Startseite » Allgemein »

Philae – wie cool ist das denn?

Allgemein
Philae – wie cool ist das denn?

Ich war im Auto, auf der Fahrt vom Verlag nach Hause, als ich im Radio hörte, dass Philae auf „Tschuri“ gelandet sei. So wird der Komet in den Medien neuerdings genannt. Eigentlich heißt er 67P/Churyumov-Gerasimenko, aber das ist zu kompliziert. Nach zehn Jahren Flug, einer Mrd. Euro Kosten und 6,5 Mrd. km Flugstrecke landet also ein Minilab mit den Abmessungen eines Kühlschranks auf einem 4 km großen, bestialisch stinkenden Schotterhaufen am Rande des Sonnensystems. Ja wie cool ist das denn?

Der Sinkflug dauerte sieben Stunden, denn die Anziehungskraft von Tschuri beträgt nur ein Hunderttausendstel der irdischen. Das 100 kg schwere Labor wiegt auf dem Kometen nur ein Gramm. Manche Wissenschaftler vermuteten im Vorfeld eine weiche Oberfläche, eine Mischung aus Staub und Eiskörnchen, die durch Mikrogravitation zusammengehalten werden und in der Philae 5 m weit versinkt wie in Schlagsahne. Statt dessen prallt das Modell vom Kometen ab wie ein Tischtennisball und fliegt hunderte Meter zurück ins All. Inzwischen ist es zur Ruhe gekommen. Eines der drei Beinchen ragt ins Leere.
Aber was haben wir jetzt davon? Warum lassen Wissenschaftler ein Labor auf einem Kometen landen? Die Antwort kommt stets wie aus der Pistole geschossen: Weil hier das Rohmaterial unseres Sonnensystems lagert, bestens konserviert. Auf der Erde ist es längst durch Wind und Wetter umgewandelt worden. Zwar ist Tschuri im Moment der Sonne relativ nah, doch die meisten seiner 4,5 Mrd. Jahre verbrachte er weit draußen im interplanetaren Gefrierfach. Wenn wir nun dieses Rohmaterial untersuchen, dann könnten wir endlich verstehen, woher wir im kosmischen Sinne kommen.
So sind sie halt, die Wissenschaftler. Während auf der Erde die Überbevölkerung und der Klimawandel immer bedrohlichere Züge annehmen, widmen sie ihr Leben dem Kometenstaub und blicken lieber 4,5 Mrd. Jahre zurück als 50 Jahre voraus.
Viele Väter des Projekts sind inzwischen in Rente. Einer ist dement und weiß nichts mehr von Tschuri. Andere leben im Altersheim. Sie alle verpassen gerade die große Show.
Wie ein Gitarrist, der aus der Garagenband fliegt, kurz vor dem Auftritt im Central Park.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de