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Bei kniffligen Normen sind Spezialisten gefragt

Zertifizierung
Bei kniffligen Normen sind Spezialisten gefragt

Branchenspezifische Normen wie die CQI-9 für Wärmebehandlungsanlagen zählen heute in immer mehr Bereichen zum Standard. Um den Zeit- und Kostenaufwand für die Zertifizierung möglichst gering zu halten, lohnt sich oft externen Sachverstand hinzuzuziehen.

Vor allem die Automobilhersteller, aber auch die Luftfahrtindustrie haben mittlerweile eine ganze Reihe von teils sehr speziellen Vorschriften für ihre Partner geschaffen, so etwa die Ford-WHTX oder die AMS2759E. Besonders breite Anwendung findet die CQI-9 für die Bewertung von Wärmebehandlungsanlagen, die bereits in der dritten Auflage erschienen ist. Diese Norm macht – wie auch viele andere – genaue Vorgaben zu Art und Häufigkeit von Anlagentests, um zu gewährleisten, dass die Produkte der Zulieferer den strengen Qualitätsparametern des Kunden entsprechen. Wer Aufträge gewinnen will, muss die jeweiligen Auflagen der Branche erfüllen. „Man sollte die verlangten Tests aber deswegen nicht nur als notwendiges Übel sehen. Tatsächlich können sie auch einen durchaus positiven Einfluss auf die eigene Wirtschaftlichkeit haben“, erklärt Roland Wirth, Geschäftsführer der auf Wärmebehandlungstechnik spezialisierten Avion Europa GmbH & Co. KG.

Prüfungen verbessern Produktion und verringern Ausschuss
Dies gilt insbesondere für die in der CQI-9 geforderte Messung der Temperaturverteilung (Temperature Uniformity Survey / TUS) und die Prüfung der Messgerätegenauigkeit (System Accuracy Test / SAT): Die Temperatur ist für die Qualität aller Arten von Wärmebehandlungsverfahren entscheidend. Um die für die jeweilige Anwendung gewünschten Eigenschaften zu erzielen, muss die Hitzeverteilung im Ofen gleichmäßig gehalten werden, was genaue Messungen voraussetzt. Mittels TUS, SAT und ähnlicher Tests können Hersteller hier Abweichungen und Messfehler entdecken und so gewährleisten, dass ihre Produkte mit wiederholbaren Eigenschaften und den Anforderungen des Kunden gemäß gefertigt werden. Dies reduziert wiederum die Kosten für die Qualitätskontrolle, für Ausschussware und Reklamationen – zumal bei einer Beanstandung der Produkte schnell festgestellt werden kann, ob sie berechtigt war oder ob das Bauteil den Vorgaben entspricht.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Wirtschaftlichkeit, wie Ofenexperte Wirth berichtet: „Wir stellen zum Beispiel häufig fest, dass die Brennereinstellungen nicht korrekt sind und dadurch mehr Energie eingesetzt werden muss, als notwendig. Nach der TUS-Analyse raten wir oft zu Einstellungsveränderungen oder Reparatur des Heizsystems, um eine gleichmäßigere Wärmeverteilung innerhalb der Ofenkammer und dadurch eine bessere Energieausnutzung zu erzielen. Die Tests decken solche Einstellungsfehler auf, die sonst oft gar nicht wahrgenommen werden.“
Darüber hinaus bieten die Prüfungen umfassende Informationen zum Zustand des Ofens, der Wärmedämmung und des Heizsystems, die genutzt werden können, um Kälte- und Hitzepunkte zu bestimmen und die thermischen Bedingungen in der Ofenkammer zu verbessern. „Außerdem liefern die Tests wichtige Daten für eine vorbeugende Wartung der Anlagen. Beispielsweise können sie Hinweise auf einen drohenden Defekt geben, wodurch man das problematische Element geplant austauschen kann, statt irgendwann von einem Ausfall oder einer ganzen Charge fehlerhafter Ware überrascht zu werden“, so Wirth. Auf diese Weise lassen sich Stillstandzeiten, Wartungs- und Produktionskosten minimieren.
Externe Experten ersetzen hohe Investitionen
Trotz aller Vorteile sind die Tests jedoch für viele Unternehmen problematisch, da zum einen besonderes, kalibrierfähiges Equipment, wie Multi-Channel-Recorder, Sensoren und Kalibratoren, benötigt wird und sich zum anderen die Person, die die Messungen durchführt, stetig weiterbilden muss, um mit der Normenentwicklung Schritt zu halten. Die damit verbundenen Investitionen in die Technik und die Personalfreistellung können schnell zur finanziellen Belastung werden, weshalb inzwischen immer mehr Firmen diese Aufgabe extern vergeben. So hat Avion Europa in den letzten drei Jahren schon für verschiedene Automobilzulieferer TUS- und SAT-Prüfungen übernommen. Da das Unternehmen auf Verkauf und Wartung von Wärmebehandlungsanlagen und deren Zubehör, auch Messsystemen, spezialisiert ist, verfügen die Mitarbeiter über langjährige Erfahrung mit der Technik und bringen alle notwendigen Werkzeuge mit, um die Tests gemäß der verschiedenen Industrienormen durchzuführen.
„Wir arbeiten dabei nur mit Ausrüstung, die gültige Kalibrierzertifikate besitzt. Dadurch kann der Betrieb nicht nur auf eigenes Equipment verzichten, er muss sich auch nicht mehr darum kümmern, ob die Geräte für die Tests zugelassen sind“, führt Wirth aus. Zudem wird das Servicepersonal regelmäßig in Zusammenarbeit mit Normverantwortlichen, Auditoren aus der Wirtschaft und anderen Experten geschult, um über alle Aspekte der Richtlinien auf dem Laufenden zu bleiben. Hinzu kommt das über die Jahre angesammelte Know-how in diesem Bereich, das mit jedem Auftrag weiter wächst. Dadurch können die Mitarbeiter von Avion Firmen heute von der Auswahl der relevanten Tests bis hin zu den richtigen Anlageneinstellungen beraten. Die abschließenden Berichte werden so aufbereitet, dass sie sich direkt zur Vorlage beim Auditor des Kunden eignen. Ebenso lassen sie sich aber auch für interne Prozess- und Effizienzanalysen nutzen.
Zusätzlich veranstaltet das Unternehmen seit 2014 auch eigene Praxis-Workshops, in denen Angestellte von Wärmebehandlungsbetrieben alles Wissenswerte zur korrekten Durchführung erfahren können. „Vielen Unternehmen ist zwar bekannt, dass es Normen wie die CQI-9 gibt. Was sie dabei konkret tun müssen und wie diese Anforderungen in der Praxis umgesetzt werden, ist allerdings oft unklar“, so der Geschäftsführer. Um hier alle Fragen beantworten und auf jedes Thema eingehen zu können, sind die Kurse auf maximal 30 Teilnehmer begrenzt. (bö) •
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