Vielen OEMs fehlt das Rüstzeug, um sich vom Wettbewerb abzuheben – eine Folge der Auslagerung von Produktion und F+E. Eine Studie empfiehlt jetzt einen Strategiewechsel, der Zulieferer in neue Rollen drängt.
Die großen Automobilhersteller müssen an ihrem Geschäftsmodell feilen – und ihre Zusammenarbeit mit den Zulieferern ändern. Diesen Schluss zieht eine neue Studie von Mercer Management Consulting. Die Hersteller sollen zukünftig die Zulieferer enger an sich binden oder mehr Forschung und Produktion selbst erbringen.
Die Automobilhersteller stecken in einer fundamentalen Krise. Überkapazitäten von 20 % sorgen für Preisverfall und weltweit für sinkende Margen. Dabei erwirtschafteten die Autobauer in den letzten fünf Jahren mit dem reinen Fahrzeugverkauf kaum ihre Kapitalkosten. Die Umsatzrendite lag oft unter 1 %.
„Die Angebote sind technisch zunehmend vergleichbar. Dies forciert den Preiswettbewerb“, sagt Bernd Kreutzer, Automobilexperte von Mercer Management Consulting. Noch drastischer wirke sich aus, dass alle Hersteller auf dieselben Rezepte setzen: Alle fahren Effizienzprogramme, versuchen Kostenvorteile in Beschaffung und Produktion zu nutzen, Kunden zu gewinnen und viele Segmente zu bedienen.
Die Studie empfiehlt unter anderem, den Wertschöpfungsanteil auf den Prüfstand zu stellen. „Eine Schlüsselfrage der Zukunft ist der Grad der Eigenfertigung“, sagt Experte Kreutzer. In der Vergangenheit haben nahezu alle Hersteller die Produktion wesentlicher Komponenten ausgegliedert, um die Fertigungstiefe zu verringern. Sie liegt heute im Schnitt bei nur noch 30 %. Während die Europäer bisher auf Outsourcing setzten, erzielen die asiatischen Hersteller gute Erfolge mit weltweiten Joint Ventures. „Die Re-Integration einzelner Komponenten kann sinnvoll sein, wenn sie Wettbewerbs- und Kostenvorteile verspricht“, sagt Kreutzer.
Ein weiterer Punkt ist die Innovationssteuerung. Für die Automobilhersteller wird es laut Mercer-Studie schwerer, bahnbrechende, markenspezifische Innovationen zu entwickeln. Viele Kompetenzen in F+E wurden bereits an die Zulieferer abgegeben. Die bedienen wiederum alle Autobauer gleichermaßen. Das Resultat sei eine „Sozialisierung der Innovationen“, die den einzelnen Marken keinen spezifischen Vorsprung verschafft.
„Künftig reicht eine herkömmliche Zulieferbeziehung nicht mehr aus“, so das Urteil des Experten Kreutzer. „Entweder müssen die Hersteller ihre Zulieferer enger an sich binden oder wieder stärker in eigene Innovationsfähigkeit investieren, um diese Abhängigkeiten zu lockern.“
Eine fundamentale Bedeutung misst die Untersuchung den Antriebskonzepten bei. „Der derzeitige Vorsprung von Toyota beim Hybridmotor kann entscheidend sein“, warnt der Mercer-Experte, „die meisten technologisch führenden Firmen, die sich mit dem Hybridantrieb auseinandersetzen, gehören Toyota oder werden von Toyota kontrolliert.“ Die europäischen Hersteller müssten daher Sorge tragen, dass eine solche Situation beim nächsten Technologieschritt, dem Brennstoffzellenauto, nicht eintritt. tv
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