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Technisch ist Bio-Öl kein Problem mehr

HYDRAULIK: Fördermittel für den Wechsel zum Bio-öl
Technisch ist Bio-Öl kein Problem mehr

Raus mit dem Mineralöl, rein mit synthetischen Estern – landläufig als Bio-Öl bezeichnet. Wer bis zum Jahresende die Anträge einreicht und seine Hydraulikanlagen umstellt, hat Aussichten auf Fördermittel.

Geld vom Staat, wer will das nicht? Aussichten darauf haben diejenigen, die das Mineralöl aus ihren Hydraulikanlagen entfernen und Bio-Öl einfüllen. Für diesen Wechsel gibt es auf Antrag pro Liter Hydrauliköl immerhin 6,25 Euro über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), Gülzow. Hinzu kommt ein Festbetrag von 150 Euro, mit dem die Initiatoren des Markteinführungsprogramm Biogene Treib- und Schmierstoffe die Betreiber für das notwendige Spülen der Anlagen, den Filterwechsel und den Aufwand fürs Schreiben der Förderanträge entschädigen. Die angekündigten Summen sind zwar nicht die Welt, doch soll der Förderbetrag den Mehrpreis für die biologisch schnell abbaubaren synthetischen Ester gegenüber konventionellen HLP-Ölen in etwa decken.

Zwei Dinge sollten Wechselwillige aber beachten: Bevor sie sich an die Arbeit machen, muss die Bewilligung der Fördermittel vorliegen. Zweitens sollte der Hersteller des Hydrauliksystems bestätigen, dass die verwendeten Hydraulikdichtungen sowie gegebenenfalls auch die Schläuche mit synthetischen Estern zurechtkommen. Bei der Paderborner Lödige Aufzugstechnik GmbH hat es mit dem Umfüllen gut geklappt, berichtet Servicetechniker Michael Tuschen: „Unsere Zulieferer haben bestätigt, dass die Hydraulikdichtungen sowohl für Mineralöle geeignet sind als auch für die synthetischen Ester.“
Die Vorgaben für die Förderung sind keinesfalls kleinlich: Der Anlagenbetreiber erhält nicht nur die tatsächliche Füllmenge des jeweiligen Hydrauliksystems vergütet, sondern bei mobilen Anlagen – wie zum Beispiel Hebebühnen, Autokranen und Gabelstaplern – sogar bis zum 2,5-Fachen des Systemvolumens. Bei stationären Anlagen deckt die Förderung immer noch die Kosten bis zum 1,4-Fachen Systemvolumen ab. Voraussetzung für eine Förderung ist allerdings, dass die Anlage noch nicht mit Bio-Öl befüllt war und das neue Medium auf der Positivliste steht.
Interessierten Anwendern steht Dr.-Ing. Heinrich Theissen vom Institut für Fluidtechnische Antriebe und Steuerungen (IFAS) der RWTH Aachen für Fragen zur Verfügung. Die Aachener befassen sich mit biologisch schnell abbaubaren Hydraulikmedien und dem Markteinführungsprogramm ‚Biogene Treib- und Schmierstoffe‘. Dr. Theissen warnt jedoch vor Fehlern beim Wechsel: Bio-Öl vertrage sich schlecht mit konventionellem Hydrauliköl auf Mineralölbasis. Wenn es zur Vermischung kommt, weil die Maschine bei der Umstellung nicht vollständig entleert oder später irrtümlich das falsche Öl nachgefüllt wird, könnten Maschinenstörungen und Schäden auftreten. Mit einer systematischen Untersuchung will das IFAS hierzu Klarheit schaffen.
Schon jetzt aber lassen Äußerungen des Schmierstoffhändlers Lubricating Dutchman in Crailsheim aufhorchen: Sein Hydrauliköl LD Bio-Hydrester HVI sei „voll mischbar mit mineralischen Ölen“, wie es in einer Firmenverlautbarung heißt. Experten warnen jedoch vor dem Mischen, da es technische wie auch ökologische Eigenschaften verändern kann. Nach DIN ISO 15380 sollte daher ein Mineralölanteil von 2 % im Bio-Öl nicht überschritten werden.
Auch der Kontakt von Bio-Öl und Wasser kann Probleme verursachen, da er zur Säurebildung führt. Die Säure wiederum kann Teile des Hydrauliksystems angreifen und das Öl vorzeitig altern lassen. Auch die damit verbundene Schaumbildung kann Probleme bereiten. Insofern empfehlen viele Hydraulikspezialisten, biologisch abbaubare Medien einer ständigen Kontrolle zu unterziehen. Dafür kommen regelmäßige Ölanalysen in Betracht sowie das Monitoring des Ölzustands.
Dramatisiert werden sollten Probleme beim Umfüllen hydraulischer Systeme jedoch nicht, da führende Dichtungshersteller längst Werkstoffe entwickelt haben, die sich gut mit Bio-Ölen vertragen. Allerdings weisen einige darauf hin, dass nicht nur das Medium und der Dichtungswerkstoff in die Kompatibilitätsbetrachtungen einbezogen werden sollten, sondern auch die Kolbenstangenbeschichtung.
Einen Tipp für die Anwender hat der Schweizer Bio-Öl-Anbieter Natoil AG aus Luzern. Da Bio-Öle über eine sehr starke Reinigungskraft verfügen, lösen sie Ablagerungen, die das Mineralöl verursacht hat, und führen sie dem Ölfilter zu. Daher sei es ratsam, nach dem Umfüllen zunächst Filter und Dichtungen zu überwachen und nach rund 50 Betriebsstunden einen Filterwechsel vorzunehmen.
Einem Irrtum, mahnt die FNR, sollten Anwender aber keinesfalls unterliegen: Auch wenn sie als biologisch schnell abbaubar gelten, haben synthetische Ester im Erdreich oder gar im Grundwasser genauso wenig verloren wie Mineralöle.
Gerhard Vogel Fachjournalist in Königsbrunn

Gelder für das neue Öl

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Für die genaue Berechnung der Fördersummen stehen im Internet unter www.nachwachsende-rohstoffe.de Excel-Tabellen zur Verfügung, aber auch Antragsformulare und Informationen über die Zahlungsabwicklung.
Förderanträge
müssen bis zum 31. Dezember 2006 eingereicht werden, wobei laut FNR über eine Verlängerung des Programmes nachgedacht wird.
Eine Positivliste, die die geförderten Medien zusammenfasst, steht unter www.bioschmierstoffe.info
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