Gebannt schaut die Wirtschaft zu, wie der Ölpreis immer neue Rekordmarken erklimmt. Auch der Strompreis strebt bislang ungekannten Höhen entgegen.
Kaum irgendwo in Europa ist Strom teurer als in Deutschland. Im Frühjahr 2005 kostete 1 kWh für Industrieunternehmen 9,3 Cent – in Großbritannien, Polen und Österreich beispielsweise sind es lediglich zwischen 5 und 8 Cent. Schuld am deutschen Preisnachteil ist zu einem großen Teil der Fiskus, berichtet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Vor allem die Ökosteuer und die garantierten Abnahmepreise für Strom aus erneuerbaren Energien machen Elektrizität teuer.
An der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig kletterte der Spotpreis für eine – am nächsten Tag zu liefernde – Megawattstunde Strom seit Januar um mehr als 50 % und erreichte im Juli durchschnittlich 47,60 Euro. Hinter dem jüngsten Anstieg steckt ein langfristiger Trend, aber auch kurzfristige Engpässe sind zu berücksichtigen.
So herrschte in Spanien in diesem Sommer extreme Wasserknappheit. Die spanischen Wasserkraftwerke und Kernkraftwerke, denen das Kühlwasser fehlte, konnten deshalb nur vermindert eingesetzt werden. Der benötigte Strom musste zum Teil aus Frankreich importiert werden. Dies wiederum zwang die Franzosen dazu, ihren Energiebedarf in Deutschland zu decken. Auch der große Energiehunger des aufstrebenden China hat Einfluss auf die Stromkosten in Deutschland. Die hohe Nachfrage führt dazu, dass die Weltmarktpreise für Rohstoffe, aus denen Elektrizität erzeugt wird, ständig steigen. Mit einer Umkehr dieses Trends ist nach Ansicht des IW Köln vorerst nicht zu rechnen. jk
Langfristige Trends und kurzfristige Engpässe
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