Hartmetall verleiht Sägewerkzeugen Flügel

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Bernhard Reichenbach

Der Bereich Sägen war auf der Fachmesse Metav in Düsseldorf mit einer ganzen Palette interessanter Produkt-Neuheiten vertreten. Deutlich wurde, dass – aufgrund des Strebens nach höherer Produktivität – zwei Entwicklungstrends unvermindert anhalten: der Trend zu einem gesteigerten Automationsgrad mit Hilfe bedarfsgerecht verketteter Säge-, Transport-, Handling- und Lagereinheiten sowie der Trend weg von Bimetall- und hin zu Hartmetall-Sägeblättern und -bändern. Diese bieten vier- bis fünffach höhere Schnittgeschwindigkeiten. Die erhöhten Schnittleistungen erfordern allerdings eine effiziente Abfuhr der entsprechend zunehmenden Spanmengen. Mit ihren Neuentwicklungen wollen die Hersteller den gestellten Anforderungen gerecht werden.

Zwar dominiert in der Vorfertigung das Band- gegenüber dem Kreissägen eindeutig, doch gibt es Sonderanwendungen, bei denen das Kreissägen als das überlegene Verfahren anzusehen ist. Dies gilt besonders, wenn es um kurze Abschnitte, hohe Stückzahlen und Oberflächengüten in einem Durchmesserbereich bis etwa 150 mm geht. Grund genug für den Bandsägen-Hersteller Amada, sich auch auf dem Gebiet des Kreissägens zu betätigen.

Kreissägemaschinen

Das mit einer Niederlassung in Haan vertretene japanische Unternehmen hatte auf der letztjährigen Emo in Paris seine Massenschnitt-Kaltkreissäge CM 65 AN für Stahlstangen mit 15 bis 65 mm Durchmesser vorgestellt. Auf der Metav folgte nun die Premiere der CM 100 AN, die für Stangen zwischen 20 und 100 mm Durchmesser ausgelegt ist. „Ihr hohes Leistungsvermögen beruht vor allem auf dem Hartmetall-Einweg-Sägeblatt, das mit 7,5 oder 11 kW angetrieben wird“, erklärte der Key-Account-Manager Dipl.-Ing. Thomas Stoffel. Besonders geeignet sei das Sägeblatt, dessen Durchmesser 360 mm beträgt, für Trennschnitte an leicht zu zerspanenden Stahlwerkstoffen. Da das Blatt nahe der Verzahnung beidseitig geführt wird und der Spannstock die zu sägende Stange sowie den Stangenabschnitt sicher spannt, entstehen an den gratarmen Abschnitten nahezu spiegelnde Oberflächen mit Markierungen sehr geringer Rautiefe. Das Messe-Exponat verfügte an der Beladeseite über ein Schrägmagazin für die automatische Materialzufuhr, an der Entnahmeseite wurde ein Industrieroboter für das Annehmen und Ablegen der Stangenabschnitte eingesetzt. In Kürze soll mit der CM 150 AN eine Kaltkreissäge für Materialdurchmesser bis 150 mm vorgestellt werden.

Eine innovatives Kaltkreissägesystem stellte auch die in Eschweiler ansässige ITEC GmbH vor. Mit der kühlmittelfrei arbeitenden Dry Tech sollen sich große Mengen an Rohren und Profilen aus Stahl, Edelstahl, NE und Verbundstoffen gratarm, schnell und wirtschaftlich trennen lassen. Zu den Hauptmerkmalen der halb- und vollautomatisch einsetzbaren Maschine zählen hartmetallbestückte Sägeblätter, ein stufenlos regelbarer Antrieb, ein pneumatisches Lamellenspannsystem sowie die automatische Materialzufuhr. „Die auch für den mitfahrenden Einsatz konzipierte Säge erlaubt es, direkt in der Linie zu konfektionieren“, erläuterte der Technische Berater Arno Glagow. Mit Hilfe der SPS-Steuerung und zwei Näherungsschaltern können der untere und der obere Totpunkt getrennt eingestellt werden. „Dies trägt zu sehr kurzen Verfahrwegen und Taktzeiten bei“, betonte Glagow. Die maximale Schnittgeschwindigkeit beim Verarbeiten von Stahl liegt bei 1500 m/min. Durch Anpassen der Schneidegeometrie sind Vorschubgeschwindigkeiten von bis zu 6000 mm/min möglich.

Bandsägemaschinen

Eine neue Reihe von Hochleistungs-Bandsägemaschinen präsentierte die Behringer GmbH, Kirchardt. Entwickelt wurden die Automaten des Typs HBM speziell zum Sägen schwer zerspanbarer Vollmaterialien sowie für möglichst hohe Zerspanleistungen bei NE-Metallen und weichen Stählen. Die Maschinen sind konzipiert für den Einsatz von Hartmetall-Bändern, können aber auch mit Bimetall-Bändern betrieben werden. Gegenüber der Vorgänger-Reihe HBP wurden die Maschinen in mehreren Punkten verbessert: Beispielsweise erhielten sie stärkere Antriebsaggregate, um den erhöhten Anforderungen und der deutlich gesteigerten Schnittleistung beim Einsatz von Hartmetall-Bändern zu entsprechen. Eine Vollverkleidung soll für höhere Sicherheit sorgen, und eine großvolumige, offene Bauweise im Maschineninneren soll die Entsorgung auch bei großen Spanvolumina optimieren. Erhältlich sind drei Baugrößen mit Schnittbereichen bei Rundmaterial bis 360, 430 oder 530 mm Durchmesser.

Speziell für Geradschnitte von Massiv-Material, aber auch von Profilen, ist die vollautomatische Hochleistungs-Produktionsbandsägemaschine KBR 370 NA konzipiert. Die Neuentwicklung der in Lörrach ansässigen Kaltenbach GmbH + Co. KG soll hohe Schnittleistung und Wirtschaftlichkeit mit hohem Bedienkomfort verbinden. Hartmetallbestückte Sägebandführungen und ein elektronisches Schnittüberwachungssystem sorgen laut Hersteller für präzise Schnitte. Der hydraulische Sägebandvorschub und die Schnittgeschwindigkeit lassen sich stufenlos einstellen. Dies wirkt sich positiv auf Schnittqualität und Laufruhe aus. Die Vollverkleidung der Maschine soll zu einem optimierten Spänefluss und einer sauberen Maschinenumgebung beitragen. Das System ist auch für den Einsatz von Hartmetall-Bändern ausgelegt. Mittels Transporteinrichtungen aus dem Programm des Anbieters kann der Automat zu einer kompletten Sägeanlage ausgebaut werden.

Mit der Kastotec A 4 präsentierte die Kasto GmbH & Co. KG, Achern-Gamshurst, das jüngste Mitglied ihrer Kastotec-Baureihe von Hochleistungs-Bandsägemaschinen. Die vollautomatische Einrichtung besitzt einen Arbeitsbereich von 430 mm x 430 mm. Verkaufsleiter Rudolf Blust zu deren Vorteilen: „Die Maschine verbindet hohe Schnittleistungen mit hoher Funktionalität, praxisnahem Bedienkomfort und günstigem Kosten-Nutzen-Verhältnis.“ Sie verfügt über ein horizontal parallel verfahrendes Sägeband zum Trennen von Rund-, Vierkant- und Flachmaterial sowie Rohren und Profilen in allen Qualitäten. Dies gilt speziell für Werkzeugstähle sowie schwer zerspanbare Werkstoffe wie Titan, Hastalloy oder Inconel. Weiterhin besitzt die Kastotec A 4 eine automatische Material-Vorschubeinrichtung mit 1500 mm Vorschublänge. „Der Materialvorschub sorgt für präzise und vor allem reproduzierbare Abschnittlängen“, erläuterte der Verkaufsleiter. Der berührungsfrei arbeitende Rückhub des Material-Vorschubsystems, der speziell für den Automatikbetrieb von Vorteil ist, soll einen rationellen bedienerlosen Mehrschichtbetrieb ermöglichen.

Mit der HBS 220 DG stellte die Stuttgarter Hermann Klaeger GmbH eine kleine, kompakte Doppelgehrungs-Bandsäge mit einem Arbeitsbereich von 220 mm Durchmesser vor. Sie soll mit hoher Schnittgenauigkeit arbeiten: „Ob Vollmaterial, T-Träger, Profile oder Winkelstahl – alle Materialien lassen sich mit Toleranzen bis unter 0,1 mm trennen“, versicherte der Geschäftsführer Oliver Kost. Löst der Anwender die Gehrungsklemmung an der Vorderseite der Maschine, kann er den Sägerahmen leicht und stufenlos in die gewünschte Winkelstellung schwenken. Ein Rastbolzen arretiert auf Wunsch automatisch in der 90°- oder in der 45°-Stellung. „Mit der Schnellspanneinrichtung können Serienschnitte ohne großen Zeitaufwand abgearbeitet werden“, hob der Geschäftsführer hervor.

Langschnitt-Technik auch im kleineren Materialbereich soll die Vertikal-Bandsägemaschine Pehaka LBS 630/1100 der Petzing & Hartmann GmbH & Co. KG, Kassel, bieten. Das gilt etwa für das Trennen und Konfektionieren von Platten aus Eisen- und NE-Metallen bei Schnittlängen bis 1100 mm, Abschnittbreiten bis 600 mm und Materialhöhen bis 300 mm. Bei stationärem Aufgabe- und Entladetisch wird das Sägeaggregat laut Hersteller präzise hydraulisch verfahren, Vorschubgeschwindigkeit und -kraft sind stufenlos einstellbar. Der 5,5-kW-Antrieb bietet einen Verstellbereich von 20 bis 400 m/min für Bimetall-Sägebänder. Die Gesamttischgröße beträgt 1100 mm x 1400 mm.