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Finanzierungsalternativen für langfristige Kredite

Automobilzulieferer müssen vermehrt Fremdkapital aufnehmen
Finanzierungsalternativen für langfristige Kredite

Entwicklungs- oder auch Werkzeugkosten werden zunehmend auf die Zulieferer verlagert. Zur Finanzierung werden diese vermehrt Fremdkaptal benötigen. Neben dem klassischen Bankkredit gibt es auch andere Möglichkeiten, zu Geld zu kommen.

Dr. Claus Momburg ist Mitglied des Vorstands der IKB Deutsche Industriebank AG

Bankkredite stellen auch für mittelständische Automobilzulieferer nach wie vor ein wichtiges Instrument der langfristigen Finanzierung dar. So schlagen Bankkredite bei Mittelstandsunternehmen im Jahr mit durchschnittlich über 30 % der gesamten langfristigen Fremdmittel zu Buche. Bei den Unternehmen mit einer Betriebsleistung zwischen 25 und 100 Mio. Euro sind dies immerhin noch rund 12 %.
Künftig werden sich aber die Rahmenbedingungen der Kreditfinanzierung ändern (Basel II): Die Zinsmargen richten sich nach dem Unternehmensrating. Es wird bei Unternehmenskrediten also eine deutliche Margenspreizung in Abhängigkeit vom Unternehmensrating geben wird.
Eigenkapitalfinanzierung
Insbesondere für Wachstumsfinanzierungen wird eine reine Kreditfinanzierung jedoch oftmals nicht möglich und/oder hinsichtlich des Finanzierungspricings auch nicht sinnvoll sein, da dies zu einer deutlichen Verschlechterung der Eigenmittelquote und des Verschuldungsgrades führen würde. Insbesondere verschlechtert sich hierdurch auch das Rating, was wiederum zu einer Verteuerung oder im Einzelfall auch zu einem Ausschluss der Kreditfinanzierung führen kann. Sofern sich eine deutliche Erhöhung der Eigenkapitalbasis nicht bereits durch eine höhere Rücklagenbildung ermöglichen lässt, gewinnt die Aufnahme von externem Eigenkapital, dem sogenannten „Private Equity“, an Bedeutung.
Dies ist zum einen in Form von Direktbeteiligungen möglich. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich mit einem institutionellen Direktbeteiligungsgeber einerseits der Gesellschafterkreis verändert, andererseits allerdings keine laufende Verzinsung des Kapitals anfällt. Stattdessen erwartet der Beteiligungsgeber nach etwa drei bis fünf Jahren eine klare Exit-Perspektive mit einem Veräußerungsgewinn aus dem Beteiligungsverkauf. Dies kann entweder der Börsengang oder aber der Trade Sale sein, das heißt, der Verkauf der Beteiligung an einen industriellen Investor. Institutionelle Direktbeteiligungen bieten sich deshalb insbesondere auch als eine Option für die Vorbereitung auf eine in absehbarer Zeit anstehende Nachfolgeregelung an.
Einen Mittelweg zur Stärkung der Haftungsbasis bieten die verschiedenen Formen der Mezzanine-Finanzierung, wie beispielsweise stille Beteiligungen oder Genussrechte. Hierbei bleibt der Gesellschafterkreis unverändert, wobei auf die Einlage eine laufende Verzinsung zu zahlen ist. Am Ende der vereinbarten Laufzeit erfolgt die Rückzahlung des Finanzierungsbetrags. Gerade bei etablierten mittelständischen Familienunternehmen ist eine zunehmende Nachfrage nach Mezzaninefinanzierungen zu beobachten, da diese den Vorteil haben, dass sie dem Kapitalgeber keine Mitspracherechte einräumen und somit die unternehmerische Unabhängigkeit erhalten bleibt. Zudem eröffnen diese Finanzierungsformen flexible Gestaltungsmöglichkeiten und lassen sich insofern sehr individuell auf die Finanzierungsbedürfnisse des Unternehmens zuschneiden.
Akquisitionsfinanzierung
Im Zuge der Bildung von Unternehmenszusammenschlüssen und strategischen Allianzen, die ja auch in der Automobilzulieferindustrie zu beobachten sind, gewinnt des Weiteren die Finanzierung von Zusammenschlüssen, die sogenannte Akquisitionsfinanzierung, verstärkt an Bedeutung.
Wegen der besonderen Risiken von Akquisitionsfinanzierungen muss – auch unabhängig von Basel II – gerade bei einer kreditfinanzierten Unternehmensübernahme die Tragfähigkeit des prognostizierten Cashflows des Unternehmens das ausschlaggebende Kriterium für die Kreditvergabe und Verzinsung sein. Ein solches „cashflow-lending“ ist bei Unternehmenskäufen bereits heute Standard. Die Kreditprüfung konzentriert sich deshalb bei solchen Finanzierungen in besonderem Maße auf die Analyse des Geschäftsmodells des Übernahmekandidaten, seine Wachstumsaussichten im Branchenumfeld sowie mögliche Synergieeffekte und Rationalisierungspotenziale im Hinblick auf das eigene Unternehmen.
Hinzu kommt, dass eine Akquisitionsfinanzierung wegen der besonderen Risiken immer auch Eigenkapitalanteile erfordert. Insofern sei noch einmal auf die zunehmende Bedeutung des Private Equity aufmerksam gemacht.
Asset Backed Securities
Mit der wachsenden Komplexität der Unternehmensfinanzierung, die ja inzwischen auch die Finanzierung mit Bankkrediten betrifft, rücken zunehmend auch kapitalmarktnahe Finanzierungsprodukte in das Blickfeld des Mittelstandes. Besonders für Unternehmen der Automobilzulieferindustrie könnte eine Finanzierungsalternative die Asset Backed Securities (ABS) sein.
Vereinfacht gesagt, handelt es sich hierbei um eine Ausplatzierung von Forderungen des Unternehmens an institutionelle Investoren. Der Umfang des Forderungsportefeuilles sollte dabei mindestens zwischen 20 und 30 Mio. Euro betragen, wobei es sich sowohl um kurz- und mittelfristige, als auch um langfristige Forderungen handeln kann. Die Auswertungen der IKB-Kundenbilanzen zeigt, dass bereits Unternehmen in einer Größen-ordnung ab 100 Mio. Euro Umsatz im Jahr entsprechende Forderungsbestände allein aus Lieferungen und Leistungen aufweisen. Dies verdeutlicht, dass das Thema ABS für Automobilzulieferunternehmen von besonderem Interesse sein könnte.
Im Einzelnen ist eine ABS-Transaktion dadurch gekennzeichnet, dass eine Bank Forderungen ihrer Kunden mit Hilfe einer eigenständigen Gesellschaft aufkauft und diese Aktiva verbrieft. Diese Verbriefung findet in der Weise statt, dass die Kundenforderungen über die Emission von Geldmarktpapieren durch institutionelle Inves-toren refinanziert werden. Die Forderungen werden in einem Pool zusammengefasst, der im Rahmen eines Ratings auf seine Ausfallrisiken hin analysiert wird. Geratet wird dabei nicht nur die Qualität des Forderungsportefeuilles, sondern auch das Unternehmen selbst, und zwar im Hinblick auf sein Forderungsmanagement. In der Regel kommen deshalb für ABS-Transaktionen eher solche Unternehmen in Betracht, die auch insgesamt ein relativ gutes Rating vorzuweisen haben.
Der wichtigste Vorteil einer ABS-Transaktion besteht darin, dass das Unternehmen nach dem Forderungsverkauf seine Zinsaufwendungen reduzieren kann. Dieser Vorteil ist umso größer, je höher die Differenz zwischen den eigenen Refinanzierungskosten und denen am Kapitalmarkt ist. Dies gilt es im Einzelfall genau zu analysieren.
Vor diesem Hintergrund können ABS-Transaktionen gerade für mittelständische Automobilzulieferunternehmen eine interessante Finanzierungsalternative darstellen.
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