Basel II erschwert kleinen und mittleren Unternehmen die klassische Bankfinanzierung. Besonders schwer sind Kredite für Gebrauchtmaschinen zu bekommen. Leasinggesellschaften bieten sich am Markt als Alternative. Wichtig ist ein sorgfältiges Abwägen aller Varianten.
Sven Hardt ist freier Journalist in Neuenhagen bei Berlin
Banken sind mit Kreditfinanzierungen für gebrauchte Maschinen sehr zurückhaltend, weil sie Wertigkeit und Wertprognose nicht einschätzen können. Zudem versperren die Kreditrating-Kriterien nach Basel II jungen und kleinen Unternehmen meist die Bankfinanzierung für gebrauchte Maschinen. Eine Alternative ist Leasing. Unternehmen wie die Deutsche Leasing AG, Bad Homburg, die Süd Leasing GmbH, Stuttgart oder die VR-Leasing AG, Eschborn, engagieren sich in diesem Markt.
Leasing ist scheinbar teurer als die klassische Kreditfinanzierung. Rechnet man jedoch alle Kosten des Kredites ein, etwa Eigenkapitalkosten, Gewerbeertragssteuer und Verwaltungskosten, ergeben sich manchmal ein Gleichstand oder sogar leichte Vorteile für das Leasing.
Ein weiterer Unterschied zu Banken: Die meisten Leasinggesellschaften gehen stärker ins Risiko und geben auf Wunsch Rücknahmegarantien. „Wir prüfen die Werthaltigkeit der Objekte mit Objektwertrecherchen, die wir selbst durchführen oder bei Dienstleistern in Auftrag geben“, erklärt Frank Schottenheim vom Bereich Asset Management der Deutschen Leasing. Besonders komfortabel sind Service-Leasing-Verträge, auch als Operate Leasing bekannt. In diesem Fall garantiert der Leasinggeber gegen höhere Raten die Instandhaltung der Maschine und die Verfügbarkeit. Dieses Modell wird auch für gute Gebrauchtmaschinen angeboten.
Mietkauf ist eine preiswerte Alternative
Leasingraten sind – im Gegensatz zur Tilgung bei Fremdfinanzierung – als Betriebsausgaben in voller Höhe steuerlich absetzbar. Gemäß der Leasingerlasse der Finanzbehörden muss die Leasingdauer mindestens 40 % und maximal 90 % der maximal zulässigen Abschreibungszeit für ein Objekt betragen. Finanzämter hinterfragen die Inhalte von Leasingverträgen eher selten. Indem der Unternehmer die gebrauchte Maschine durch Leasing aus der eigenen Bilanz raushält, hat er bei der Gestaltung der Abschreibung relativ freie Hand. Die Leasinggesellschaften müssen sich jedoch auch bei Gebrauchten an die Abschreibungszeiten halten. Dieser Punkt wird gerne übersehen. Eine Wiederaufbereitung kann diese Zeit verlängern. Außerdem sind viele Finanzämter kompromissbereit. Die Abschreibungszeit einer Neumaschine wird aber in den seltensten Fällen erreicht. Das bedeutet kurze Laufzeiten und hohe Raten. Unsinnig wird die Leasingfinanzierung, wenn die Leasingkosten eine Amortisation unmöglich machen.
In diesem Fall empfiehlt Schottenheim Mietkauf-Modelle. Bei diesen preisgünstigeren Varianten erwirbt der Kunde mit jeder Rate einen Teil der Maschine. Mit der letzten Rate geht sie in sein Eigentum über.
Gebrauchtmaschinen-Leasing – Was es bringt und was es kostet
Vorteile:
– 100 % Fremdfinanzierung ohne Eigenkapital
– bilanzneutral: Keine Veränderung der Bilanzrelationen
– Liquidität wird geschont
– Kreditlinien werden freigehalten
– kein Basel-II-Rating
– schnelles Reagieren auf technologischen Wandel
– Flexibilität bei Erweiterungen und Austausch
– Finanzierung aus dem Nutzen: „Pay as you earn“
– flexible Gestaltung des Zahlungsverlaufs
– keine anteilige Gewerbeertragssteuer auf Leasinggüter
– Raten sind als Betriebsausgaben voll absetzbar, Mehrwertsteuer wird erstattet
– Serviceleasing ermöglicht genaue Budgetplanung, weil Zusatzkosten in den Raten enthalten sind
– verringerte Abhängigkeit von der Hausbank
Nachteile:
– meist teurer als andere Finanzierungsmodelle
– Kunde erwirbt kein Eigentum, nur das Recht auf Nutzung
– vorzeitiger Ausstieg nur schwer möglich, Ausnahme: kündbare Verträge
– Bei Reparatur werden die Raten trotzdem fällig
– Bei Verträgen mit Anbietrecht muss der Kunde die Maschine am Ende der Laufzeit zum vereinbarten Preis kaufen
Unsere Webinar-Empfehlung
Der Summit richtet sich an Entscheider aus den Bereichen Fertigung, Instandhaltung, Fabrikautomatisierung, Automatisierung, Intralogistik und Fabrikplanung, Netzplanung, Netzwerkinfrastruktur, Innovationsmanagement. Daneben sind Hersteller aus den Bereichen Maschinenbau, Sensorik,…
Teilen: