Startseite » Allgemein »

Holz-Werkstoffe profilieren sich

Wood-Plastic-Composites: ExtrusionsProfile punkten mit ihrem Natur-Look
Holz-Werkstoffe profilieren sich

Ein neuer Werkstoff erobert die Baumärkte: Wood-Plastic-Composites. Sie bestehen zum Großteil aus Holz, sind durch ihren Kunststoffanteil aber haltbarer. Sie lassen sich mit komplexer Geometrie extrudieren und fordern damit die Kreativität der Entwickler heraus.

Auch wenn sie den Eindruck eines natürlichen Werkstoffes vermitteln und Holz ähneln, unterscheiden sie sich in ihrem Aussehen doch von der natürlichen Vorlage. Die holztypische Maserung wird man umsonst suchen. Dafür präsentieren sich Wood-Plastic-Composites in Geometrien, die bei Holzprodukten niemand erwarten würde. WPC werden durch Spritzgießen und Extrudieren maschinell in Form gebracht und lassen sich durch Sägen und Bohren bearbeiten wie Holz. Keine Frage: Mit WPC ist ein neuer Werkstoff geboren zwischen Kunststoff und Holz. Es lässt sich variabel gestalten mit Holzanteilen zwischen 50 und 90 % und maßgeschneiderten Additiven. Als Kunststoffe werden vorwiegend PVC, PP und PE verwendet.

Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe haben eine höhere Steifigkeit als Kunststoffe. Gleichzeitig sind sie weniger witterungsanfällig als Holz und lassen sich leichter reinigen. Diese Eigenschaft hat den WPC-Profilen in Nordamerika zu einem Boom verholfen. 2005 sind dort rund 700 000 t vermarktet worden, vor allem als „Decking“-Profile für Boden- und Terrassenbeläge, Fußwege und Anlegestege. Die Anwender nutzen den Vorteil, dass die natürlich anmutenden WPC im Gegensatz zu Holz kaum gepflegt werden müssen und eine glatte, splitterfreie Oberfläche bieten – ohne Verletzungsgefahr für Barfußläufer.
Im Vergleich dazu hängt der europäische Markt weit zurück, beginnt aber zu wachsen. Nach Schätzungen der Nova-Institut GmbH, Hürth, beläuft sich der Absatz für 2007 auf ein Volumen zwischen 50 000 und 100 000 t. Für Deutschland geht Christian Gahle, Bereichsleiter für Werkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, von 20 000 t aus und hat darin schon eine Verdoppelung im Vergleich zu 2005 einkalkuliert. „Wir rechnen mit einem deutlichen Wachstum, ausgehend allerdings von einem niedrigen Niveau.“
Auch die Zahlen der Maschinenhersteller spiegeln diese Verhältnisse wider. Der US-amerikanische Hersteller Cincinnati Milacron Extrusion Systems konnte bereits 280 Systeme im Markt unterbringen. Demgegenüber hat die Wiener Cincinnati Extrusion GmbH, die wegen ihrer früheren Zugehörigkeit zum gleichen Konzern einen ähnlichen Namen hat, 130 Systeme platziert. Mit ihrer in der 4. Generation weiterentwickelten WPC-Extruderlinie sehen sich die Österreicher als Pionier in Europa. Bezogen auf den hiesigen Markt ist ihr Absatz überraschend hoch. Dies deutet auf fundiertes Know-how. Europäische Kunden entwickelten in den letzten Jahren zahlreiche anspruchsvolle Produkte, auch für den Innenbereich. „Durch die Vielzahl an Produkten mit unterschiedlichen Profilgeometrien und Rezepturen haben wir viel Know-how aufgebaut“, sagt Produktmanager Mathias Daniel.
Dieses Know-how könnte künftig ein großes Plus sein. Denn entscheidend wird der Mehrwert sein, den die Holzprofile für die Anwendung bieten. „Das WPC-Produkt muss einen Zusatznutzen haben, wenn es sich in Marktnischen durchsetzen will“, heißt es in der Nova-Studie, die via Internet-Download erhältlich ist.* Ein Beispiel sind die Sockelleisten ClickVision, die die Grünwald GmbH aus Neuburg/Donau vor vier Jahren mit Unterstützung von Cincinnati Extrusion auf den Markt brachte. Sie lassen sich auf eine Trägerschiene an der Wand durch einfaches Klicken montieren – und bei Bedarf um bis zu 4 mm nachdrücken, um Unebenheiten auszugleichen. „WPC sind für uns nur Mittel zum Zweck“, erklärt Geschäftsführer Frank Eberspächer: Die WPC-Extrusion ermöglicht das Anbringen feiner Rillen im Profil, in die es beim Nachdrücken einrasten kann.
Der Markt für Bodenprofile verspricht auch hierzulande ein starkes Wachstum. Doch die Reviere sind größtenteils abgesteckt, warnt Christian Gahle vom Nova-Institut. Die Firmen arbeiten seit Jahren an ihren Decking-Produkten, feilen an Prozess und Compoundierungen. Potenziale schlummern eher bei neuen Anwendungsideen. „Keiner weiß genau, wo die wichtigsten Märkte liegen werden“, zitiert die Nova-Studie einen Experten aus dem Jahr 2005. Kreativität ist gefragt. Was möglich ist, zeigen bereits umgesetzte Innovationen. So bietet die Fentech AG, St. Gallen, Fensterprofile aus WPC nach einem US-Patent an, die teilweise bessere Eigenschaften bieten sollen als Alu- oder Kunststoff-Fenster.
Die Kosche Profilummantelung GmbH aus Much produziert ein silbergrau eingefärbtes WPC-Bodenpaneel mit Alu-Partikeln. Von Augenhöhe aus sollen sich die Bodendielen kaum von Aluminium unterscheiden lassen. Eine weitere Produktidee haben sowohl Kosche als auch Correct Building Products in den USA verwirklicht: ein Paneel, bei dem antimikrobische Additive die Gefahr von Pilzbefall weiter senken. Der Wartungsaufwand sinkt dadurch gegen Null.
Auch das Nova-Institut will der Kreativität Raum geben. Mit der Reifenhäuser Extrusion GmbH & Co. KG, Troisdorf, als Partner hat es einen neuen Innovationspreis ausgeschrieben. Gefragt sind marktorientierte Produkt-Neuheiten sowie Technologie- und Verfahrensinnovationen. Die Auszeichnungen sollen auf dem WPC-Kongress im Dezember in Köln vergeben werden – der Tagung, die Aufbruchstimmung verbreiten wird, wenn sich die Marktprognosen als richtig erweisen.
Komplexe Geometrie möglich
Designer sind gefordert

Marktchancen
Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe WPC sind eine neue Materialklasse mit Marktchancen. Als pflegeleichte und naturnahe Boden- und Terrassenpaneele verzeichnen sie in Nordamerika ein großes Wachstum. Der Markt kommt auch hierzulande in Schwung. Chancen haben ausgefallene Anwendungsideen, die gezielt die Stärken des Materials nutzen: WPC lassen sich komplex gestalten, variabel zusammensetzen, sehen natürlich aus und sind sehr pflegeleicht.
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de