Zulieferer entdecken industrienahe Dienstleistungen als Poten-tial – und kommen dabei dem technischen Handel ins Gehege. Jetzt rüsten die Händler auf. Eine Vorreiterrolle spielt die Reiff GmbH, Reutlingen.
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Baumgärtner
Hubert Reiff hat einen Vorteil: Er kennt keine Berührungsängste. Der Vollblutkaufmann weiß, daß Kooperationen das Gebot der Stunde sind – auch beim technischen Handel, der traditionell eher regional orientiert ist. „Wir müssen uns darauf vorbereiten“, so Reiff. Im schwierigen Markt der Wälzlager beispielsweise, hat sich der umtriebige Schwabe mit sieben weiteren Händlern zusammengetan, damit jeder der Beteiligten seine Kunden besser beliefern kann. Denn die Verfügbarkeit der Ware ist wettbewerbsentscheidend. Die acht Handelspartner können sich über einen geschlossenen Internet-Benutzerkreis gegenseitig ins Lager spicken. „Jeder hat Einsicht in den freien verfügbaren Bestand aller“, erklärt Reiff das im Prinzip einfache aber wirkungsvolle Modell.
Auch bei anderen Produktgruppen überrascht der Schwabe immer wieder mit Kooperationskonzepten. Besonders wenn es darum geht, Kunden mit C-Teilen umfassend zu versorgen, nutzt Reiff externes Know-how. Erst jüngst ist er der Coso GmbH beigetreten. Und hinter dieser Firma stecken zwei große Namen: Coso ist eine auf die Abwicklung von C-Teilepaketen spezialisierte Tochtergesellschaft der Würth-Tochter Hahn+Kolb in Stuttgart.
Aber das war sicher nicht der letzte Allianzdeal des Fachhändlers. Insgeheim träumt Geschäftsführer und Inhaber Reiff davon, auch mit Spezialisten von bei ihm nicht vertretenen Produktgruppen gemeinsame Sache zu machen. Vollabdeckung heißt sein Ziel. Mit Elektrogroßhändlern hat er anscheinend bereits Gespräche geführt. Und warum, so wird in der Reutlinger Zentrale überlegt, soll man bei Reiff nicht auch Büromaterialien ordern können?
Doch Expansionsgelüste im Bereich Handel sind anscheinend nicht genug. Schon lange wildert die Reiff-Gruppe auch im Terrain produzierender Zulieferer. So hat sich die Reiff Elastomertechnik einen Namen als Dichtungsspezialist gemacht. Das Spezialgebiet dieses Reiff-Unternehmens sind Siliconschäume. Vorteil dieser Cured-In-Place-Gasketing-Technologie ist, daß die Dichtungsmasse direkt auf das Bauteil gespritzt wird. Aufwendige Montagearbeiten lassen sich damit vermeiden.
Und auch im Bereich Schläuche, ein ganz traditionelles Verkaufsprodukt des technischen Handels, hat Reiff den nächsten Schrittgewagt: In einer eigenen Abteilung werden Schläuche konfektioniert und auf Kundenwunsch auch montiert.
Die Firma Putzmeister nutzt beispielsweise dieses Angebot. Reiff nimmt mit solchen Aktivitäten eine Vorreiterrolle unter den rund 700 Fachhändlern in Deutschland ein. Für den Kampf um die lukrativen industrienahen Dienstleistungen dürften die Schwaben jedenfalls gut gerüstet sein.
Reiff in Zahlen
Das technische Sortiment des Fachhändlers umfaßt mehr als 30000 Artikel.
Mit nach eigenen Angaben 12,2 % Wachstum verzeichnete der Geschäftsbereich Technische Produkte Reiff im vergangenen Jahr eine sehr gute Geschäftsentwicklung. Jedenfalls lag das Unternehmen damit deutlich über dem Branchendurchschnitt. Den Umsatz gibt Reiff mit 120 Mio. DM an. Der Geschäftsbereich Technische Produkte ist die kleinere von zwei Säulen, welche das Holding-Dach der Reiff GmbH tragen. Der größere Bereich wendet sich mit Reifen und Zweiradangeboten direkt an den Endverbraucher. Reiff ist mit 44 Reifen-Niederlassungen in Baden-Württemberg und Sachsen sowie mit fünf Verkaufs-Niederlassungen für technische Produkte in diesen beiden Bundesländern vertreten.
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