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So produzieren wir in Zukunft

Ein jedes Spritzgussteil findet selbst seinen Weg durch die Fertigung
So produzieren wir in Zukunft

Spritzgießen | Industrie 4.0, flexibel automatisierte Spritzgießzellen und additives Fertigen werden Einzug halten. Warum der Mensch dennoch nicht wegzudenken ist und wie ihn die Technik bei seinen veränderten Aufgaben unterstützt, erläutert Heinz Gaub, Geschäftsführer Technik bei Arburg.

Heinz GaubGeschäftsführer Technik bei der Arburg GmbH + Co KG, Loßburg

Eine hochmoderne Steuerung ist das A und O in der Kommunikation zwischen Maschine, Mensch und Peripherie. Sie sorgt dafür, dass sich die Maschinen schnell umrüsten und fehlerfrei bedienen lassen und zügig die maximale Anzahl Gutteile produzieren. Dabei hilft ein ergonomischer Touchscreen, der sich wie ein Smartphone intuitiv und über Gesten gesteuert bedienen lässt.
Denn maßgeblich verantwortlich dafür, dass Kunststoffteile so effizient, wirtschaftlich und wettbewerbsfähig wie möglich produziert werden, bleibt der Mensch. Aber er wird dabei unterstützt durch viele kleinere und größere technische Innovationen.
So ist für zusätzliche Funktionalität eine Datenbank mit umfassendem Expertenwissen in die Steuerung hinterlegt. Die einzelnen Fertigungsaufträge werden über ein Leitrechnersystem zugespielt. Der modernen Spritzgießmaschine sind – anders als heute – Werkzeug, Material und Bauteilgeometrie bekannt.
Der Bediener greift über die Steuerung direkt auf das gespeicherte Know-how zurück. Ein digitaler Assistent unterstützt ihn bei Bedarf beim Einrichten, Einstellen der optimalen Spritzgießparameter und beim Warten der Maschine. So kann zum Beispiel im Display ein Video abgerufen werden, das Schritt für Schritt anleitet, wie etwa die Schnecke richtig zu reinigen ist. Das minimiert unproduktive Stillstandszeiten.
Schneller Service dank „Smart Devices“
Ein mühsam durchzublätterndes Handbuch wird es nicht mehr geben. Auf seinem mobilen Endgerät empfängt der Servicetechniker stattdessen vom zentralen Supportteam schon während der Anreise zum Kunden alle relevanten Daten zum Auftrag. Ähnlich, wie sich heute über das Smartphone mit einer Augmented-Reality-App Wissenswertes zu touristischen Objekten abrufen lässt, ist dies prinzipiell für jede Maschine beim Kunden vor Ort möglich: Der Servicetechniker öffnet einfach den Schaltschrank, richtet die Kamera seines mobilen Endgeräts auf eine Komponente und bekommt alle relevanten Daten dazu automatisch angezeigt.
Er weiß sofort, welches Teil auszutauschen ist. Falls es vor Ort nicht verfügbar ist, kann er sofort ein Angebot erstellen lassen, den Versand des Ersatzteiles veranlassen oder dessen Produktion anstoßen.
Praktisch ist auch die hochmoderne Datenbrille, auf die sich die Berechtigten wie auf einen PC einfach zuschalten können, falls nötig. So zeigt der Servicetechniker dem Entwickler oder anderen Experten im Stammhaus beim Telefonat quasi live, was er sieht und beide finden gemeinsam und schnell eine Lösung für das identifizierte Problem. Für aufwändige Erklärungen geht keine Zeit mehr verloren.
Um unproduktive Zeiten auf ein Minimum zu reduzieren, wird das „Condition Monitoring“ in der Branche weiter an Bedeutung gewinnen. Dabei erfasst Sensorik automatisch den Zustand und Verschleiß einzelner Komponenten. Denn deren Abnützung hängt nicht allein von den geleisteten Betriebsstunden ab, sondern auch von der tatsächlichen Beanspruchung der Maschine und ist beispielsweise bei einer Highspeed-Anwendung deutlich höher als beim technischen Spritzguss.
Ein Kugellager wird zum Beispiel auf Parameter wie Temperatur und Geräusch überwacht. Das System schickt eine Meldung, sobald die Lebensdauer zu 90 % überschritten ist. So bleibt noch genügend Zeit für die Bestellung des Ersatzteils und die Einplanung seines Einbautermins. Anstatt also Bauteile in präventiver Instandhaltung nach einer vordefinierten Zeit zu wechseln oder erst wenn sie ausfallen, wird genau dann getauscht, wenn dies tatsächlich erforderlich ist.
Virtuelle Inbetriebnahme ohne Schnittstellenprobleme
Die Fertigungszellen werden immer komplexer. Sie umfassen eine oder mehrere Maschinen, Robot-Systeme sowie beispielsweise Drucker, Qualitätssicherungs-Tools und andere Peripheriegeräte verschiedener Hersteller. Um eine reibungslose Inbetriebnahme zu ermöglichen, wird die Installation solcher Anlagen vorab simuliert.
Beim PC hat die kabellose Kommunikation über WLAN und Bluetooth schon lange die mühsam zu installierende Treiber-Software für Drucker oder Maus abgelöst. Genauso werden moderne Schnittstellen dafür sorgen, dass sich Spritzgießmaschine, Robot-Systeme und Peripherie beim Verbinden gegenseitig erkennen – ein wichtiger Schritt zur Selbstkonfiguration von komplexen Systemen.
Um dem steigenden Bedarf nach kleinen Stückzahlen und individualisierten Kleinserien oder Einzelteilen gerecht zu werden, wird die Kombination von Spritzgießen und additiver Fertigung weiter an Bedeutung gewinnen. Die Individualisierung von spritzgegossenen Großserienteilen für die Medizintechnik etwa kann vor Ort in einem Krankenhaus erfolgen.
Am Praxisbeispiel Büro-Schere zeigte Arburg auf der Fakuma 2015, wie sich Großserienteile durch das Verketten von Spritzgießen und additiver Fertigung in einem automatisierten Prozess individualisieren lassen. Jedes einzelne Kunststoffteil wird zum Informationsträger, bekommt seine eigene Website, findet selbst seinen Weg durch die Fertigung und kann mit Hilfe von Industrie-4.0-Technologien lückenlos rückverfolgt werden. Ein Trend, der schon heute greifbar ist und großes Potenzial für die Zukunft bietet.
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