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„Wir haben keine Angst davor, kopiert zu werden“

Makino-Europa-Chef Dr. Anders Ingemarsson über Strategie und Ziele seines Unternehmens
„Wir haben keine Angst davor, kopiert zu werden“

„Wir haben keine Angst davor, kopiert zu werden“
„Eine gute Maschine nachzubauen reicht nicht. Die Basis von Qualität, Präzision und Zuverlässigkeit ist kontinuierliche Entwicklung.“
Makino hat sich vom Maschinenhersteller zum Technologie- und Serviceanbieter gewandelt. Wie sich das für die Kunden auswirkt, erläutert Dr. P. Anders Ingemarsson, President und CEO der Europa-Zentrale der Japaner in Hamburg.

Herr Dr. Ingemarsson, wo positioniert sich Makino unter den großen Werkzeugmaschinenherstellern?

Unsere Maschinen sind Premiumprodukte, sozusagen der Mercedes unter den Werkzeugmaschinen. Alle wichtigen Komponenten, wie die Spindeln, bauen wir selbst. Unsere Maschinen verbinden Präzision, Kraft, Dynamik und hohe Verfügbarkeit. Zudem baut unsere Produktpalette auf Standardplattformen auf und ist universell einsetzbar. Ein wichtiger Teil unseres Angebots ist das kundenspezifische Engineering, durch das wir sehr gezielt auf die Bedürfnisse einzelner Kunden eingehen können. Um die Möglichkeiten diesbezüglich auszubauen, ist unsere Europa-Zentrale im Mai in neue Räume nahe des Hamburger Flughafens umgezogen – eine Konsequenz unserer 2005 gestarteten New-Direction-Initiative.
Was hat diese Initiative bislang bewirkt?
Wir haben uns vom Werkzeugmaschinen-Hersteller zum Technologie- und Serviceanbieter gewandelt. Der Fokus in Europa liegt auf den Bereichen Verkauf, anwendungsspezifisches Engineering und Service. Unser Bestreben ist, einem Kunden auf seinem Gebiet zu mehr Marktanteilen zu verhelfen. Wenn er mit einem Fertigungsproblem zu uns kommt, untersuchen wir, mit welcher Technologie er die Aufgabe am effizientesten bewältigen kann. Die jeweils passende Lösung zu erarbeiten, erfordert viel Prozess-Know-how. Deshalb arbeiten wir verstärkt in engen Kooperationen mit Kunden. Unsere Vision ist es, hier Partner Nummer eins zu sein. In diesem Zusammenhang haben wir vor gut einem Jahr ein Tochterunternehmen in Bratislava gegründet, das auch unser europäisches Zentrum für technischen Support und Schulung ist.
Der Werkzeugmaschinenmarkt boomt. Hat Makino genügend Kapazitäten, um die Nachfrage zu bewältigen?
Das ist nicht immer einfach. Wir bauen derzeit unsere Kapazitäten aus, erweitern unter anderem den Produktionsstandort Katsuyama. Statt der bisher 1200 Einheiten können wir dort ab dem kommenden Frühjahr bis zu 1440 Maschinen im Jahr produzieren. Eine solche Kapazitätserweiterung muss jedoch mit Bedacht erfolgen. Ein zu schneller Ausbau gefährdet die Qualität der Produkte und Dienstleistungen. Und das ist mit unserer Philosophie nicht vereinbar.
Welche Ziele hat sich Makino für die kommenden Jahre gesteckt?
Der Konzern setzt auf Wachstum im Bereich Luftfahrt, aber auch in anderen Industriezweigen, in denen Großmaschinen eingesetzt werden. In dieser Hinsicht spielt der Ausbau des Werks in Katsuyama eine besonders wichtige Rolle. Während wir weltweit ein moderates Wachstum prognostizieren, rechnen wir in Europa mit einem erheblichen Gewinn von Marktanteilen. Gemessen an der heutigen Konjunkturlage, werden wir erst nach einer Verdoppelung des Geschäftsvolumens die Position erreicht haben, die wir in Europa verdienen. Wir werden unseren Weg zu mehr Kundennähe und kürzeren Reaktionszeiten fortsetzen und dazu auch die lokalen Beratungs-, Verkaufs-, Applikations- und Service-Teams stärken.
Welches sind Ihre wichtigsten Märkte?
Zwischen 40 und 50 Prozent unserer Maschinen verkaufen wir in Japan. In die USA gehen gut 20, nach Europa zwischen zehn und 15 Prozent. Im letzten Jahr verlief die Marktentwicklung in Japan und den USA leicht ansteigend. Mit 30 Prozent deutlich gewachsen ist dagegen das Geschäft in China. Noch besser lief´s in Europa und Indien. Dort haben wir um 45 respektive 60 Prozent zugelegt. Von den Branchen her gesehen sind wir überall dort zu Hause, wo Präzision, Zuverlässigkeit und Produktivität gefragt sind. Stückzahlmäßig gehen etwa gleich viele Maschinen in die Produktion und den Werkzeug- und Formenbau.
Sie verkaufen hochwertige Produkte auch in China und produzieren diese zum Teil sogar dort. Hat Makino keine Angst vor Produktpiraterie und Know-how-Verlust?
Nein. Qualität, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit sind das Ergebnis vieler Jahre kontinuierlicher Entwicklung. Einfach nur eine Maschine nachzubauen, das reicht nicht. Über das Gesamtergebnis entscheiden auch Feinheiten des Fertigungs- und Montageprozesses sowie der Service und das Engineering. Das Prozesswissen, um die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen und umsetzen zu können, ist nicht so einfach zu kopieren. Außerdem herrscht in Japan eine andere Kultur als in China. Sie ist unter anderem geprägt von großer personeller Kontinuität – eine wichtige Voraussetzung für eine kontinuierliche technische Entwicklung. In China wechseln die Mitarbeiter viel schneller und öfter den Arbeitgeber. Das erschwert den Aufbau des erforderlichen Know-how. Deshalb nehmen wir diesen Wettbewerb ernst, haben aber keine Angst davor. Die Entwicklung geht immer weiter. Ich bin überzeugt, dass wir auch künftig zu denen gehören, die die Nase vorn haben.
Erwarten Sie in absehbarer Zeit Entwicklungssprünge in der Zerspantechnik?
Derzeit sehe ich keine Revolutionen oder grundsätzlich neue Trends. Der Fortschritt kommt eher auf leisen Sohlen, evolutionär. Eine entscheidende Rolle werden die Maschinenverfügbarkeit und die Effizienz der Prozesse spielen. Die Betriebskosten über die gesamte Lebensdauer rücken immer stärker in den Fokus der Kunden.
Verraten Sie uns schon, was die EMO-Besucher am Makino-Stand erwartet?
Wir werden unter anderem demonstrieren, wie sich durch das Einbinden von Industrierobotern in Produktionszellen die Hauptzeiten weiter steigern lassen. Außerdem zeigen wir verschiedene Lösungen fürs fünfachsige Zerspanen. Nur ein Beispiel: Mit dem horizontalen Multifunktionszentrum i Grinder G5 lassen sich Teile aus Speziallegierungen, etwa Statoren, Turbinenschaufeln oder Klauenkupplungen, mit weniger Prozessschritten und dadurch mit bis zu 80 Prozent kürzeren Durchlaufzeiten fertigen.
Industrieanzeiger
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