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Gestern Magnetlieferant – heute Maschinenbauer

Magnet-Anbieter: Technologieoffensive als Antwort auf Preisverfall
Gestern Magnetlieferant – heute Maschinenbauer

Erfolge erzielen europäische Magnettechnik-Anbieter heute mit High Tech und ihrem anwendungstechnischen Know-how. Das kleine Unternehmen Maurer Magnetic entwickelte zum Beispiel eine Methode, mit der sich zum Messen das Erdfeld ausschalten lässt.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß olaf.stauss@konradin.de

Durch das wachsende Angebot an Magnetwerkstoffen aus Asien sind die Preise in den letzten zehn Jahren drastisch gesunken. Albert Maurer, Chef der Maurer Magnetic AG im schweizerischen Grüningen, bringt die Entwicklung auf den Punkt, wenn er sagt: „Kleine Haftmagnete kosten heute weniger als Schrauben.“ Für die europäischen Anbieter wurde dieser Preisverfall trotz ihres erheblichen Qualitätsvorsprungs zur Bedrohung. Viele Große flüchteten in Fusionen. Mittleren und kleinen Anbietern blieb nur die Chance, sich zu spezialisieren und verstärkt in die Produktentwicklung einzubringen – und das zahlt sich nun aus. Teils vollbringen sie technologische Höchstleistungen für ihre Kunden. „Früher präsentierten wir uns nur als Hersteller von Dauermagneten“, erklärt Dietmar Schwegler, Leiter Produktentwicklung & Vertrieb bei der Magnetfabrik Schramberg GmbH & Co. KG. „Heute wollen wir möglichst früh in die Entwicklung beim Anwender eingebunden werden.“
Das rund 300 Mitarbeiter zählende Werk im Schwarzwald beliefert die Automobilindustrie seit rund fünf Jahren mit montagefertigen Baugruppen (Seite 54). Dazu gehören komplett verklebte und vergossene Ringmagnetsysteme mit Durchmessern bis zu 200 mm für Automatikgetriebe. Sie entlasten den Abnehmer davon, das spröde Magnetmaterial selbst handhaben und verarbeiten zu müssen.
Auch IBS Magnet, ein nur 15 Mitarbeiter umfassendes Berliner Unternehmen, hat Nischen erschlossen. Senior-Chef Karl-Heinz Schroeter gründete IBS vor 32 Jahren als Ingenieurbüro. „Wir haben die Bude voller Maschinen, mit denen wir Muster erstellen“, erklärt er. Er besorgte zum Beispiel Uhrmacher-Schleifmaschinen, um Unikate mit vielleicht 1 mm Durchmesser und 1 mm Dicke für Sensoranwendungen zu erstellen – Maße, die sich mit der etablierten Pressbearbeitung nicht realisieren lassen. Von Fall zu Fall ergeben sich daraus Serien für 50 000 oder mehr Magnete, die IBS durch automatisiertes, spitzenloses Rundschleifen produziert (Seite 51).
Am weitesten prescht Albert Maurer vor. Sein zurzeit zwölf Mitarbeiter starkes Handelsunternehmen ist auf dem Weg zum Maschinenbauer. „Wir bauen Entmagnetisieranlagen, mit denen wir reproduzierbar bis auf null gehen – unter das Erdfeld.“ Dazu ließ er sich vor vier Jahren vom Kunden Matsushita drängen. Aus Kostengründen hatte der Bildröhrenhersteller mit Baustahl konstruiert und suchte nun händeringend eine Möglichkeit, die Magnetfeld-bedingten Störungen loszuwerden. Die Schweizer fanden Lösungsansätze in einer 40 Jahre zurückliegenden Dissertation eines Mitarbeiters. Mit der ETH Zürich arbeiteten sie ein Jahr daran. Das Ergebnis ist ein automatisierter Entmagnetisierprozess, der erstmals geregelt arbeitet. Um den Restmagnetismus überhaupt messen zu können, entwickelten sie gleichzeitig eine „Null-Gauss-Kammer“, die das Erdfeld ausschaltet. Beide patentierten Erfindungen gehen in Serie. „Das ist unsere Investition in die Zukunft“, sagt Maurer.
Dem nicht genug, konzipierten die Schweizer eine Anlage für Daimler-Chrysler, mit der sich zusammengebaute Rotoren magnetisieren lassen: Die darauf platzierten Sinterkörper werden erst dann zu Magneten, wenn der Rotor bestückt und bandagiert ist, was die Montage stark vereinfacht. Maurers Vision: zum Systemlieferanten für derartig montierte Motorkomponenten zu avancieren.
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