Startseite » Allgemein »

Der Blickwinkel entscheidet

Fragestellungen rund um Normen und Standards
Der Blickwinkel entscheidet

Normen & Standards | Normen sind oft komplex und damit schwer zu interpretieren. Können Maschinen- und Anlagenbauer Aufgabenstellungen auch anders, als in diesen Regeln beschrieben, lösen?

Thomas Michels Leiter Produktmanagement bei Eplan, Monheim am Rhein

Nüchtern betrachtet dokumentieren Normen und Standards die anerkannten Regeln der Technik. Sie beschreiben die Ergebnisse von Normungsgremien, in denen Experten und Fachleute den Stand der Technik als Handlungsempfehlungen zur Umsetzung entsprechender Aufgabenstellungen herausgearbeitet haben. Hier ergeben sich häufig die ersten zentralen Fragestellungen: Kann man Aufgabestellungen im eigenen Maschinen- beziehungsweise Anlagenbau nicht auch anders als in der Norm beschrieben lösen? Dazu sei gesagt, dass Normen im Beurteilungsfall (zum Beispiel nach einem Maschinenausfall oder einer entstandenen Gefährdung) als vorweggenommene Sachverständigengutachten gelten. Demnach wird die Konformität der Maschine oder Anlage zur gesicherten Norm geprüft. Liegt die Konformität zur Norm nicht vor, muss ein Nachweisverfahren den Beweis der Gleichwertigkeit erbringen. Dabei bilden die anzusetzenden Normen wiederum die Mindestvoraussetzung.
Vor dem Hintergrund dieser Tatsache bilden die aktuellen Normen und Standards immer häufiger auch eine Grundlage in Auftragsvergaben und Abnahmen. Das heißt: Wird nicht der ausführliche Nachweis erbracht, dass ein Produkt letztlich allen entsprechenden Normen und Standards genügt, wird häufig die Beauftragung oder die finale Abnahme durch den Kunden verweigert, da auch dieser wiederum an die Einhaltung der Normen und Standards gebunden ist.
Unweigerlich steht aber jeder „Nichtjurist“ vor ähnlichen Herausforderungen. Normen sind aufgrund des Umfangs und der teilweise komplexen Inhalte schwer zu verstehen und damit auch schwer für die eigene Aufgabenstellung zu interpretieren. Welche Normen sind überhaupt im eigenen Tätigkeitsbereich – sprich im Maschinen und Anlagenbau – zu berücksichtigen? Etablierte Arbeitsweisen im eigenen Unternehmen lassen sich nur schwer verändern, gerade bei bereichsübergreifenden Prozessen. Aber ist es eigentlich angemessen, Normen nur aus diesem Blickwinkel zu betrachten? Bieten Normen nicht vielmehr die Chance, den eigenen Workflow kritisch zu betrachten, Probleme und Nachteile zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen das Verbesserungspotenzial konsequent zu heben? Genau so muss man Normen sehen und verstehen.
  • Normungen bieten ein standardisiertes Lösungsangebot für technische Anforderungen
  • Angewendete Normen machen technologische Erzeugnisse vergleichbar
  • Angewendete Normen bieten eine Einschätzung von Sicherheit und Qualität
Mit der Einhaltung von Normen und Standards können Unternehmen die Qualität ihrer Produkte unterstreichen und damit ihre eigene Marktposition stärken.
Aber Normen bieten noch weitere Potenziale im Umfeld des Engineering. Normungen stellen eine Bibliothek von wieder verwendbaren und erprobten Lösungen und Vorgaben dar. Anders ausgedrückt: Normen als Standards zu nutzen, wird den Engineering-Prozess generell vereinfachen, da Methoden, Vorgehen und Anwendung als Leitfaden vorgegeben werden.
Als Beispiel sei hier die IEC 81346 benannt. Nüchtern betrachtet steht diese Norm per Definition für Strukturierungsprinzipien und Referenzkennzeichnung in industriellen Systemen, Anlagen und Ausrüstungen und Industrieprodukten. Beim ersten Blick auf die Norm erscheint sie beliebig komplex und ihre Umsetzung erscheint eher nur mit zusätzlichen Aufwänden in der Projektierung, denn mit einem eigenen Nutzen daher zu kommen. Allein schon die Beschreibung der Aspekte als spezifische Betrachtungsweise nach Normen schreckt manchen ab, sich tiefer gehen mit der Norm zu befassen:
  • Der Ortsaspekt befasst sich mit Frage, wo sich das physikalische Objekt befindet.
  • Der Funktionsaspekt befasst sich mit Frage, was das physikalische Objekt macht.
  • Der Produktaspekt befasst sich mit Frage, welche Technologie eingesetzt wird.
Auch hier hilft ein anderer Blickwinkel wieder die Vorteile in der Anwendung von Normen und Standards zu sehen. Läge darin nicht die Chance, die eigenen Produkte genau nach dieser Gliederung und den genannten Aspekten zu durchdenken? Wo befinden sich die Komponenten in meinen Maschinen und Anlagen? Welche Funktionen werden durch welche Komponenten abgedeckt? Sind die eingesetzten Technologien, insbesondere mechatronische Komponenten, über die Gewerke hinweg durchgängig gekennzeichnet? Nur, wenn Unternehmen sich mit der Klärung dieser Fragestellungen beschäftigen, haben sie die Möglichkeit, wiederverwendbare Einheiten in den eigenen Produkten zu definieren. Sind diese Einheiten einmal erkannt, lässt sich per konsequenter Wiederverwendung der gesamte Engineering- Prozess optimieren und das eigene Produktportfolio Schritt für Schritt Standardisieren. Sind beispielsweise die Schaltpläne nach den in der IEC 81346 vorgegebenen Aspekten strukturiert und die Bauteile entsprechen gekennzeichnet, dann wurde bereits die Grundlage auch für methodische Änderungen im Engineering gelegt.
Als CAE-System bietet die Eplan-Plattform umfangreiche Unterstützung in der Umsetzung der gängigen Normen und Standards. Referenzkennzeichen können projektspezifisch definiert und in der Projektierung abgebucht werden. Insbesondere interdisziplinäre Bauteile können übergreifend gekennzeichnet werden. Nicht zuletzt diese durchgängige Kennzeichnung und die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg bieten Optimierungspotenzial und sichern eine bessere Qualität in der Projektierung. Aber auch methodisch bietet Eplan die Möglichkeit, den eigenen Engineering-Prozess zu optimieren. Sämtliche methodische Entwicklungen des eigenen Engineering-Prozesses setzen jedoch immer auf die Basis einer durchgängigen Strukturierung und Standardisierung auf. Die aktuellen Normen entsprechen einer solchen Basis und sind damit weit mehr als nur eine einfache Richtlinie. •
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de