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Nachhaltigkeit als neuer Exportfaktor

Logistik: Zwischen Kostenanstieg und Effizienzverbesserung
Nachhaltigkeit als neuer Exportfaktor

Zu den Gesamtkosten der Industrie trägt die Logistik 8 bis 10 % bei. Steigende Transportkosten rücken ebenso in Blickfeld wie die Zuverlässigkeit der Liefernetzwerke in Schwellenländern. Unternehmen könnte dies veranlassen, ihre Wertschöpfungsketten zu rekonfigurieren.

Der Markt für Logistik boomt in Deutschland. Jährlich legt das Marktvolumen im Schnitt um 6 % zu. Im Vorjahr hat die Branche, die rund 2,6 Millionen Menschen beschäftigt, 160 Mrd. Euro umgesetzt. Die guten Kennziffern können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Querschnittsbranche vor immensen Herausforderungen steht.

Wie viele Wachstumsbranchen leidet die Logistik immer mehr unter dem Fachkräftemangel. Laut der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., Bremen, fehlen der Branche jedes Jahr 5000 akademisch ausgebildete Fachkräfte. Hinzu kommt, dass die Zuverlässigkeit globaler logistischer Netzwerke die mit Transportaufgaben beschäftigten Unternehmen ebenso zum Umdenken zwingen wie der Umweltschutz. Mit Blick auf eine nachhaltige Logistik zeigen erste, von Prof. Dr. Frank Straube ermittelte Ergebnisse: 60 Prozent der Unternehmen rechnen damit, bis zum Jahr 2015 finanzielle Einbußen zu erleiden, wenn ihre Logistik nicht umweltfreundlich ist. Straube, der den Bereich Logistik der TU Berlin leitet und stellvertretender BVL-Vorstandsvorsitzender ist, warnt: „Wer ein ökologisches oder soziales Fehlverhalten in der Lieferkette an den Tag legt, riskiert beispielsweise einen Imageverlust.“
Auf diese Weise könnte „Umweltschutz zum neuen Treiber für Kollaboration in Netzwerken werden“, hofft der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Raimund Klinkner. Vorhandene Beispiele und Strukturen könnten helfen, das Thema Nachhaltigkeit für Europa als Standortfaktor schneller zu erschließen und umweltgerechte Logistik als Exportfaktor zu etablieren.
Auch auf der Kostenseite ist weiter mit Bewegung zu rechnen. Werden heute 43 % aller zugekauften Güter und Vorprodukte weltweit beschafft, steigt der Anteil laut Straube bis zum Jahr 2010 auf 55 %. Erwartungen, damit Kosten zu reduzieren, würden sich vor allem beim Einkauf in Schwellenländern oft nicht in gewünschtem Umfang realisieren lassen.
Derzeit betragen die Logistikkosten zwischen 8 und 10 % der Gesamtkosten der deutschen Industrie. Von diesen verursachen die Transportkosten mit 40 % den Löwenanteil, gefolgt von 30 %, die für das Management aufgewendet werden. Mit 20 % schlägt die IT-Unterstützung zu Buche, während die Bestandskosten zu 10 % beteiligt sind.
Die neuesten Branchendaten hat der TU-Professor jüngst per Panel-Befragung in der Industrie erhoben – im Vorfeld einer international ausgerichteten Trendstudie, die das Berliner Logistik-Institut derzeit erstellt. Die Befragung ist Grundlage für Straubes Prognose, dass mit einem Anstieg der Transportkosten um 8 bis 10 % in den nächsten zwölf Monaten zu rechnen ist. Dabei sollen sich die Güterbewegungen im EU-Binnenmarkt um 5 % verteuern, interkontinental um 13 %.
Auch die Bestandskosten ziehen derzeit in Deutschland an. Das räumen laut Straube die Unternehmen des Industriepanels, das etwa 90 Firmen umfasst, ein. Grund dafür sei, dass es derzeit etwas schwieriger sei, die Prozessketten genau abzustimmen. Nach Einschätzung der Unternehmen, so der Logistik-Forscher, würden deshalb die Bestandskosten um 20 % steigen. „Wenn nichts passiert“, so Straube, „treiben beide Kostenblöcke die Logistikkosten um 10 bis 15 % in die Höhe.“ Gemessen an den Gesamtkosten der deutschen Industrie wären für die Logistik dann 11 bis 11,5 Prozent zu veranschlagen.
Gewiss steuern die Unternehmen dagegen, insbesondere durch Management, IT-Einsatz und Zusammenarbeit im Netzwerk. „Und sie identifizieren selbst ein Verbesserungspotenzial der Logistik von 20 bis 30 Prozent“, zitiert der BVL-Vorstand das Ergebnis des Industriepanels. Von diesem Potenzial könnten Unternehmen laut Straube selbst 10 bis 20 % beeinflussen. Außerhalb ihrer Einflussnahme lägen indes Probleme, wie sie durch Situationen in manchen Häfen oder durch Engpässe und Fahrermangel hervorgerufen würden.
In diesem Zusammenhang stellt sich Straube auch die Frage nach den Umweltkosten, die insbesondere über den Transport sichtbar werden: Benzinkosten fallen ebenso darunter wie Auflagen der Politik auf die Logistikströme. Durch höhere Treibstoffpreise oder in der Logistik zu bezahlende Umweltzertifikate werden seiner Meinung nach transportbedingt weitere 30 bis 40 % reine Umweltkosten entstehen. Dann, so vermutet Straube, „rechnen sich erste internationale Beschaffungsprojekte für niederpreisige Komponenten nicht mehr, wenn sich gleichzeitig die logistischen Netzwerke in ihrer Infrastruktur und ihrem interkontinentalen Zusammenspiel nicht deutlich verbessern“.
Das wirft für den TU-Professor unweigerlich die Frage auf, „ab wann Unternehmen damit beginnen, ihre Wertschöpfungsketten zu rekonfigurieren.“ Seiner Rechnung nach führen um 30 bis 40 % gestiegene Umwelt- und Sicherheitskosten im Rahmen des Transports zu einer Zunahme der Logistikkosten um 1 bis 3 %. Um diese Größenordnung gestiegene Gesamtkosten könnten Unternehmen dazu zwingen, vermutet Prof. Straube, „ihre Wertschöpfungsketten zu rekonfigurieren“.
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