Mit dem Übertragen und Verteilen von Strom als Dienstleistung will Siemens PTD-Vorstand Dr. Udo Niehage Industriebetriebe anregen, auf eigene Abteilungen zu verzichten.
Von unserem Redaktionsmitglied Werner Möller nexus.essen@t-online.de
„Wir sind in den letzten Jahren immer stärker gewachsen als der Markt“, sagte Dr. Udo Niehage, Vorstandsvorsitzender von Siemens Power Transmission and Distribution (PTD) auf der Hannover Messe. „Bei allen Wachstumsbestrebungen werden wir jedoch darauf achten, unser erreichtes Ergebnis nicht zu gefährden. Ich nenne es: Wachsen mit Wachsamkeit.“
Wachstumspotenzial sieht Niehage besonders in der Industrie. Viele Unternehmen konzentrieren sich verstärkt auf ihre Kernprozesse und lassen sich für ihre Energieversorgung eine Komplettlösung von Experten liefern – Service inklusive. Gut im Geschäft ist Siemens PTD hier mit der Automobilindustrie. In anderen Branchen gibt es ähnliche Entwicklungen. So verzichten heute immer mehr Unternehmen darauf, eigene Planungsabteilungen für die Stromversorgung zu unterhalten.
Dass die Herausforderungen für die Energieübertragung und -verteilung in der Zukunft eng mit der Entwicklung der Weltbevölkerung zusammenhängen, machte Dr. Jürgen Schloß, Mitglied des Vorstands des Siemens-Bereichs PTD deutlich. „Aufgrund der weiter zunehmenden Weltbevölkerung soll der weltweite Energieverbrauch bis 2020 jährlich um durchschnittlich 2,6 Prozent steigen. Dabei ist es eine Sache, neue Kraftwerke zu bauen. Eine ganz andere allerdings, dafür zu sorgen, dass die Energie zuverlässig und wirtschaftlich dorthin transportiert wird, wo sie gebraucht wird“, so Jürgen Schloß in Hannover. „Dies wird ohne ständige Innovationen nicht machbar sein.“
Zu diesen Innovationen zählen zum Beispiel immer ausgefeiltere Systeme für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Denn in Zukunft werden die Strecken, über die der Strom wirtschaftlich übertragen werden muss, vor allem in Asien immer länger. Auch die flexible Übertragung von Drehstrom muss leistungsfähiger werden, weil sich damit vorhandene Stromversorgungsnetze besser ausnutzen lassen. Laut Schloß wird die Umsetzung der Vision eines weltumspannenden, interkontinentalen Stromversorgungsnetzes in den nächsten Jahren in greifbare Nähe rücken. „Schließlich müssen heute immer noch rund ein Viertel der Weltbevölkerung ohne Strom auskommen. Und das sollte so nicht bleiben“, meinte Schloß.
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