Mit einem Scanner plus Fünf-Achsen-Fräsmaschine kommen Südtiroler Schnitzer schneller zu hölzernen Figuren der heiligen Familie.
Wie Maria oder Josef als Schnitzfigur aussehen sollen, legen Südtiroler Handwerker nach wie vor in einem Muster fest. Aber statt in Handarbeit ein Bronze- oder Messing-Modell als Vorlage für die Schnitzmaschine machen zu müssen, lassen sie sich heute von modernster Techik helfen:
Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart haben im Auftrag der 3D Wood GmbH aus dem norditalienischen Lajen einen neuen Workflow für die traditionelle Holzbearbeitung generiert. Ein 3-D-Scanner tastet das Muster-Original ab, oder die erforderlichen Daten werden gleich in einem CAD-Programm generiert. Eine Software bereitet bis zu 50 000 Scanner-Datensätze des Modells auf und liefert die Grundlage für ein CNC-Programm, das die Fräsmaschine steuert.
„Die drei mal drei mal acht Meter große Maschine arbeitet vollautomatisch, hat fünf simultane Achsen, läuft mit bis zu 40 000 Umdrehungen pro Minute, wechselt automatisch die Werkzeuge und stoppt sofort, wenn Fehler auftreten“, erläutert IPA-Gruppenleiter Jürgen Goetz. So können parallel 42 qualitativ hochwertige Kopien entstehen. Die Bearbeitungszeit werde durch den automatischen Ablauf um mehr als die Hälfte verkürzt – bei gesteigerter Qualität.
So sinkt mit der neuen Anlage die Zeit zwischen dem Erstellen der Vorlage bis zum Endprodukt von Monaten auf wenige Wochen. Darüberhinaus kann der Künstler die Vorlage sogar aus Weichholz oder Wachs machen – was wesentlich schneller ist, als eine Figur in Bronze zu gießen. Bisher wurden metallene Vorlagen für den Einsatz am Pantografen gebraucht, der sie abtastete. Die Schnitzmaschine lieferte dann die Kopien. Die traditionelle Arbeitsweise hat allerdings Nachteile: Sie ist laut, es staubt, und offene Werkzeuge gefährden die Mitarbeiter. op
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