Startseite » Themen » Energieeffizienz »

Sag mir, wo die Stromfresser sind

Im Stromnetz der Zukunft stecken viele Geschäftsideen
Sag mir, wo die Stromfresser sind

Sag mir, wo die Stromfresser sind
Die Informationsbasis für intelligente Stromnetze liefern elektronische Zähler. Parallel zum Stromnetz entsteht ein Datennetz, das Verbraucher mit der Industrie und der Steuerlogik verbindet. Vernetzte Blockheizkraftwerke in Privathaushalten gleichen dann schwankende Stromeinspeisungen von regenerativen Energien automatisch aus. Mit dieser Technik sparen Energieversorger nicht nur Kosten für teure Überproduktion, sondern bis 2020 auch 23,6 Mio. t CO2 Grafik: T-Systems
Das Stromnetz der Zukunft gleicht einer Plattform, auf der jeder mit jedem kommuniziert. Die Geräte und Maschinen in den Betrieben, Büros und Haushalten, der Energiezähler mit der Solaranlage auf dem Dach, der Offshore-Windpark in der Nordsee mit dem lokalen Energieversorger. Das öffnet ein Feld für neue Ideen und Geschäftsmodelle.

Der Strommarkt steht vor einer grundlegenden Neustrukturierung. Immer mehr Verbraucher werden gleichzeitig auch Strom produzieren – aus erneuerbaren Energien oder mit kleinen Blockheizkraftwerken im Keller. Aus wenigen Produzenten werden viele, die häufig auch noch unregelmäßig Strom einspeisen. So ein Stromnetz wird hoch komplex und ist nur noch mit Unterstützung von Informationstechnologie zu verwalten. Das hat zur Folge, dass die Energienetze dem Internet immer ähnlicher werden. Immer mehr Geräte versenden Daten. Damit die „Energiewende“ kommen kann, müssen schlaue Stromzähler flächendeckend genutzt werden, damit die Energiemenge, die erzeugt und verbraucht wird, minutengenau gemessen werden kann. Managementsysteme müssen eingesetzt werden, damit die Netze auf die Datenflut reagieren können. Neue Stromkabel müssen verlegt werden beispielsweise in HGÜ-Technik (Hochspannungsgleichstromübertragung) unter der erde, die Elektrizität über weite Entfernungen fast verlustfrei transportieren können.

Erste Experimente zeigen bereits, wie welch vielfältige Geschäftsideen schlauere Stromnetze eröffnen. Studenten des Münchner Center for Digital Technology and Management (CDTM) präsentierten schon jetzt Geschäftskonzepte für die Zukunft. Nach dem Motto „sag mit wo die Stromfresser sind“ entwickelten sie den intelligenten Stecker „Alva“. Er erkennt angeschlossene Endgeräte, misst deren Stromverbrauch und ermöglicht das Ein- und Ausschalten der Geräte per Internetverbindung. Noch ist der Prototyp 35 cm x 35 cm groß und soll 30 Euro kosten, in der Serie wird er aber kleiner und günstiger.
Die Lösung ermöglicht es dem Nutzer, grafische Auswertungen des Energieverbrauchs seiner Geräte auf einer Internetseite einzusehen und diese mit dem Profil anderer Nutzer zu vergleichen. So kann ein Überblick über den eigenen Energieverbrauch gewonnen und das eigene Nutzungsmuster nach ökologischen und finanziellen Kriterien bewertet werden.
„Das breite Spektrum der Funktionen, die Alva in einer einzigen Lösung vereint, trifft genau den Nerv der Zeit“, so Prof. Jörg Eberspächer, Ordinarius für Kommunikationsnetzwerke an der Technischen Universität München und wissenschaftlicher Direktor des CDTM. „Transparenz im Energieverbrauch ist dringender als je zuvor. Nur so kann beispielsweise das Geschäftsmodell Strom-Shopping im Firmen-Verbund funktionieren. Es könnte Dienstleister geben, die die Unternehmen gegen Provision zu möglichst kosteneffektiven Netzwerken zusammenschließen. Dazu werden die Verbrauchskurven der einzelnen Unternehmen minutengenau gemessen und aus diesen Daten werden Energieprofile erstellt. Ein solcher Unternehmensverbund bekäme erstens Massenrabatt beim Stromeinkauf. Zweitens könnten die Firmen die vorhandene Energie im Verbund möglichst effizient verteilen und würden so ihren Verbrauch senken. Ein Bürogebäude mit Solarzellen auf dem Dach könnte beispielsweise seine überschüssige Elektrizität an die benachbarte Fabrik liefern. Ein Kühlhaus könnte Energie indirekt speichern, indem es in stromreichen Zeiten besonders stark kühlt und sich in stromarmen Zeiten eine Weile abschaltet. Auch Energieerzeuger sollen von solchen Lösungen profitieren. Denn durch die permanente Messung des Verbrauchs werden präzise Lastkurven der Firmenkonglomerate an die Produzenten weitergereicht. Die Erzeuger wissen dadurch recht genau, wie viel Strom die Unternehmen nachfragen.
Der Energiehandel über lokale Strombörsen funktioniert ja bereits, doch hier handeln nur die großen Anbieter. Viel interessanter wäre es, den Strom der viele kleine Verbraucher auf einem regionalen Marktplatz anzubieten. Oft wäre beim Verkauf von Energie in der eigenen Nachbarschaft mehr zu holen. Der Markt ist kleiner und wesentlich größeren Schwankungen ausgesetzt. Dienstleister könnten also Profit machen, indem sie regionale Marktplätze betreiben, auf denen einzelne Betreiber mit Energie handeln können – und die diesen Handel via Software für die Kunden übernehmen. Das Ergebnis würde sich nach Ansicht der CDTM-Studenten für alle Beteiligten lohnen. Diejenigen, die viel konsumieren, bekämen billigeren Strom. Und diejenigen, die viel produzieren, würden im Regionalverkauf noch immer mehr verdienen als an einer internationalen Strombörse. wm
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 5
Ausgabe
5.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de