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Die Anbieter bringen sich in Position

Fokus Mittelstand: Der ERP-Markt befindet sich im Umbruch
Die Anbieter bringen sich in Position

In diesem Jahr kam erhebliche Bewegung in die ERP-Anbieterszene. Finanzkräftige Unternehmen und Investoren erwarten vor allem im europäischen Mittelstandsmarkt wieder wachsenden Bedarf.

Hajo Stotz, verantwortlicher Redakteur C@P

Den Mittelstand fest im Blick: Nicht nur Henning Kagermann, Vorstandsvorsitzender der SAP AG, sieht im Geschäft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen die Wachstumschance für die ERP-Branche. Der Walldorfer Softwarekonzern bietet dem Markt dazu zwei Lösungen an: All-in-One, eine branchenzugeschnittene R/3-Version, und Business One. Strategisch setzt Kagermann dabei in erster Linie auf die Partner, die kleinere Unternehmen besser adressieren können und die ihr spezielles Know-how in Form von branchenspezifischen Erweiterungen in die Lösungen einbringen. Bei Business One arbeiten viele Partner derzeit an entsprechenden Angeboten, für All-in-One gibt es bereits über 80 Branchenpakete. Die Rolle der Partner wird damit für die SAP wichtiger als je zuvor.
Larry Ellison, CEO bei Oracle, Redwood, tut sich mit seinem ERP-Angebot in der SAP-Heimat noch etwas schwer. Mit einer speziell für kleinere Unternehmen in Europa entwickelten Special Edition soll dies geändert werden. Ein geschickter Schachzug wäre dem Kampfflugzeug-Hobbypiloten Ellison zudem mit der Übernahme von Peoplesoft gelungen. Mit der von Peoplesoft kürzlich geschluckten J. D. Edwards hätte Oracle die europäische Position erheblich verbessert.
Doch Peoplesoft-CEO Craig Conway, ein früherer Oracle-Manager, bedient sich aus derselben Trickkiste wie sein Ex-Boss: Mit dem Angebot an die Kunden, ihnen im Falle eines Kaufs durch Oracle die Lizenzgebühren zurückzuerstatten, muss Ellison nun die Segel streichen. Durch den Erwerb von J.D. Edwards konnte Peoplesoft, Pleasanton, zudem die offene Flanke im Industrie- und Fertigungsbereich schließen.
Auch andere US-Hersteller bringen sich in Europa in Position: Jim Shaper, CEO der Agilisys, Alpharetta, hat nach der Brain-Übernahme nun mit Infor einen zweiten Spezialisten im Köcher für den europäischen Mittelstandskunden. Wie sich diese besonders anspruchsvolle Klientel bei einem amerikanischen Softwareanbieter aufgehoben fühlt, wird die Zukunft zeigen.
Dasselbe Problem hat auch Mike Greenough, CEO von SSA, Chicago, der sich mit dem Kauf von Baan ebenfalls ein starkes Standbein in Europa schaffen will. Gelingen wird dies nur, wenn das erschütterte Vertrauen der Kunden in den einst stolzen Namen Baan wieder hergestellt und auf SSA übertragen werden kann.
Zudem muss für Kunden und Interessenten die Produktstrategie klar erkennbar sein. Denn mit den Zukäufen besitzen die Anbieter nun auch mehrere ERP-Pakete, die sich oft überschneiden und nicht immer auf dem neuesten Technik-Stand sind.
Das Problem treibt auch Rene Stockner um, Europa-Verantwortlicher von Microsoft Business Solutions (MBS), Redmond: Mit dem Kauf von Great Plains und Navi- sion müssen mehrere ERP-Lösungen parallel weiterentwickelt und supportet werden. Doch MBS hat bereits angekündigt, dass ab 2006 die Lösungen auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt werden. Am Finanziellen wird es nicht scheitern: Die Entwicklungskasse ist prallvoll. Mit Navision hat MBS zudem ein Unternehmen mit gutem Namen eingekauft, das in Europa über ein dichtes Kunden- und Händlernetz verfügt. Problematisch könnte aber werden, wenn die Software zukünftig maßgeblich in den USA entwickelt wird und Kunden und Partner den Eindruck gewinnen, dass ihre Anforderungen nicht mehr den Stellenwert genießen wie bei Navision. Und bei Sicherheitsmängeln in ihrer ERP-Software, wie sie in Microsoft-Office-Produkten öfter vorkommen, dürfte bei kritischen Kunden die Toleranzschwelle schnell erreicht sein.
Profitieren könnte davon die Linux-ERP-Fraktion. Einer der Pioniere in diesem Bereich ist Werner Strub, Vorstand der Abas AG. Bereits seit 1998 bieten die Karlsruher ihre ERP-Lösung auf Linux-Basis an und verkaufen heute die Mehrzahl ihrer Systeme auf Linux-Servern. Das Unternehmen agiert unter der Leitung von Strub am Markt eher unspektakulär, aber effizient. Im Gegensatz zu vielen deutschen Wettbewerbern hat Abas beispielsweise inzwischen erfolgreich eine weltweite Präsenz aufgebaut. Und bei den Kunden kommt die auf langfristige Zeiträume angelegte Unternehmensstrategie gut an. Abas ist auch in den zwei vergangenen, schwierigen Jahren weiter gewachsen.
Ebenfalls sehr erfolgreich am deutschen Markt agiert die Proalpha AG, Weilerbach, unter Leitung der Gebrüder Ernst. Auch deren Erfolgsgeheimnis liegt in der soliden Geschäfts- und Produktstrategie – sowie der bisher aus eigenen Mitteln betriebenen Expansion. Doch Leo und Werner Ernst wollen den schon einmal abgesagten Börsengang nun nachholen. Ein Zeichen, dass sie ihrer Ankündigung, führender ERP-Anbieter bei mittelständischen Unternehmen in Deutschland werden zu wollen, nun Taten folgen lassen wollen. Mit den Erlösen des Börsenganges wird Proalpha sich die Posititon zum Teil durch Übernahme von Wettbewerbern erkaufen.
Bei IFS, jahrelang der am schnellsten wachsende ERP-Anbieter in Europa, ist der Motor dagegen in den letzten Monaten etwas ins Stottern gekommen. Doch die Schweden unter Führung von CEO Michael Hallen haben die vergangenen Monate dazu genutzt, ihre Abläufe zu verschlanken und den Unternehmensaufbau zu reorganiseren. Der Anbieter ist durch seine internationale Struktur sowie die moderne, komponentenbasierte Lösung gut aufgestellt.
In Deutschland verfügt IFS über eine solide Kundenbasis, die Geschäftsführer Wilfried Gschneidinger mit stärkerer Fokussierung auf die Kernbereiche Fertigung und Dienstleistung sowie der neuen Version IFS Applications 2004 weiter ausbauen will.
Konsolidierung im ERP-Markt noch lange nicht beendet
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