Die deutsche Meisterausbildung im gewerblichen Bereich setzt Maßstäbe, nach denen andere Länder streben. Für den Stadtstaat Singapur ist die Weiterbildung zum Industriemeister ein besonders Vorbild. So hat das Programm „Precision Engineering Master Craftsmen“ (PeMC) der Nanyang Polytechnic (NYP) Singapur als erstes Weiterbildungsprogramm außerhalb Deutschlands ein Zertifikat der Industrie- und Handelskammer (IHK) Akademie München und Oberbayern erhalten. Mit diesem Dokument bestätigt die IHK-Akademie, dass die singapurische Weiterbildung im Bereich Feinwerktechnik den formalen Qualitätsanforderungen des Industriemeisters Metall in Deutschland entspricht. Bei einem Festakt am 19. Mai in Singapur erhielten die ersten 51 PeMC-Absolventen aus 30 Firmen ihre Meisterdiplome überreicht.
„Die NYP ist eine renommierte Fachhochschule und bietet ein exzellentes Ausbildungsprogramm. Wir freuen uns, dass dies durch die Zertifizierung des PeMC von der IHK-Akademie bestätigt wird“, erklärt Alan Yeo, Regionaldirektor Europa des Economic Development Board (EDB) Singapur. „Mit der Meisterausbildung können wir sicherstellen, dass deutschen Unternehmen vor Ort hochqualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Insbesondere bei der Förderung des deutschen Mittelstands in Singapur kommt der Ausbildung von Talenten eine zentrale Rolle zu.“
Deutsche Standards, lokale Ausrichtung
Im Jahr 2011 wurde der Precision Engineering Master Craftsmen von der Nanyang Polytechnic in Kooperation mit dem EDB, SPRING Singapore und der Workforce Development Agency (WDA) Singapur ins Leben gerufen. Innerhalb von zwei Jahren können sich berufserfahrene Feinwerktechniker in Teilzeit zu Master Craftsmen weiterbilden lassen. Ziel ist die Übernahme von Führungspositionen und Ausbildungsfunktionen im Werksbetrieb.
Karsten Lenger von der IHK-Akademie München und Oberbayern zum Programm: „Mit dem PeMC gibt es in Singapur erstmalig einen Abschluss, der sich explizit mit der nicht-akademischen Weiterbildung im Berufsleben befasst. Das ist ein Wandel in der Betriebskultur, über den wir uns freuen.“ Bisher blieben Erwerbstätige in Singapur nach der Berufsausbildung im Betrieb, ohne die Möglichkeit einer Weiterbildung zu erhalten, so Lenger.
Das Ausbildungskonzept vereint das Modell der deutschen Meisterweiterbildung mit Inhalten, die auf die Bedürfnisse der singapurischen Industrie zugeschnittenen sind: Während sich Zulassungsvoraussetzungen, Prüfungsordnungen, Lehrpläne und -personal in beiden Ländern formal entsprechen, wird in Singapur ein besonderer Fokus auf technisches Know-how gelegt. Führungsqualitäten und Ausbildungskompetenzen werden Meisterschülern in Deutschland und Singapur gleichermaßen vermittelt.
Fachkräfte für deutsche Firmen
Das Master-Craftsmen-Programm kommt der großen Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften, die Qualitätsarbeit auf deutschem Niveau leisten, entgegen. Die Zertifizierung durch die IHK-Akademie München und Oberbayern wurde durch die Auslandshandelskammer (AHK) Singapur initiiert. „Es ist eine besondere Chance, dass die AHK Singapur und IHK München Partner von EDB und NYP sein konnten. Wir haben diese Aufgabe gerne wahrgenommen. Sowohl die technischen Einrichtungen, als auch die enge Kooperation zwischen Unternehmen, Studierenden und der Nanyang Polytechnic haben uns sehr beeindruckt“, sagte Tim Philippi, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK Singapur während der Zeugnisübergabe in Singapur. „Die mittelständischen Unternehmen in Singapur, die an dem Programm teilgenommen haben, setzen Signale für den Standort und für die Region“.
Im Herzen der Wachstumsregion Südostasien gelegen, zählt die Republik Singapur zu den idealen Standorten für deutsche Unternehmen: Das geschäftsfreundliche Klima sowie stabile politische und rechtliche Rahmenbedingungen begünstigen laut EDB einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Mehr als 1400 deutsche Firmen haben sich bis heute in Singapur angesiedelt, darunter viele im Bereich der Feinwerktechnik. (bö) •
Teilen:
