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Kundennähe auch über den Atlantik hinweg

USA: Cincinnati bietet unternehmerfreundliches Umfeld
Kundennähe auch über den Atlantik hinweg

Die Niederlassung vor Ort bietet Vorteile gegenüber dem Export. Das zeigt das Beispiel zweier Unternehmen aus Maschinenbau und Chemie, ZF und Cognis, am Standort Cincinnati in den USA.

Neil Hensley ist Senior Director Economic Development bei der IHK Cincinnati

Für Deutschland als eine führende Exportnation ist der größte Binnenmarkt der Welt sehr wichtig – die USA. So nah sich beide Länder durch ihr Wirtschaftsverständnis auch sind, so gibt es doch einige Unterschiede, etwa im Steuersystem, in Sozialversicherung und Arbeitsrecht sowie kulturellen Besonderheiten. Unternehmen, die in den USA investieren, müssen diese Aspekte beachten. Dass dies erfolgreich geht, beweist seit Jahren zum Beispiel die deutsche Chemiebranche. In den vergangenen 20 Jahren haben sich deren Auslands-Investitionen vervierfacht, besonders dynamisch in den 90er-Jahren.
Ein Beispiel ist die Region Cincinnati, die unter dem Label „Cincinnati USA“ auftritt. Sie ist das Tor zum industriereichen Mittleren Westen, wo sich die Bundesstaaten Ohio, Kentucky und Indiana entlang des Ohio-Flusses treffen – mit der Großstadt Cincinnati als Metropole. Cincinnati USA ist der klassische Industriestandort für deutsche Unternehmen aus Chemie und Maschinenbau. Deutsche Unternehmen stellen dort mit knapp 20 % die zweitstärkste Fraktion in der Anzahl ausländischer Niederlassungen. Ein deutscher Honorarkonsul unterstützt vor Ort die Unternehmen und bildet die Schnittstelle zu den Behörden und Organisationen.
Die Gründe für ein Auslands-Engagement liegen oft in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, in neuen Absatzchancen, größerer Kundennähe durch Präsenz vor Ort, aber auch in der Nähe zum Puls der Märkte. Oft verlangen bestimmte Faktoren diese Nähe – etwa die zunehmende Technologie-Intensität und Produktqualität sowie Sicherheits- und Umweltnormen. Außerdem lassen sich die Produktions- und Distributionswege besser kontrollieren – und das Know-how als wichtigsten Produktionsfaktor.
„Die Globalisierungsprozesse der großen Autohersteller waren ein Hauptgrund für uns, im nordamerikanischen Markt zu investieren“, sagt Wolfgang Schmid, Direktor für Marketing und Kommunikation der ZF-Gruppe Nordamerika. Der Konzern um die ZF Friedrichshafen AG ist ein weltweit vertretener Automobilzulieferer für Antriebs- und Fahrwerktechnik. Schmid: „Die notwendige Nähe zu unseren Kunden wurde zum Schlüsselmerkmal.“
Die Industrie- und Handelskammern (Chambers of Commerce) sind zuverlässige Partner in den USA, um die Investitionen zum Erfolg zu führen. Für den mittelständisch geprägten Maschinenbau ist das ein wichtiger Aspekt. Sie ebnen Wege und helfen mit Rat und Tat. Zahlreiche regionale Wirtschaftsförderprogramme und das richtige Umfeld erleichtern den Einstieg.
„Vier so genannte harte und weiche Faktoren stehen bei der Suche nach dem richtigen Standort im Mittelpunkt“, erläutert Michael Fisher, Präsident der IHK Cincinnati. „Es sind zentrale Lage und Marktumfeld, Infrastruktur und Verkehr sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Human Resources rechnet man den weichen Kriterien zu.“ Freizeitwert, Ausbildungsstätten und nicht zuletzt das Klima seien ebenso wichtig, gerade wenn die Arbeitnehmer Familien haben.
Der Raum Cincinnati wurde zur Heimat von deutschen Mittelständlern wie Großunternehmen. Dazu zählen Namen wie AEG, Krauss Maffei, Muhr und Bender, Pepperl & Fuchs, Sachs Automotive, Schober, Siemens, Mahr, Wampfler oder Dürr. In der Chemie gibt es zum Beispiel Bayer, Degussa, Cognis und Creanova.
„Das ökonomische Umfeld war entscheidend für ZF, in Cincinnati zu investieren“, berichtet ZF-Manager Schmid weiter. Mit Toyota, Mitsubishi und Isuzu findet ZF in Cincinnati Großabnehmer. „Wir produzieren hier ausschließlich für den US-Markt – weder für Europa noch Asien.“
Diese Ansicht teilt Mike Miller, Geschäftsführer von Cognis Nordamerika: „Die USA sind der größte nationale Einzelmarkt für Chemikalien, und viele unserer wichtigen Kunden sind hier. Für Cognis als inter-nationales Unternehmen haben die USA eine Schlüsselposition, durch ihre Roh-stoffe, ihre Technologie, ihre Fachkräfte.“
Im Umkreis sind über 370 der so genannten Fortune 500-Unternehmen vertreten, davon haben acht ihre Zentrale in der Region „Cincinnati USA“, zum Beispiel Procter & Gamble. Weltweit führende amerikanische Unternehmen wie Ashland, Milacron und General Electrics Aircraft Engines zählen ebenso dazu wie japanische, zum Beispiel Mazak oder Makino. „Cincinnati und das nahe Dayton gehören in der Fabrikautomation zu den Top-Fünf-Emerging-Städten“, erläutert IHK-Präsident Michael Fisher.
Beste Aussichten für Wachstum von kleinen Firmen
Über 1000 global orientierte Unternehmen in Cincinnati erwirtschaften ein Exportvolumen von insgesamt 6,7 Mrd. US-$ pro Jahr. Alle Unternehmensgrößen haben daran Anteil. Das Wirtschaftsmagazin „Entrepreneur“ urteilte, dass Cincinnati zu den Top-Fünf-Umfeldern zählt mit den „besten Aussichten für Wachstum von kleinen Unternehmen“. Cincinnati USA bietet eine hervorragende Lage:
– durch Abnehmer im Umland – Automobil-Industrie, Pharmazie, Gesundheitswesen, Kunststoff- und Gummi-Industrie, Agrarchemie
– 50 % aller US-Produktionsstätten liegen innerhalb einer Lkw-Tagestour.
Dazu Mike Miller: „Cincinnati ist das Tor zur Mehrheit der US-Verbraucher sowie zu unseren Kunden, die mehrheitlich östlich des Mississippi und in Europa sind. Über das Schienennetz sind die Häfen am Atlantik und im Golf von Mexiko angebunden.“
Die verkehrsgünstige Lage von Cincinnati USA erleichtert den Gütertransport – über drei Interstate-Autobahnen, über einen der führenden Binnenhäfen der USA und einen der effizientesten Bahnhöfe.
Vom internationalen Flughafen Cincinnati/Northern Kentucky erreichen 600 Direktflüge täglich 114 Städte rund um den Globus. In Europa sind das zum Beispiel Frankfurt/M., London und Paris. Seit 1994 ist der Flughafen jedes Jahr bei den weltweit Besten. Das Magazin „Regional Airline World“ stufte ihn als „Airport of the Year 2002“ ein. Für den Gütertransport ist wichtig, dass führende Kurierdienste auf dem Flughafen zu Hause sind – sowie im Umkreis von 100 Meilen (160 km).
Wolfgang Schmid: „Unsere Niederlassungen erstrecken sich zwischen Neu-England und Mexiko. Und für jene unserer Mitarbeiter, die sich um das gesamte Nordamerika-Business kümmern, ist ein internationaler Flughafen vor der Haustür natürlich komfortabel.“
Generell bietet die Region Cincinnati zahlreiche Wirtschaftsförderprogramme und Strategieausarbeitungen, um Unternehmen zu unterstützen, die sich vergrößern oder etablieren möchten. Zusätzliche Unterstützungsprogramme von 13 Landkreisen und über 200 Gemeinden und Kommunen runden das Angebot ab. Im Hamilton County Business Center gibt es sogar ein Zentrum für Start-ups und junge Unternehmen. Der Status als Außenhandelszone hilft dem internationalen Handel durch die Senkung der Einfuhrzölle und Steuern.
Wenn anspruchsvolle Tätigkeiten gefragt sind, bilden motivierte und produktive Arbeitskräfte das wichtigste Kapital für Arbeitgeber. „Unser Standort in Cincinnati mit 850 Mitarbeitern profitiert von der äußerst stabilen Arbeitsmarktsituation für Fachkräfte“, beschreibt Cognis-Manager Mike Miller diesen Vorzug.
Etwa 1,7 Mio. Arbeitnehmer leben in der Region Cincinnati, davon 40 000 Wissenschaftler und Ingenieure. 300 000 Arbeitskräfte sind in Computer-Wissenschaften, Präzisionsfertigung und Engineering sowie angegliederten Bereichen beschäftigt. Über 250 Hochschulen und Universitäten im 300-km-Umkreis bereichern jährlich den Arbeitsmarkt mit 140 000 Absolventen. Allein 3500 Fach-Ingenieure bildet pro Jahr die größte Fachhochschule der Welt aus, das Great Oaks Institute of Technology and Career Development.
Michael Fisher, Präsident der IHK von Greater Cincinnati betont: „Wettbewerbsvorteile basieren auf Kundennähe, psychologisch wie räumlich. Schnelle Reaktionen auf Anfragen, zeitgenaue Lieferung, schnelle Hilfe im Servicefall – sie tragen bei zum Erfolg im intensiven weltweiten Wettbewerb.“
ZF hat gelernt, im US-Markt wettbewerbsfähig zu werden. Zwar war es nicht immer einfach, und Lehrgeld musste bezahlt werden. Aber die aktuellen Verkaufszahlen von 2 Mrd. US-$ für Nordamerika sollen sich bis 2006 verdoppeln. Dann beträgt der Anteil am Erfolg der gesamten ZF-Gruppe 40 % – heute sind es bereits 25 %. Und generell, so Wolfgang Schmid, „ist Cincinnati ein toller Platz zum Leben und Arbeiten“.
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