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Leistungen mit geringer Wertschöpfung gefragt

Kontraktlogistik als Zusatzleistung lohnt für Zulieferer kaum
Leistungen mit geringer Wertschöpfung gefragt

Zulieferern wird allenthalben empfohlen, mehr Service rund um ihr Produkt zu bieten – beispielsweise Logistik. Doch Vorsicht: Die vermeintliche Boombranche ist kein lukrativer Markt.

Thomas Baumgärtner ist Journalist aus Kusterdingen

Kontraktlogistik ist kein dynamischer Wachstumsmarkt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Mythen der Kontraktlogistik“ von Mercer Management Consulting, München. Sie räumt auf mit einer Reihe von Mythen, die die Entwicklung des Marktes seit Jahren maßgeblich mitbestimmt haben: dass es einen starken Trend zum Logistik-Outsourcing gäbe, dass Logistik ein hochprofitabler High-End-Markt wäre, dass profitable Logistiker nur wenig Anlagevermögen haben sollten – und dass zufriedene Kunden langfristig treu blieben.
Zulieferer, die sich ein zusätzliches Geschäft erhoffen, wenn sie auch Logistik entlang der Wertschöpfungskette anbieten, müssen genau hinsehen, wo noch Nischen zu besetzen sind. Oder auch: welche Kooperationen nicht zu einem unkalkulierbaren Risiko führen.
Allein für Deutschland wird das Gesamtvolumen des Logistikmarkts auf 150 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Der größte Teil davon, 83 Mrd. Euro, wird allerdings nicht von Dienstleistern erbracht, sondern unternehmensintern über eigene Fuhrparks und Lager abgewickelt. Externe Logistikdienstleister erwirtschaften mit 67 Mrd. Euro nur weniger als die Hälfte dieses Markts.
Unterrepräsentiert sind laut Studie die externen Dienstleister vor allem im Sektor der komplexen Logistikdienstleistungen, die unter dem Stichwort Kontraktlogistik zusammengefasst werden: Von den rund 60 Mrd. Euro dieses Marktsegments in Deutschland haben externe Logistikdienstleister bisher nur 11 Mrd. Euro an sich ziehen können. Weil hier noch viel Wachstumspotenzial gesehen wird, galt die Kontraktlogistik lange Zeit als der Wachstumsmotor. „Obwohl die Einsparrechnung für Industrie und Handel im Prinzip stimmt, zögern die Unternehmen, ihre Logistikkompetenz auszulagern“, sagt Dieter Schneiderbauer, Leiter der Transport- und Touristik-Practice bei Mercer Management Consulting.
Das Ergebnis: Die prognostizierten Steigerungsraten von deutlich mehr als 10 % allein durch Outsourcing wurden nicht erreicht. Zwar lag das Kontraktlogistikwachstum mit jährlich etwa 8 % deutlich über dem des Bruttoinlandsprodukts, aber es wurde zu zwei Dritteln von der Volumensteigerung bestehender Verträge getragen. Outsourcing steuerte nur weniger als 3 % zum jährlichen Wachstum dieses Logistikmarkts bei und blieb damit weit hinter den Erwartungen zurück. Die Gewinner im Kontraktlogistikmarkt sind bisher diejenigen Unternehmen, die komplexe Logistikangebote als Zusatzgeschäft zu ihren Basisleistungen betreiben. Ebenfalls erfolgreich sind Speditions- und Logistikunternehmen, die sich auf Branchenlösungen spezialisiert haben und dabei ihre Distributionszentren und Transportnetze nutzen. Hierzu gehören Dachser, Fiege, Kühne & Nagel oder Schenker. Unternehmen, die ausschließlich auf Kontraktlogistik gesetzt haben, konnten sich nicht behaupten. „Wir konnten kein überzeugendes Geschäftsmodell eines Kontraktlogistikunternehmens ohne eigene Logistikzentren finden“, berichtet Schneiderbauer.
Vorhandene Netze und Logistikzentren erwiesen sich in der Mercer-Studie als Basis des Logistikgeschäfts und ihre optimale Auslastung als maßgeblich für den Erfolg eines Logistikunternehmens. Um also entlang einer Wertschöpfungskette Logistik anbieten zu können, müssten Zulieferer sich mit Partnern verbünden, die über eine solche Struktur verfügen.
„Ein erfolgreiches Geschäftsmodell in der Kontraktlogistik basiert auf der Nutzung eines Produktionssystems, das kunden- und projektübergreifend für die Leistungserstellung genutzt wird“, erläutert der Mercer-Logistikexperte und Mitautor der Studie, Alexander Neuhaus. „Dieses kann etwa auf Frachtzentren an Flug- oder Seehäfen, Distributionszentren sowie Stückgut- oder Paket-/Express-Netzen aufbauen.”
Speditionsunternehmen erstellen ihre Kontraktlogistikangebote vor allem aus ihrer Branchenspezialisierung heraus. Oft haben sie spezialisierte Anlagen und Know-how, die ihnen erlauben, maßgeschneiderte Angebote zu erstellen. Rein „virtuelle“ Anbieter, wie es herstellende Zulieferer meist wären, die nur planende und koordinierende Funktion haben und die komplette Abwicklung zukaufen, erbringen den Einkäufern aus der Industrie bislang nicht genügend Zusatznutzen. Schneiderbauer: „Letztlich geht es bei Logistik eben um Effizienz. Erfolg kann nur ein Angebot haben, das die Bedürfnisse mehrerer Kundenunternehmen auf einer Produktionsplattform konzentriert und damit einen klaren Mehrwert schafft. Maximale Synergien und optimale Auslastung sind die Basis attraktiver und profitabler Kontraktlogistik.“
Synergien und Auslastung sind die Basis profitabler Kontraktlogistik
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