Die Sehfähigkeit lässt bei den meisten Menschen im Alter merklich nach. Eine Brille kann das ausgleichen. Die Maschinen der Firma Schneider fertigen dafür maßgeschneiderte Gläser an. Denn Sehhilfen sollten so individuell sein wie die Augen ihres Trägers.
Gunter Schneider greift zu seiner Gleitsichtbrille. Sein Blick wechselt kurz von der Tastatur seines Laptops auf die Leinwand mit der PowerPoint-Präsentation. Er ist in seinem Element. „Optiker wissen schon lange, dass die besten Sehergebnisse mit individuell angepassten Gläsern zu erreichen sind, die Nähe, Ferne und Zwischenbereiche zugleich abdecken“, sagt der Unternehmensgründer der Schneider GmbH & Co.KG aus dem kleinen hessischen Ort Steffenberg bei Marburg. Im Brillengeschäft sucht der Kunde meist das Gestell nach modischen Gesichtspunkten aus, während die Gläser medizinischen Anforderungen genügen müssen. „Und beides passt oft nicht optimal zusammen“, klagt der studierte Maschinenbauer. Der Sehkomfort hängt dann selbst bei Gleitsichtbrillen oft vom – eher zufälligen – Zusammentreffen der individuellen Korrekturanforderungen mit den industriell vorgefertigten Halbfabrikaten und den Gestellen des Handels ab. „Sind die Gläser in der Fassung aber beispielsweise gekippt oder stehen sie wie bei den modisch eng an die Kopfform angepassten Sportbrillen in einem großen Winkel zueinander, ändert sich die optische Wirkung für das Auge und es ergeben sich besondere Korrekturanforderungen“, erklärt Schneider. Deshalb hat er vor einigen Jahren begonnen, Maschinen zu entwickeln, mit denen sich individuelle Brillengläser in freier Form herstellen lassen. Mit der Aussage „It is just a file!“ („Das ist doch nur ein Datensatz“!) hat der Zwei-Meter-Hüne vor einigen Jahren in der Brillenindustrie Furore gemacht. Schneider: „Mein Gedanke war: Warum stellen die Produzenten nicht Gläser her, die alle Korrekturparameter in einer einzigen, individuell optimierten Fläche berücksichtigen?“
Seine Anlagen ersetzen die sonst üblichen Fertigungslinien, für die – wegen der verschiedenen Brillengläser mit ihren unterschiedlichen Brechungsindizes – normalerweise mehr als 1000 Standardwerkzeuge notwendig sind, um bei einer Abstufung von 0,25 Dioptrien das gesamte Lieferspektrum abzudecken. „Wir haben es hier jetzt nicht mehr mit starren Gussformen zu tun“, erläutert Schneier, „sondern mit einem flexiblen Maschinenalgorithmus.“
Nach anfänglichem Zögern bieten mittlerweile alle bedeutenden Hersteller von Brillengläsern wie Zeiss, Hoya und Essilor ihren Kunden individuell angepasste Gleitsichtgläser an. Mit derartigen Freiformen haben Optiker nun die Chance, das Sehvermögen optimal zu korrigieren und schneller auf Moden und Extrawünsche zu reagieren. Hergestellt werden die Gläser meist auf den Maschinen des Weltmarktführers aus Steffenberg.
Gerhard Samulat Freier Technikjournalist
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