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Entwicklerteam nimmt Anwendern die Arbeit ab

Antriebe: Optimales Zusammenspiel beginnt bei CAD-Daten
Entwicklerteam nimmt Anwendern die Arbeit ab

Antriebsprodukte sollen als komplette Systeme möglichst aus einer Hand kommen. Unternehmen versuchen, diesen Anspruch zu erfüllen – gegebenenfalls mit Partnern. Dafür sind neue Wege bei Entwicklung, Produktion und Vertrieb erforderlich.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann – birgit.oppermann @ konradin.de

Rot-grüne Koalition zwischen dem Südwesten Deutschlands und Österreich – was in der Politik Schlagzeilen machen würde, ist in der Antriebstechnik-Branche die Folge einer Kundenforderung: Systeme sollen von einem Anbieter zu beziehen sein. Die Farbe Rot vertritt in diesem Fall das 1931 gegründete baden-württemberger Traditionsunternehmen SEW-Eurodrive GmbH & Co. aus Bruchsal. Das grüne Logo kommt von der österreichischen Keba AG mit Firmensitz in Linz. Beide Unternehmen haben im Frühjahr auf der Hannover Messe einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, um von nun an in ihren Märkten komplette Antriebssysteme anbieten zu können.
„Der Kunde will einen verantwortlichen Partner für seine gesamten Motion-Control-Aufgaben“, erläutert Hans Sondermann, stellvertretender Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei SEW. Daher soll das zukünftige Produktprogramm vom Industriegetriebe bis zum Bedienpaneel reichen und auch das Systemengineering umfassen. Auch die Hardware wollen die beiden Hersteller in Maschinen oder Anlagen integrieren und auf Wunsch den Service ausbauen – bis hin zur kundenspezifischen Software für die Bewegungssteuerung.
Dem Anwender soll das Abstimmen einzelner Komponenten auf diese Weise erspart bleiben. Für diese Aufgabe stehen Entwicklern auch viel mehr Möglichkeiten offen. Sie haben den Zugriff auf die CAD-Daten und können sogar konstruktive Änderungen an einzelnen Bauteilen verwirklichen, um zu ganz neuen Lösungen zu kommen, Maschinenkonzepte zu optimieren und Kosten zu senken. Diesen Weg beschreiten SEW und Keba. „Wir werden in der Entwicklung und in der Fertigung voneinander lernen können“, ist SEW-Entscheider Sondermann überzeugt, „und wir werden uns in einem internen Benchmark anschauen, was der jeweils andere besser macht.“ Der Öffentlichkeit sollen die neuen Produkte Anfang 2004 präsentiert werden.
Den Stammsitz in Baden-Württemberg will SEW weiter stärken. Dort entsteht unter der Führung von Rainer und Jürgen Blickle, die das Unternehmen in der dritten Generation als Familienbetrieb leiten, ein neues Entwicklungs- und Versuchszentrum. Ab dem zweiten Quartal 2003 sollen rund 450 moderne Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Da SEW und Keba ihr gemeinsames Geschäft ausweiten wollen, werden auch neue Arbeitsplätze enstehen, wie es aus Bruchsal heißt.
Gemeinsame Entwicklungsarbeit mit einem Partner, der aus einer der Elektronik nahen Branche stammt, hat ein weiteres, ur-schwäbisches Maschinenbau-Unternehmen bereits hinter sich. Der Esslinger Getriebemotorenhersteller Bauer, der in diesem Jahr sein 75jähriges Bestehen feiert, gehört seit 1999 zum dänischen Danfoss-Konzern und firmiert unter dem Namen Danfoss Bauer GmbH. Entwicklung, Produktion und Vertrieb bei Bauer und bei den Umrichter-Spezialisten der Offenbacher Danfoss Antriebs- & Regeltechnik GmbH sind im Segment Motion Control zusammengefasst. Dass so ein Zusammenschluss Erfolg verspricht, belegt Marketingleiter Karl-Peter Simon mit Zahlen: „Im Jahr 2001 betrug das Wachstum dieser Danfoss Division über 16 Prozent.“ Für die Zukunft soll die stärkere Kundenorientierung in Vertrieb und Beratung im Vordergrund stehen.
Den Systemgedanken haben die Partner in einer neuen Generation von Antrieben umgesetzt, die Getriebemotoren und Umrichter konstruktiv vereinigt. Weil die neuen, aufeinander abgestimmten Lösungen den Anforderungen an dezentrale Antriebssysteme entsprechen, fühlen sich die Antriebsexperten für die Zukunft bestens gerüstet.
An Lösungen für die Automatisierung richtet sich auch eine Gruppe baden-württembergischer Unternehmen aus, die sowohl einen Teil ihres Produktspektrums als auch die geographische Herkunft teilen: Am Fuße des Schwarzwaldes, rund um Villingen-Schwenningen, liegt die Heimat einer ganzen Reihe von Drehgeber- und Zähler-Herstellern. Seinen Ursprung hat dieser Wirtschaftszweig in der Feinmechanik-Industrie, deren Geschichte sich entlang der Deutschen Uhrenstraße in dieser Region verfolgen lässt.
Abgestimmte Lösungen sind die Zukunft
Die Tonfedern, auf denen beispielsweise Johannes Hengstler 1846 sein Geschäft gründete, sind heute allerdings leistungsfähigen Drehgebern gewichen. Sie in moderne Antriebssysteme einzupassen, ist die aktuelle Aufgabe für die Entwickler bei der Hengstler GmbH in Aldingen, der Max Stegmann GmbH in Donaueschingen, der Kübler GmbH und der Ivo GmbH & Co., beide in Villingen-Schwenningen, sowie der Trossinger TR-Systemtechnik GmbH.
Flexibilität und Anschlussmöglichkeiten für viele verschiedene Bus-Protokolle fordern Kunden aus dem Maschinen- und Anlagenbau – statt sich auf einen Hersteller festzulegen und mit ihm eine Kooperation zu vereinbaren, bevorzugen sie individuelle Lösungen. Interesse an engerer Zusammenarbeit besteht hingegen auf Seiten der Sensorhersteller. Die Drehgeber werden zwar zu den Sensoren gerechnet, aber abgesehen vom Sensor im Inneren gibt es eine Menge beweglicher Mechanik drumherum. Auf diesem Sektor sehen die Zähler- und Drehgeberhersteller ihre Kernkompetenz.
Seit rund sieben Jahren gehört Ivo beispielsweise zum Schweizer Baumer Electric Konzern, Hengstler ist Bestandteil der US-amerikanischen Danaher-Gruppe. Die Kübler GmbH und der Sensorhersteller Hans Turck GmbH & Co. KG in Mühlheim an der Ruhr kooperieren, und mit der Waldkircher Sick AG und der Max Stegmann GmbH haben sich zwei baden-württemberger Unternehmen als Partner zusammengefunden. Wie sie auf der Hannover Messe mitteilten, verhandeln sie zurzeit darüber, ihre Kooperation weiter auszubauen – wie es heißt, strebt der 61-jährige Alleingesellschafter Günther Stegman eine Partnerschaft auch im Sinne einer Nachfolgeregelung an. Die Produkte jedoch werden, auch wenn eine neue Koalition zu Stande kommt, ihren Namen behalten.
„Wir wollen die Offenheittrotz des Systemangebots“
Systeme aus Antrieb und Steuerung wollen SEW und Keba anbieten. Sie sollen sich mit Komponenten anderer Anbieter kombinieren lassen.
Herr Mack, wie offen werden die Systeme sein, die Sie zusammen mit Ihrem neuen Partnerunternehmen zukünftig anbieten?
Systemlösungen sind optimal aufeinander abgestimmt. So lässt es sich nicht immer vermeiden, dass nicht alle Systeme, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstehen, untereinander kompatibel sind. Auf Grund der Anbindung über Ethernet sehen wir aber Offenheit zu einem gewissen Grad gegeben. Wir wollen nicht, dass der Kunde von uns abhängig ist, und werden auch gemeinsame Bestrebungen großer Kunden und anderer Hersteller beachten. Wir wollen unsere Welt so offen halten, wie es möglich ist. Sollten sich dadurch neue Standards bilden, werden wir diese unterstützen. Schließlich öffnet sich so immer wieder die Möglichkeit, durch höhere gemeinsame Stückzahlen die Kosten zu reduzieren.
Welche Vorteile bieten Antriebssysteme, die ein Anwender nicht durch Kombination von Komponenten erreichen kann?
Aus Kundensicht ist der größte Vorteil die völlige Elimination von Schnittstellen: Ein Getriebe plus Motor erhält der Kunde als Getriebemotor. Der Umrichter versorgt diesen mit Spannung und erhält die Motordaten aus dem integrierten elektronischen Typenschild. Klar ist, dass sich auch Umrichter und Steuerung auf Anhieb „verstehen“, kommen sie doch aus einer gemeinsamen Entwicklungscrew.
Der Systemgedanke ließe sich auf andere Komponenten ausdehnen. Arbeiten Sie mit weite- ren Partnern zusammen?
SEW-Eurodrive pflegt bereits seit Jahren die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Spezialisten aus dem Bereich der Drehgeber. Expertenwissen und Applikations-Know-how sind eine gute Kombination für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Eine Partnerschaft besteht auch mit Siemens auf dem Gebiet der Dezentralisierung nach dem Ecofast-System. Auch hier nehmen wir dem Kunden Arbeiten ab, die ihn Zeit kosten oder für die ihm die erforderlichen Fachleute fehlen.
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