Laut einer Studie des VDI und des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln ist nur etwa die Hälfte aller Ingenieure überhaupt in einem traditionellen Ingenieurberuf tätig. Fast jeder zweite arbeitet in anderen Bereichen. Dazu zählen Professuren, Management, Controlling, Vertrieb oder auch die öffentliche Verwaltung, um die wichtigsten zu nennen. So sind allein 79 000 Ingenieure als leitende Manager in der deutschen Industrie tätig. Damit, so die Untersuchung, ist der häufigste Bildungshintergrund von Geschäftsführern und Managern deutscher Industrieunternehmen ein Studienabschluss der Ingenieurswissenschaften und nicht etwa der Wirtschaftswissenschaften. Hier sind es etwa 62 000. Das überrascht doch etwas und vergrößert den vieldiskutierten aber auch immer wieder angezweifelten Ingenieurmangel.
Fakt jedoch ist: Der Bedarf an Ingenieuren ist laut der Studie höher als vielerorts angenommen. Zwar ist die Zahl der Erstabsolventen in den Ingenieurwissenschaften 2010 auf erfreuliche 50 000 angestiegen und in den nächsten Jahren dürfte sich diese Zahl sogar weiter steigern durch die Abschaffung der Wehrpflicht und die doppelten Abiturjahrgänge. Aber schon dieser positive Trend reicht nicht aus, um den Bedarf abzudecken. Zumal etwa jeder fünfte der 1,6 Millionen Ingenieure über 55 Jahre alt ist. Die Zahl der offenen Ingenieurstellen hat 2012 übrigens die 100 000 überschritten, die Zahl der arbeitslosen ist auf knapp 19 000 gesunken.
Unternehmen und besonders die Politik sind gefordert, zu reagieren. Davon hängt nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie ab. So sind Zugangshürden für ausländische Arbeitnehmer (gewollte wohlbemerkt) weiter abzubauen. Hier tut sich politisch ja schon einiges. Auch muss es endlich Technikunterricht an den Schulen geben, und zwar in der Breite, nicht in Einzelfällen. Nur dann lässt sich der Jugend diese Thematik näher bringen. Das föderale Schulsystem mag ja manchen Vorteil haben, hier jedoch versagt es augenscheinlich. Wie geschrieben: Techniken entwickeln sich, Lehrpläne bleiben.
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