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Labor für die Zukunft

Deutscher Mittelstand nutzt neue Chancen in Asien
Labor für die Zukunft

Forschung und Entwicklung | Wer als deutscher Mittelständler Erfolg in Asien haben will, muss wissen, was asiatische Kunden wünschen. Vor Ort ein globales Innovationscenter anzusiedeln und mit Entwicklungspartnern zu kooperieren, wird zum Königsweg.

Asien befindet sich im Wandel, weg von der reinen Produktionsstätte, hin zum Innovationsstandort. Ein Treiber ist die stetig wachsende Mittelschicht. Zunehmend kaufkräftige und anspruchsvollere Verbraucher fordern Service und Produktanpassungen vor Ort. Der steigende Wohlstand in der Region Asien-Pazifik sorgt dafür, dass immer mehr Hightech-Produkte nachgefragt werden. Innovationen bestimmen also das weitere Wachstum. Gerade für deutsche Unternehmen ein unschätzbarer Vorteil – verbunden mit enormen Absatzpotenzialen, aber auch Risiken, wenn Produkte nicht den asiatischen Geschmack treffen.

Diesen Herausforderungen müssen sich kleine Unternehmen ebenso wie große stellen. Um an dem Boom teilzuhaben, forcieren vor allem deutsche Mittelständler den Ausbau ihrer Entwicklungsaktivitäten. Mit der Ansiedlung eines globalen Innovationscenters vor Ort starten viele die zweite Stufe ihrer Asien-Expansion. In jeder Hinsicht will das produzierende Gewerbe näher an seine Abnehmer rücken. Die Mittelständler wissen: Je besser man die Kunden der dynamischen Wachstumsmärkte versteht, desto genauer lässt sich das Produktangebot an die Bedürfnisse anpassen. Und desto eher sichert dies die Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten.
Mit Blick darauf hat sich vor allem Singapur zum Dreh- und Angelpunkt für deutsche Mittelständler entwickelt. Rohde & Schwarz, Heraeus, SICK, MANN+HUMMEL und Dorma beispielsweise haben bereits in dem forschungsfreundlichen Stadtstaat erfolgreiche F&E-Zentren etabliert. Deren Entwicklungsingenieure konzentrieren sich darauf, die Leistung der bestehenden globalen Produkte zu verbessern und Lösungen für regionale Märkte von Singapur aus anzupassen. Sie wissen sehr genau, was asiatische Kunden wünschen.
Wie Rohde & Schwarz: Den Startpunkt für seine Asien-Expansion setzte der Münchener Elektronikhersteller 1997 mit der Gründung eines Systemhauses in Singapur. Rasch entwickelte sich der Standort. Früh war man sich bei Rohde & Schwarz bewusst, dass eine Anpassung der Produkte an den lokalen Markt unabdingbar war. Im Jahr 2008 wurde der Hub um eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung erweitert. Heute laufen hier alle Stufen der Produktentwicklung zusammen: vom mechanischen Design über Leiterplatten-Layouts bis hin zur Firm- und Softwareentwicklung. In Singapur werden aus Ideen Produkte. Das Konzept geht auf. „Wir planen in den nächsten fünf Jahren 100 Neueinstellungen in unserer F&E-Abteilung“, skizziert See Loke Ho, Leiter der F&E-Abteilung am Standort Singapur, die Entwicklung.
Welche bedeutende Rolle globale Innovationscenter deutscher Unternehmen in Asien spielen, weiß auch die DORMA GmbH aus Ennepetal. Das F&E-Center des Familienunternehmens in Singapur verantwortet die Neuentwicklung und Anpassung von Produkten für die gesamte Region Asien-Pazifik-Australien (APAC). Der Schwerpunkt liegt auf hydraulischen Türschließern, Schlössern, Zutrittskontrollsystemen, Glasbeschlägen und automatischen Türen. In den nächsten Jahren wird der Weltmarktführer für Türschließtechnik weitere rund 7,9 Mio. Euro in seine Werke und Logistikanlagen in Singapur investieren. Im Rahmen ihrer Strategie „DORMA 2020“ will die Gruppe den weltweiten Umsatz bis 2020 auf 2 Mrd. Euro verdoppeln. Von der APAC-Region erwartet der Mittelständler einen wesentlichen Beitrag zur Expansion.
Wie wichtig Asien, vor allem aber Singapur als Entwicklungsstandort ist, dokumentiert auch der Sensorenhersteller SICK mit Stammsitz in Waldkirch/Breisgau. Wie viele Top-Player der Optik- und Laserindustrie unterhält der badische Mittelständler im Inselstaat ein regionales Kompetenzzentrum mit Schwerpunkt auf F&E samt Produktion. Gezielt werden dort Produkte für den weltweiten Bedarf wie auch für den asiatischen Geschmack entwickelt und hergestellt. Jack Goh, Geschäftsführer von SICK in Singapur, weiß um diese Anforderung des asiatischen Marktes: „Die Unternehmen in Asien reagieren sehr sensibel auf Kosten. Um darauf zu reagieren, müssen wir hier in der Region präsent sein. So können wir Produkte aus der Region für die Region entwickeln und produzieren.“
Auch was den Aufbau nachhaltiger Kooperationen für F&E mit Universitäten und Forschungszentren angeht, kann Singapur vielfach punkten. In der Hightech-Metropole sind Wirtschaft und Wissenschaft bestens verzahnt. So ist der Sensorspezialist SICK Mitglied der „Centre for Optics and Laser Engineering“ (COLE) der Nanyang Technological University in Singapur. Die Einrichtung trainiert viele zukünftige Mitarbeiter in diesem spezialisierten Ingenieursbereich und unterstützt Unternehmen bei deren Forschungsprojekten.
Wie effizient sich das Wissenschaftspotenzial durch Partnerschaften ausschöpfen lässt, belegt das Beispiel Heraeus. Der Technologiekonzern aus Hanau ist Mitglied des Copper Wire Bonding-Konsortiums am Institut für Mikroelektronik (IME) in Singapur. Das Forschungsinstitut schlägt die Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie. Als Mitglied des Konsortiums arbeitet Heraeus im Schulterschluss mit führenden Industriepartnern wie Infineon und Forschungsinstituten zusammen. Ziel ist ein tieferes Verständnis für die Zuverlässigkeit von Bonddrähten und wie sich die Zuverlässigkeit von Halbleiterbauelementen, etwa durch erhöhten Korrosionsschutz, verbessern lässt. Mit gutem Grund unterhalten die Hessen im südostasiatischen Stadtstaat ihr größtes Auslandsengagement. Hier stellen sie sich der Herausforderung, innovative und passgenaue Produkte an ihre weltweiten Kunden zu bringen.
Heute die Antwort für morgen suchen – dies lässt sich eher in einer Umgebung umsetzen, die verfügbare Ingenieurstalente bietet und zudem sicher und vertrauenswürdig ist. Die Unternehmen des technologieintensiven deutschen Mittelstands leben von ihrer Kompetenz. Umso so wichtiger ist es zu wissen, dass ihre Technologie bei einem Asien-Engagement geschützt ist. Ein wichtiges Kriterium bei der Standortwahl ist der Schutz des geistigen Eigentums. Singapur gilt auch hier als Vorreiter in Asien. Es ist das Gesamtpaket, das für diese Stadt spricht, eine Stadt, die sich aufmacht, ein Labor für die Zukunft zu sein. Der Zeitpunkt für deutsche Mittelständler, dort durchzustarten, könnte passender nicht sein. •
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