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Kranschlosser an der Leine

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Kranschlosser an der Leine

Beim Stahlrohrhersteller Vallourec & Mannesmann Tubes wurde am Standort Düsseldorf im Jahr 2009 eine komplett neue Kranbahn installiert. Wegen der Größe der Konstruktion gab es keine Möglichkeit, einen Wartungssteg zu installieren. Eine Absturzsicherung war daher ein zentraler Punkt beim Ausbau der Anlage.

Wer in 10 m Höhe nur auf einem schmalen Stahlgerüst ohne Geländer arbeiten muss, braucht starke Nerven. Und eine gute Absturzsicherung. Bei vielen Kranbahnen muss deshalb oft eine Strecke von mehreren hundert Metern kontinuierlich mit einer Sicherheitsvorkehrung ausgestattet sein, damit Techniker und Wartungsmonteure routiniert ihrer Arbeit nachgehen können. Damit Absturzsicherungssysteme praxistauglich sind, müssen sie sorgfältig konzipiert sein und bei Kranbahnen, die sich in der Planung befinden, von vornherein berücksichtigt werden.

Beim Stahlrohrhersteller Vallourec & Mannesmann Tubes in Düsseldorf wird deutlich, wie einfach ein zuverlässiges Absturzsicherungssystem funktionieren kann, wenn das Konzept stimmt. Das deutsch-französische Unternehmen ist Weltmarktführer in der Produktion nahtlos warmgewalzter Stahlrohre. In dieser Branche gehört das Bewegen von tonnenschweren Lasten zum Alltag. Diese logistische Herausforderung ist ohne moderne Kran- und Hebetechniken nicht zu bewältigen.
Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, errichtete das Unternehmen am Standort Düsseldorf im Jahr 2009 eine komplett neue Kranbahn. Projektleiter Ludger Billion war dabei auch für die Umsetzung der arbeitssicherheitstechnischen Maßnahmen verantwortlich. „Als Unternehmen, das am Weltmarkt agiert, setzten wir hohe Standards bei der Sicherheit unserer Mitarbeiter an“, erklärt Betriebsingenieur Billion. „Die Modernisierung der Absturzsicherungsvorkehrungen war daher ein zentraler Punkt beim Ausbau unserer Anlage.“ Die neue Kranbahn in Düsseldorf ist deutlich größer als die vorherige, musste aber in derselben Fertigungshalle Platz finden. Wegen der Größe der neuen Konstruktion gab es keine Möglichkeit, einen Wartungssteg zu installieren. Es musste daher eine andere Lösung gefunden werden, damit die Mitarbeiter die Anlage sicher begehen konnten.
Maximale Leistung auf begrenzten Raum. Das war das Ziel der Modernisierung der Kranbahn im Werk Düsseldorf-Reisholz. Mit einer Höhe von 10 m kann die neue Kranbahn eine Last von maximal 60 t über eine Distanz von 300 m bewegen. Das ist mehr als die doppelte Tragkraft der alten Anlage. Der Startschuss für das Projekt fiel 2007 mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie. Ein Jahr später war Baubeginn und 2009 wurde die Anlage fertiggestellt. Im Zuge der Modernisierung des Standorts hatte aber nicht nur die alte Kranbahn, sondern auch der alte Versorgungssteg weichen müssen. Damit stand für Projektleiter Billion fest: Eine alternative Lösung zum Schutz vor Abstürzen musste her.
„Um die Anlage sorgfältig warten und gegebenenfalls Reparaturen durchführen zu können, müssen sich unsere Kranschlosser entlang der gesamten Kranbahn sicher bewegen können“, weiß Ludger Billion aus der Praxis. Kranschlosser sind bei Vallourec & Mannesmann Tubes die Wartungstechniker der technischen Instandhaltung. Deren Hauptaugenmerk liegt auf dem einwandfreien Betrieb der Kranbahnen. Da die neue Kranbahn beinahe die gesamte Halle ausfüllt, können sich die Techniker nur auf der Stahlkonstruktion selbst bewegen. Die entsprechenden Verkehrswege sind teilweise nur wenige cm breit. Eine Absturzsicherung gemäß den gesetzlichen und berufsgenossenschaftlichen Vorgaben ist unumgänglich.
Bei der Planung und Montage der Absturzsicherung für die neue Kranbahn entschied sich Betriebsingenieur Billion gemeinsam mit den Kollegen von der Arbeitssicherheit für die Installation eines voll überfahrbaren Seilsicherungssystems. „Bei der kontinuierlichen Sicherung längerer Verkehrswege gehören solche Seilsicherungssysteme zum Stand der Technik, denn sie schützen die Mitarbeiter, ohne bei der Arbeit zu behindern.“ Geplant und installiert wurde das System vom niederrheinischen Hersteller und Dienstleister ABS Safety. Das inhabergeführte Unternehmen aus Kevelaer ist auf die Konzeption moderner Sicherheitslösungen spezialisiert. Die oft aus der eigenen Entwicklungsabteilung stammenden Systeme sichern Gebäude wie die Messehalle in Köln, das Daimler-Werk in Sindelfingen oder die Hamburger Airbushallen. Neben der Sicherung von Dachflächen gehört die Absturzsicherung an industriellen Großmaschinen und Kranbahnen zu den Spezialgebieten des Unternehmens.
„Eine Absturzsicherung schützt nur dann zuverlässig, wenn sie optimal auf die Gegebenheiten des Umfelds abgestimmt ist“, so Ludwig Beckers, geschäftsführender Inhaber von ABS Safety. Beckers weiß, worauf es beim Schutz vor lebensbedrohlichen Stürzen ankommt. Er hat selbst viele Sicherheitslösungen entwickelt und ist Mitglied im Normenausschuss für PSA (Persönliche Schutzausrüstung).
Die Infrastruktur der Fertigungshalle 6 von Vallourec & Mannesmann Tubes in Düsseldorf-Reisholz begutachtete er vor der Montage des Seilsicherungssystems eingehend. „Das System durfte die Arbeitsroutine nicht behindern und sollte auch von den Beschäftigten gut angenommen werden“, berichtet Experte Beckers. „Deshalb haben wir uns die zu sichernden Verkehrswege zunächst genau angeschaut.“ Das war auch dem Betriebsingenieur Ludger Billion wichtig: „Wir sind zusammen die gesamte Strecke der Kranbahn abgefahren, damit sich die Monteure von ABS Safety ein Bild von allen Abschnitten des Verkehrswegs machen konnten.“ Auch auf einen zweiten Besuch im Vorfeld der Umsetzung legte Billion wert. „Ungehindert arbeiten zu können ist ein entscheidender Sicherheitsaspekt.“ Die neue Absturzsicherung sollte das unbedingt berücksichtigen, damit die Techniker nicht einen Fehltritt machen, weil sie in der Konzentration gestört sind.“
Im Gegensatz zu Geländern, die bautechnisch oft gar nicht umgesetzt werden können, sind gut geplante Seilsicherungssysteme bei der Arbeit nicht im Weg. Das Prinzip ist denkbar einfach: Über eine längere Distanz wird entlang des Verkehrswegs ein Edelstahlseil montiert, das mit variablen Zwischenhalten und Kurvenelementen auch problemlos um Ecken oder sonstige Hindernisse geführt werden kann. An diesem Seil befestigt der Beschäftigte seine persönliche Schutzausrüstung (PSA), also den Auffanggurt oder die Auffangweste, die er am Körper trägt. Für Ludger Billion ist das die sinnvollste Lösung: „Einmal angeschlagen ist der Mitarbeiter kontinuierlich gesichert.“
Nach eingehender Prüfung der vorhandenen Montageuntergründe entschied man sich für die Installation des ABS-Lock SYS IV. Dieses System lässt sich bei Bedarf sogar über Kopf montieren. In Düsseldorf war das jedoch nicht erforderlich. „Parallel zu den Kranbahnschienen wurde das Stahlseil an der Wand befestigt“, berichtet Billion. „Das besondere an unserem Seilsicherungssystem ist der spezielle Bronzegleiter, der reibungslos über das Seil und die Zwischenelemente fährt.“ Mit diesem von ABS Safety entwickelten Element muss sich der Wartungstechniker nur einmal anschlagen und ist dann kontinuierlich gesichert.
Der Gleiter fährt während der Arbeit einfach neben dem Beschäftigen her. Aus der Praxis weiß Ludger Billion, dass die Laufeigenschaften eines solchen Gleiters aber nicht nur ein Qualitätsmerkmal sind, sondern ein wichtiger Sicherheitsfaktor: „Wenn der Gleiter unerwartet hakt, wird der Kranschlosser abrupt in der Bewegung gestoppt und kann im schlimmsten Fall das Gleichgewicht verlieren“, so Billion. „Mit dem System von ABS Safety haben wir solche Probleme nicht, denn der Bronzegleiter ist besonders laufleicht.“
In der Fertigungshalle wurden insgesamt 305 m Edelstahlseil sowie 30 End- und Zwischenhalter installiert. Zusätzlich orderte Vallourec & Mannesmann Tubes vier Bronzegleiter und zahlreiche Bandfalldämpfer. Die Montagezeit des Sicherungssystems betrug nur zwei Tage. „Nachdem die Anlage begutachtet war, ging die Installation reibungslos voran“, erinnert sich Ludger Billion. Sicher dürfen sich aber nicht nur die Wartungstechniker mit dem neuen System fühlen, sondern auch der Kranbahnführer. Wenn es tatsächlich zu einem Ausfall kommen sollte, sitzt der Kranbahnführer irgendwo auf der Strecke fest. Mithilfe der Seilsicherung kann er trotzdem geschützt bis zum Aufgang gelangen, denn er hat immer eine entsprechende Schutzausrüstung bei sich.
Für die Düsseldorfer hat sich die Investition in die Sicherheit der Mitarbeiter gelohnt. „Auf Basis einer guten Planung hat ABS Safety in kurzer Zeit ein System installiert, das unseren hohen Sicherheitsanforderungen gerecht wird“, resümiert Betriebsingenieur Billion. „Das Seilsicherungssystem schützt die Techniker zuverlässig und fügt sich trotzdem gut in die Arbeitsabläufe ein.“ Arbeitsschutz und Arbeitseffizienz würden auf diese Weise hervorragend ineinander greifen.
Michael Podschadel Fachjournalist in Goch
Industrieanzeiger
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