Die Aktion „Druckluft effizient“ startete zur Hannover Messe 2001, im Dezember 2004 kam sie zum Abschluss. Ob die ehrgeizigen Einsparziele in deutschen Druckluftstationen erreicht wurden und wie interessierte Firmen weitermachen können, erklärt Leiter Dr. Peter Radgen.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Olaf Stauß olaf.stauss@konradin.de
Herr Dr. Radgen, die Hälfte des geschätzten Energieeinsparpotenzials in der Druckluftversorgung wollten Sie erschließen: 2,5 Terawattstunden. Ist das Ziel erreicht?
Quantitativ lässt sich das natürlich nicht überprüfen. Aber wir registrieren eine hohe Resonanz durch direkte Anfragen und über die Webseite. Das zeigt, dass das Thema auf den Nägeln brennt. Viele Unternehmen sind sensibilisiert und wollen ihre Druckluftkosten senken. Die Homepage von Druckluft effizient ist dafür eine gute Anlaufstelle, und das hat sich herumgesprochen.
Wieviel Energie konnten die beteiligten Unternehmen denn einsparen?
Wir haben in 70 Betrieben detaillierte Messungen vorgenommen. Die Auswertung bestätigt unsere Prognose, dass die Druckluftkosten im Schnitt um ein Drittel gesenkt werden können. Allerdings schwankt der Wert zwischen zehn und 80 Prozent. Doch es gab kein Unternehmen, das nichts hätte einsparen können.
Gab es auch Fehleinschätzungen bei der Kampagne?
Ja, die 70 Druckluft-Audits kamen wesentlich teurer als erwartet. Die Mess-Unternehmen mussten draufzahlen. Hinzugelernt haben wir auch beim Thema Contracting. Selbst wenn ein Dienstleister die Station betreibt, sollte sich im Betrieb jemand mit Druckluft auskennen, denn die Zuständigkeit des Contractors endet meistens an der Einspeisung in die Hauptleitung. Das ist klar geworden.
Offiziell ist die Aktion ja beendet. Wie können Unternehmen künftig davon profitieren?
Auf unserer Webseite bieten wir Informationen, Fakten und Downloads. Auch das Benchmarking-Angebot werden wir weiter aktiv pflegen. Hier haben Interessierte die Möglichkeit, ihre Druckluft-Daten einzutragen und an den Kennzahlen abzulesen, welches Optimierungspotenzial sie im Vergleich zu anderen Unternehmen haben. Die Datenbasis umfasst inzwischen mehr als 180 Betriebe.
Welchen Unternehmen würden Sie empfehlen, ihre Druckluftkosten genauer unter die Lupe zu nehmen?
Genau dies klärt das Benchmarking. Es liefert Kennzahlen und sogar erste Hinweise auf Schwachstellen der Druckluftstation. Wir sind gerne bereit, die Ergebnisse am Telefon durchzusprechen. Bei einem Besuch vor Ort müssen wir allerdings die Kosten abrechnen. Übrigens interessieren sich inzwischen auch andere europäische Länder für das Benchmarking. Mit der Schweiz gibt es bereits eine Vereinbarung, das Tool auf den dortigen Markt auszudehnen.
Wie hat sich die Anbieter-Branche durch „Druckluft effizient“ verändert?
Die Hersteller legen heute größeres Gewicht auf den Systemgedanken. Die Einsicht sickerte durch, dass die Druckluftanlage mehr ist als der Kompressor. Die Anbieter haben auch stärker verinnerlicht, dass Energieeffizienz eine ganz entscheidende Rolle spielt. Bedauerlich ist allerdings, dass sie bis heute in Firmenprospekten keine Angaben über die spezifische Leistungsaufnahme machen.
Welche Möglichkeit gibt es sonst noch, sich neutrales Know-how zu besorgen?
Im Zuge der Aktion ist ein Forschungsnetz Druckluft entstanden. Betriebe können sich also auch an die Hochschulen wenden, oder etwa eine Diplomarbeit vergeben. Den Link zum Forschungsnetz finden Sie auf unserer Homepage.
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