Additive Manufacturing | Von der Reproduzierbarkeit des Prozesses hängt es ab, ob und wie schnell sich das Laser-Sintern in der Fertigung etabliert. Welchen Fortschritt das neue QM-Tool von EOS bringt und wohin die Entwicklung führt, erläutert Technologieexperte Lukas Fuchs. ❧ Olaf Stauß
Was unterscheidet Eostate MeltPool von bisherigen QM-Tools bei EOS?
Es ermöglicht die automatisierte Analyse des Schmelzbades beim Direct Metal Laser Sintering. In der Regel informieren System-Monitoring-Lösungen über Maschinenbedingungen wie Sauerstoffgehalt, Bauplattformtemperatur oder Schutzgasströmung. Doch Eostate MeltPool ermöglicht es als Experten-Tool, direkt in den Bauprozess der Additiven Fertigung zu schauen – pro Schmelzpunkt, pro Schicht, pro Bauteil.
Was ist der Unterschied zu konkurrierenden Lösungen im Additiv-Markt?
Das Besondere unserer Lösung ist, dass die Analyse in Echtzeit erfolgt: Sie misst während des DMLS-Bauprozesses die Lichtemissionen des Schmelzbades in hoher zeitlicher Auflösung. Spezielle Algorithmen überprüfen das Signal auf charakteristische Hinweise für Fehler im Bauprozess. Der Anwender selbst legt fest, welche Merkmale für seine Bauteile hier in Frage kommen – je Prozess, Schichtstärke und Material.
Heißt dies, dass die einzelnen Schichten auch rückwirkend rekonstruiert werden können, etwa bei Bauteil-Versagen?
Ja, mit Eostate MeltPool lassen sich potenzielle Fehlerquellen bis auf die einzelne Schichtebene nachverfolgen, im Bauprozess. Es ist also denkbar, dass erfahrene Anwender künftig in der Lage sind, bereits im Prozess fehlerhafte Schichten zu erkennen.
Verbessert das Tool auch die Produktivität?
Den Bauprozess selbst beschleunigt Eostate MeltPool nicht. Die nachgelagerte Qualitätssicherung könnte jedoch zumindest deutlich reduziert und somit der Gesamtprozess verkürzt werden. Doch auch hier reden wir von einem möglichen Ansatz für die Zukunft, nicht vom Ist-Zustand.
Das wichtigste Ziel beim Eostate MeltPool?
Unser System soll letztlich die Qualitätssicherung in den additiven Bauprozess vorverlagern. Dies ermöglicht ein besseres Risikomanagement, senkt die Qualitätssicherungskosten und verringert den Zeitaufwand. So können Unternehmen die Stückkosten nachhaltig reduzieren.
Steigt die Bedeutung von Additive Manufacturing (AM) mit solchen QM-Systemen?
Eine lückenlose Qualitätssicherung wird den Markt vorantreiben. Besonders stark regulierte Industrien wie Medizin oder Luft- und Raumfahrt verlangen nach hoher Qualitätssicherung für nahezu jedes Bauteil. Wenn immer mehr Unternehmen erkennen, dass die additive Fertigung diese hohen Anforderungen erfüllen kann, wird die Bedeutung von AM weiter deutlich zunehmen.
Wie wandelt sich die AM-Branche augenblicklich?
Mittlerweile zieht die additive Technik zunehmend in die Serienfertigung ein und steht vor der Herausforderung, den Massenmarkt zu erobern. Viele unserer Kunden betrachten den Einsatz von EOS-Technologie als strategische Investition in die Zukunft – eine Technologie, an der sie nicht mehr vorbeikommen.
Kann das System erkannte Fehler auch gleich korrigieren?
Korrekturen während des Bauprozesses werden nicht vorgenommen. Vielmehr wird das Schmelzbad mit zuvor definierten Schwellwerten verglichen. Wird ein Schwellwert überschritten, erkennt der Anwender den möglichen Fehler, der sich daraus ergeben könnte.
Wie können Anwender die Parameter für die Schwellwerte definieren?
Zum Beispiel durch die bewusste Erzeugung von Fehlern im Bauteil. Auf diese Art erfährt der Nutzer, welche Schwellwerte zu welchem Fehlerbild führen können.
Teilen: