Es ist so ungerecht. Da würdigt mich mein Nachbar keines Blickes mehr, nur weil ich ihn Klugscheißer nannte. Dabei wollte ich ihn nur loben. Er ist nämlich einer der wenigen, der die Hinterlassenschaft seines Vierbeiners in einen Kotbeutel steckt und diesen in der öffentlichen Hundetoilette unweit unseres Hauses versenkt. Als ich ihm neulich mein Smartphone entgegen streckte und ihn aufforderte, er möge doch bitte den Code eingeben, regte er sich tierisch auf. Er verstand „Kot eingeben“ – und lag damit richtig. Die App, die ich ihn zu bedienen bat, trägt nämlich den Titel „Dog’s Place“. Mit ihr können Hundebesitzer alle hundefreundlichen Plätze in ihrer Nähe finden – von Hundewiesen und -stränden über Hundefrisöre, bis hin zu Dogsittern, Tierärzten und natürlich Hundetoiletten. Selbst Lieblingsorte lassen sich eintragen, um sie mit anderen Hundefreunden zu teilen. Nicht mehr lange, und alle Herrchen und Frauchen unseres Viertels mutieren endlich zu Klugscheißern. Die App-Sucht könnte auch Hundehalter in spe dazu animieren, sich einen vierbeinigen Begleiter anzuschaffen. Ich werde bei unserer Gemeindeverwaltung eine Anfrage starten, ob sie mich an den künftig sprudelnden Hundesteuereinnahmen beteiligen wird. dk
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