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„Wir verkaufen 90 Prozent unserer Produkte im Ausland.“

Verbandsdirektor Xabier Ortueta über die Situation der spanischen Werkzeugmaschinenbranche
„Wir verkaufen 90 Prozent unserer Produkte im Ausland.“

„Wir verkaufen 90 Prozent unserer Produkte im Ausland.“
„China hat Deutschland im vergangenen Jahr erstmals auf Platz zwei unserer Exportrangliste verdrängt.“
Wie es dem spanischen Werkzeugmaschinenbau derzeit geht und wie er auch künftig erfolgreich sein will, sagt Xabier Ortueta. Er ist Direktor des spanischen Branchenverbands AFM, der seinen Sitz in San Sebastian hat.

Herr Ortueta, wie geht es der spanischen Werkzeugmaschinenbranche?

Wie in anderen Ländern auch, war 2009 für unsere Unternehmen schlecht. 2010 war ein Übergangsjahr, in dem zwar die Auftragseingänge anzogen, die Umsatz aber nochmals schrumpfte. Das vergangene Jahr lief für unsere Mitglieder sehr erfreulich, insbesondere für jene, die international ausgerichtet sind. Der Umsatz stieg um 22,7 Prozent. Wenn man rein den Export betrachtet, dann war 2011 unser bislang bestes Jahr. Und von Januar bis April 2012 lagen die Orders nochmals um 20 Prozent höher.
Welchen Einfluss hat die Finanzkrise Spaniens auf den Maschinenbau des Landes?
Sie hilft uns natürlich nicht, aber wir sind auch nicht so stark betroffen, wie man im Ausland vielleicht annimmt. Um unsere Situation zu verstehen, muss man ein paar Dinge wissen. Gut 80 % der spanischen Maschinenbauer sind im Baskenland zu Hause. Wir haben hier traditionell eine sehr starke Industrie und sind daher ein wohlhabender Teil Spaniens. Auch die Arbeitslosigkeit liegt hier mit zehn Prozent deutlich unter dem Landesschnitt mit 25 Prozent. Sowohl unsere Mitglieder als auch viele deren Kunden sind stark exportorientiert. Das alles resultiert in einer noch immer recht guten wirtschaftlichen Situation. Wir leben und sind sehr aktiv – auch in der Forschung und Entwicklung.
Rund 90 Prozent der Produktion geht ins Ausland. Welches sind Ihre wichtigsten Märkte?
Deutschland war bis 2011 unser wichtigster und größter Exportmarkt. Im letzten Jahr hat sich erstmals China mit einem Exportanteil von 15,6 Prozent ganz knapp auf Platz eins unserer Rangliste geschoben. Nach Deutschland gingen 15,2 Prozent unserer ausgeführten Produkte. Auf den weiteren Plätzen folgen Mexiko, Indien, Frankreich, Portugal, Ungarn, Brasilien, die USA und Italien.
Die Zuwächse bei den Maschinen sind deutlich höher als beim Zubehör, den Werkzeugen und den Komponenten. Woran liegt das?
Das Maschinengeschäft ist viel internationaler ausgerichtet. Unsere Teilbranche Zubehör/Werkzeuge/Komponenten hängt stärker vom derzeit am Boden liegenden Inlandsmarkt ab. Ihr Exportanteil liegt bei lediglich 63 Prozent.
Der Anteil spanischer Werkzeugmaschinen, die im Inland verkauft wurden, sank von 41,3 auf 24,8 Prozent. Trauen die Kunden ausländischen Maschinen mehr zu?
Nein. Das hat vielmehr damit zu tun, dass unsere Anbieter überwiegend auf Groß- und Sondermaschinen spezialisiert sind. Diese Anlagen sind naturgemäß teurer als kleinere Standardmaschinen. Und vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzlage in unserem Land sind viele Kunden bei großen Investitionen derzeit zurückhaltend. Teilweise bekommen sie auch die nötigen Kredite nicht. Insofern spüren wir die aktuelle Lage schon, aber die guten Geschäfte im Ausland kompensieren das.
Welchen Anteil haben Großmaschinen am Produktionsvolumen des spanischen Werkzeugmaschinenbaus?
Der liegt wertmäßig bei rund 70 Prozent. Dabei finden wir die Spezialisierung auf Großanlagen in allen Bereichen – sowohl bei den Fräs- und Drehmaschinen als auch bei den Pressen oder den Komponenten.
In welchen Ländern sehen Sie noch die größten Marktchancen?
In Europa ganz klar in Deutschland! Frankreich ist für uns schon durch die Grenznähe ein natürlicher Markt. Und Italien ist ein Industrieland, das ähnlich geprägt ist wie Spanien. Große Wachstumspotenziale sehe ich zudem in der Türkei und in Russland. In Asien sind die Marktchancen natürlich in China am größten. Aber auch Indien dürfen wir nicht unterschätzen. Der Markt dort konsumiert viele Großmaschinen, was unserem Produktportfolio entgegen kommt. Große Chancen sehen wir auch in den USA und in Mexiko. Brasilien ist derzeit für uns etwas schwieriger.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die spanischen Maschinenbauer in den kommenden Jahren?
Wir müssen internationaler werden. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund der Unternehmensgrößen – unsere Mitglieder haben durchschnittlich 55 Mitarbeiter – eine große Herausforderung. Wir müssen zunehmend in ferne Länder liefern und dort auch den Service sicherstellen. Das geht nur, wenn insbesondere unsere kleinen Betriebe ihre Kräfte bündeln und – wo immer sinnvoll – kooperieren. Ein weiterer Punkt ist die Qualifikation unserer Mitarbeiter. Aufgrund unseres hochwertigen Produktportfolios brauchen wir sehr gut ausgebildetes Personal. An diesem Punkt arbeiten wir schon länger, aber wir müssen uns kontinuierlich weiter verbessern. Als dritten Aspekt möchte ich den Bereich Forschung und Entwicklung nennen. Wir müssen uns auf innovative Lösungen fokussieren, die dem Kunden nützen, die er braucht und die er bezahlen kann. Dazu müssen wir den Bedarf unserer Kunden sehr genau kennen und gut verstehen.
Und welche Herausforderungen warten auf ausländische Anbieter in Spanien?
Das dürfen interessierte Unternehmen gerne selbst herausfinden.

Kennzahlen:

Spanische Werkzeugmaschinen-Branche

  • Produktionsvolumen: 771,3 Mio. Euro (2011), 631,9 Mio. Euro (2010)
  • Exportvolumen: 694,9 Mio. Euro (2011), 484,2 Mio. Euro (2010)
  • Exportquote: 90,1 % (2011), 76,6 % (2010)
  • Inlandsabsatz: 76,4Mio. Euro (2011), 147,7 Mio. Euro (2010)
  • Importe: 231,2 Mio Euro (2011), 209,7 Mio. Euro (2010)
  • Verbrauch: 307,7 Mio. Euro (2011), 357,4 Mio. Euro (2010)
  • Wichtigste Exportmärkte: China (15,6 %), Deutschland (15,2 %), Mexiko (7,1 %), Indien (5,7 %), Frankreich (5,4 %), Portugal (5,1 %), Ungarn (4,9 %), Brasilien (4,5 %)
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