgeschwindigkeiten entsprechen“, erläutert Vertriebsleiter Hiroshi Yamada. „Gedacht ist unsere Maschine speziell für die Massenfertigung von Bauteilen für die Telekommunikationsindustrie.“
Stabiler Pressenkörper trägt zu hoher Produktqualität bei
Den Forderungen des Marktes nach höheren Produktionsgeschwindigkeiten soll auch die neue Festhubversion des Stanzautomaten BSTA 300-85BF der Bruderer AG, Frasnacht/Schweiz, entsprechen. Die Presse besitzt eine Nennkraft von 300 kN und einen 850 mm langen Werkzeugeinbauraum. Bei einem Festhub von 12,7 mm erreicht sie 2000 Hübe/min und mehr. Sie eignet sich besonders für die Kontakt-, Stecker- und Rotor-/Statorblech-Fertigung, wo es besonders auf hohe Produktivität ankommt. Standardmäßig verfügt die Einrichtung über eine dynamische Stößelkorrektur, die die Untere-Totpunkt-Lage des Stößels in allen Betriebszuständen konstant hält. Übrigens: Bruderer offeriert jetzt für alle seine Maschinen mit PC-Steuerung Teleservice via Modem.
Mit bis zu 1200 Hüben/min fertigt der Präzisions-Hochleistungs-Stanzautomat RSH 320 – 1000 der Pforzheimer Haulick + Roos GmbH. Die Presse besitzt eine Nennkraft von 320 kN und einen Werkzeugeinbauraum von 1000 mm Länge. „Zu den Stärken des Systems gehören hohe Verfügbarkeit, Produktivität und Qualität“, versichert Dipl.-Ing. Michael Huber, Leiter Marketing und Vertrieb. Das Doppelpleuel-Triebwerk mit 4-fach wälzgelagerter Exzenterwelle und weitem Pleuelabstand soll auch bei starker außermittiger Belastung für eine hohe Kippsteifigkeit des Stößels sorgen. Auf der Euro-Blech war der Automat Mittelpunkt einer produzierenden Stanzlinie mit Bandanlage und Video-Check-System zur Kontrolle der Teile während des Fertigungsprozesses.
Hubzahlen von 1000 min-1 erreicht die Schnellläufer-Ausführung des vollprogrammierbaren CNC-Stanzautomaten Mabu VS 251. Die von der Mabu-Pressen AG, Oberursal, erstmals vorgestellte 250-kN-Presse verfügt über ein spezielles Antriebskonzept mit Doppel-Kniehebel und programmierbarem, stufenlos verstellbarem Stößelhub. Gegenüber ihrem Vorläufer Mabu VS 250 besitzt die Maschine einen größeren Werkraum. „Mit 500 Millimetern lichter Weite zwischen den Ständern ist dieser auch für größere Folgewerkzeuge geeignet“, führt Mabu-Vorstand Elmar Koch aus. Zur Standard-Ausstattung gehört eine bedienerfreundliche Industrie-PC-basierte CNC-Steuerung mit TFT-Color-Flachbildschirm.
Ebenfalls mit einer Maximal-Hubzahl von 1000 min-1 fertigen die Schnelläuferpressen der neuen Baureihe SAL Mark II der Schuler AG, Göppingen. Mit den Maschinen, die eine Nennkraft von bis zu 6300 kN besitzen, sollen sich insbesondere Elektromotoren-Bleche in großen Serien wirtschaftlich herstellen lassen. „Beim Stanzpaketieren dieser Bleche machen sich die hohe Steifigkeit und Führungsgenauigkeit des Systems, die großen Tischflächen und ein optimal dimensionierter Werkzeugraum positiv bemerkbar“, betont Wilfried Jakob, Vorstandsmitglied der Schuler AG. Neben dem Vorschub kann auch die Vorrichtung zum Drehen der Werkzeugmatrize beim Stanzpaketieren mechanisch angetrieben werden. „Im Vergleich zu herkömmlichen Werkzeugen mit Servoantrieb sind wesentlich höhere Produktionsleistungen möglich“, versichert Jakob.
Mit dem Laser-Notchmaster präsentierte Schuler ein weiteres Konzept zur flexiblen Herstellung von Elektromotoren-Blechen. Mit Hilfe aufeinander abgestimmter Systemkomponenten entstehen im fortlaufenden Prozess aus dem Coil fertige Rotor-/Statorbleche. Die Einrichtung besteht aus einer Bandanlage in platzsparender Kurzbauweise, einem Präzisions-CO2-Laser für den exakten Konturenschnitt, der Nutenstanze Notchmaster N8N, einer High-Tech-Anlagensteuerung sowie zwei Ablagestationen. „Dank hoher Flexibilität, kurzer Umrüstzeiten und niedriger Werkzeugkosten lassen sich selbst kleine Serien oder Prototypen wirtschaftlich fertigen“, hebt Wilfried Jakob hervor. In der Laserbearbeitungsstufe werden mit einer Leistung von 2,5 kW beliebige Außen- und Innenkonturen der Platine zugeschnitten. Neben der geringen Rüstzeit sorgt das Laserverfahren für eine erhebliche Kosteneinsparung, da Platinenpresse und Werkzeug entfallen.
Eine neue Hochgeschwindigkeits-Stanzpresse zur Produktion von Rotor-/Statorpaketen präsentierte auch die Manzoni-Group S.p.A., Bergamo/Italien. Um mit einer Hubzahl von bis zu 500 min-1 arbeiten zu können, verfügt die Doppelpleuel-Zweiständerpresse 315 T 2MV/B über ein dynamisches Stößelgewichts-Ausgleichssystem. Neben einer hohen Fertigungsgeschwindigkeit soll die Presse eine hohe Produktqualität bieten. Hierzu tragen folgende Faktoren bei: ein steifer Pressenkörper, die hydrostatische 8-fach-Führung, die automatische Stößelnachstellung in Abhängigkeit von der Hubzahl sowie ein hohes Schmierölvolumen mit Öltemperatur-Überwachung. Die Pressen der Baureihe 2MV/B verfügen über eine Nennkraft zwischen 1250 und 5000 kN und arbeiten mit bis zu 700 Hüben/min.
Mit ihrem neuen Doppelpleuel-Stanzautomaten ADR 2500 kN war die zur Müller-Weingarten-Gruppe gehörende Beutler Nova AG, Gettnau/ Schweiz, vertreten. Die modulare Einrichtung arbeitet mit bis zu 250 Hüben/min. Nach Angaben des Herstellers bietet sie einen großen Verstellbereich von Hub- und Stößellänge. Sie eignet sich daher besonders für den Einsatz von Folgewerkzeugen. Die mittels Finite-Elemente-Berechnung optimierte steife Konstruktion wirke sich positiv auf die Werkzeugstandzeiten aus. Hohe außermittige Belastungen sollen die Leistungsfähigkeit des Systems nicht beeinträchtigen. Die CNC-Steuerung BN-Tronic bietet eine einfache Bedienerführung per Berühr-Bildschirm.
Feinschneidpressen: Umrüstzeiten um die Hälfte reduziert
Der Markt fordert auch für einbaufertige Funktionsteile, wie sie beim Feinschneiden erzeugt werden, reduzierte Produktionskosten. Dem will der Branchenführer, die Feintool AG in Lyss/Schweiz, mit ihrer neuen Pressengeneration HFA plus entsprechen. Auf der Euro-Blech wurde das hydraulische System erstmals im Produktionsbetrieb vorgestellt. Nach Angaben von François Juhasz, Produktmanager Systeme, bietet es eine gesteigerte Presskraft, um bis zu 50 % auf 80 bis 90 erhöhte Hubzahlen sowie um die Hälfte reduzierte Umrüstzeiten. „Zu schnellem Umrüsten tragen unter anderem die hydraulische Werkzeugspannung und seitliche Führungsrollen für den Werkzeugeinbau bei“, merkt Juhasz an. Eine neue Steuerung auf Industrie-PC-Basis mit einfacher Bedienerführung und Fehlerdiagnose soll die Prozesssicherheit erhöhen. Erhältlich sind Modelle im Nennkraft-Bereich zwischen 1800 und 10 000 kN.
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