Das Fünf-Tage-Rennen von Laatzen ist absolviert. Die meisten Investitionsgüterhersteller sind mit froher Miene von der Hannover Messe zurückgekehrt. Fast jeder dritte der rund 205 000 Besucher hat laut einer Umfrage konkrete Investitionsvorhaben angekündigt (S. 7).
Ein einziger Moll-Ton vermochte den Jubelchor allerdings kaum zu stören: Der Bundesverband der Deutschen Industrie rechnet in diesem Jahr lediglich mit einem Wachstum von rund 1 %. Dass aber Deutschland dennoch erneut die Exportweltmeisterschaft errungen hat, hinterlässt bei allem Stolz darüber ein ernst zu nehmendes Problem. Den Wirtschaftsmotor des Exportweltmeisters treiben nur noch die Ausfuhren – doch die sind immer weniger Made in Germany. Rund 40 % der in diesen Gütern verbauten Vor-produkte stammen aus Importen.
Kein Wunder, dass mit rückläufiger Wertschöpfung Wachstumssprünge ausbleiben. Verbessern sich die Rahmenbedingungen nicht schleunigst, um wieder zu einem Innovationsvorsprung oder zu Kostenvorteilen zu kommen, werden deutsche Unternehmen ihre Wettbewerbsführerschaft nur mit Hilfe der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland behaupten oder wiederfinden. Dass Bosch-Rexroth-Vorstand Manfred Grundke noch in diesem Jahr zu intelligenten Lösungen kommen will, wie er im Exklusiv-Interview mit dem Industrieanzeiger sagt (S. 16), zeigt aber auch den Optimismus der Firmenchefs, ihre hiesigen Standorte wettbewerbsfähig machen zu können. Auch das zeigt: So positiv die Signale aus Hannover gewertet werden können – in Hannover selbst wird nicht die Konjunktur gemacht.
Dietmar Kieser
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