Startseite » Allgemein »

„Wir wollen in Deutschland wettbewerbsfähige Arbeitsplätze“

Allgemein
„Wir wollen in Deutschland wettbewerbsfähige Arbeitsplätze“

„Wir wollen in Deutschland wettbewerbsfähige Arbeitsplätze“
Manfred Grundke, Vorstandsvorsitzender von Bosch-Rexroth: „Wir sondieren kontinuierlich den Markt nach geeigneten Akquisitionen.“
Die Expansion findet bei Bosch-Rexroth hauptsächlich in den ausländischen Wachstumsmärkten statt. Die deutschen Standorte will das Unternehmen durch Arbeitnehmer-Bündnisse und Kosteneinsparungen wettbewerbsfähig machen, wie der Vorstandsvorsitzende Manfred Grundke im Exklusiv- Interview ankündigt.

Das Gespräch führten unsere Redaktionsmitglieder Dietmar Kieser und Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de

Herr Grundke, Sie sind jetzt seit einem Jahr im Amt. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Wir hatten 2004 eine sehr erfreuliche Geschäftsentwicklung, das ist das Wesentliche. Wir haben den Umsatz deutlich gesteigert, wir konnten auf der Ergebnisseite die gewünschten Zahlen erreichen. Das war schon mal kein schlechter Start.
Ihr Vorgänger hat die Fusion von Bosch Automationstechnik und Mannesmann Rexroth vollzogen. In welcher Phase befindet sich das Unternehmen jetzt?
Die erste Phase war das Zusammenführen der beiden Unternehmen. Da war es wichtig, keine Marktanteile zu verlieren, wie es so häufig dabei der Fall ist. Wir haben sogar Marktanteile gewonnen. Jetzt geht es darum, das Unternehmen zu stabilisieren. Vor allem kostenseitig müssen wir dafür sorgen, dass wir dem wachsenden Preisdruck gerecht werden können.
Wie schwierig war es, die Marke Rexroth zu etablieren, die Traditionsmarken wie Indramat, Star oder Bosch ersetzen soll?
Das ist sehr gut gelungen. Wir haben von Anfang an festgelegt, dass es jetzt nur noch eine Marke geben wird. Wir haben konsequent Ausnahmen ausgeschlossen. Heute sind die Marke Rexroth und das Unternehmen Bosch-Rexroth akzeptiert und etabliert.
Sie sind Komplettsortimenter. Was fehlt noch im Portfolio?
Wir haben uns in der Kompakthydraulik durch die Akquisition von Oil Controls in Italien gut ergänzt. Auf der Elektronik- und der Steuerungsseite sind wir technologisch vorne, aber dort werden wir zu überlegen haben, wie wir eine kritische Größe erreichen. Ähnliches gilt für den Bereich Pneumatik. Da haben wir unser Produktangebot komplettiert und möchten weiter wachsen. Wachstum möchten wir zum einen intern erreichen, zum anderen prüfen wir permanent Möglichkeiten, durch Zukäufe externes Wachstum zu erzielen.
An wen oder was denken Sie konkret?
Bosch verfolgt bekanntermaßen das Ziel, den Unternehmensbereich Industrietechnik, zu dem auch Bosch-Rexroth gehört, auszubauen. Wir haben als Komplettanbieter in der Fabrikautomation ein breites Spektrum, und für uns sind Akquisitionen interessant, wenn sie unser Portfolio ergänzen und dazu beitragen, unsere weltweite Technologieführerschaft sicherzustellen und weiter auszubauen. Sowohl bei Bosch als auch bei Bosch Rexroth verfolgt man eine mittel- und langfristige Strategie. Die Übernahme von Mannesmann Rexroth war ja auch kein Zufall, sondern eine strategische Investition.
Welche Ziele verfolgen Sie in Asien?
Unsere Asienstrategie geht bis in die 70er-Jahre zurück. In Japan haben wir schon damals in Uchida Hydraulics investiert und 1997 die Anteilsmehrheit übernommen. In China haben wir Ende der 70er-Jahre unsere erste Gesellschaft gegründet. Aktuell bauen wir dort deutlich Produktionskapazitäten auf. Wir verfolgen ja die Strategie, dass wir ganz nah an unseren großen Kunden dran sein wollen.
Welchen Anteil wird das Geschäft haben?
Unser Langfristziel heißt 50 Prozent Umsatzanteil in Europa, 25 Prozent in Nord- und Südamerika sowie 25 Prozent in Asien.
Und welche Ziele verfolgen Sie in Osteuropa, insbesondere in Russland?
In Russland sind wir schon seit Mitte der 70er-Jahre. Derzeit bauen wir unsere Vertriebsinfrastruktur und unsere Serviceorganisation weiter aus. Dann ergänzen wir das mit Applikations-Know-how für die Branchen, die für uns interessant sind. Russland hat ein enormes Potenzial und ist für uns ein klarer Wachstumsmarkt.
Wie groß schätzen Sie die Risiken in diesen Wachstumsmärkten ein?
Es gibt Risiken, klar. So ist zum Beispiel China keine Demokratie im westlichen Sinne. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind aber für uns stabil. Wir haben bisher beim Ausbau unserer Aktivitäten keine Instabilitäten von Seiten der chinesischen Administration erkennen können. Die Herstellung von Plagiaten in China ist natürlich ein Problem, von dem wir wünschen, dass dies von offizieller Seite her eingedämmt wird. In Russland muss man die weitere Entwicklung abwarten. In den letzten Jahren wurde das Geschäftemachen dort deutlich erleichtert.
In welchem Maße werden Sie Arbeitsplätze im Ausland aufbauen?
Da unser Wachstum weiterhin vor allem im Ausland stattfindet, werden wir unseren Personalaufbau dort realisieren. Wir planen derzeit keine Verlagerungen. Voraussetzung ist aber, dass wir unsere inländischen Produktionsstandorte in ihrer Produktivität nachhaltig so steigern können, dass wir langfristig wettbewerbsfähig sind.
Wie geschieht das konkret?
Derzeit führen wir ein Bosch-Produktionssystem ein; das bringt Kostenvorteile. Aber wir benötigen auch bessere Konditionen beim Thema Personalaufwand, bei der Flexibilität der Arbeitszeiten und der Entlohnung. Wir müssen an den verschiedenen Standorten mit den Arbeitnehmervertretern zu einer Einigung kommen. Wir werden alle Optionen prüfen, wie wir die Arbeitsplätze im Inland nachhaltig wettbewerbsfähig gestalten können.
Vor welchem Zeithorizont?
Wenn es den Arbeitnehmervertretern um reine Besitzstandswahrung geht, ist diese Diskussion sehr kurz, und die Arbeitsplätze gehen über kurz oder lang ins Ausland. Ich bin aber optimistisch, dass wir zu einer intelligenten Lösung kommen, und das noch in diesem Jahr.
Sie betreiben in Deutschland die technologischen Leitwerke, an kostengünstigeren Standorten Fertigungswerke. Bleibt das so?
Es könnte Leitwerke im Ausland geben, beispielsweise in den USA oder Japan, in China derzeit noch nicht. Wir verfolgen dort ein Design to Region: Wenn unsere Kunden im Low- und Medium-Tech-Bereich aufgestellt sind, müssen wir uns darauf einstellen. Dort sind die Anforderungen andere als in Europa oder Japan.
Welche technischen Trends sehen Sie? Wie bedeutend wird das Condition Monitoring?
Das ist sicher ein wichtiger Trend. Um die vorbeugende Instandhaltung umsetzen zu können, benötigt man die Komponenten, die den Zustand der Anlage erkennen und zuverlässig interpretieren. Die technischen Voraussetzungen zur Erfassung der Zustandsgrößen sind mittlerweile schon zu vernünftigen Preisen herstellbar: die Software, Kommunikationstechniken und Sensoren. Bis zu anwendungsreifen Lösungen müssen wir gemeinsam mit unseren Kunden einen applikations-orientierten Weg gehen.
Befürchten Sie auch Probleme?
Ein wichtigeres Thema könnte die Datensicherheit werden. Stellen Sie sich vor, es gelingt einem Hacker, über einen Monitoring-Kanal in das Betriebssystem einer Automobil-Transferstraße hineinzukommen und Veränderungen vorzunehmen …
Wo sehen Sie weitere Trends?
Remote Condition Monitoring, also Fernwartung, wird kommen. Weitere Entwicklungen sehe ich bei den Wireless-Techniken. Ein Trend sind auch einfachere Automationskonzepte, die den Investitionsanteil pro Umsatz-Euro reduzieren. Die Kunden werden auf die Zuverlässigkeit der Anlagen mehr Wert legen. Und man muss sie so konfiguieren, dass man auf einer Produktionsanlage zwei bis drei Produktzyklen abbilden kann – und das über eine Gesamtlebensdauer von 15 Jahren. Die Lösungen müssen modular sein, flexibel und über offene Schnittstellen verfügen. Der Kunde muss mit seiner Entscheidung ja 15 Jahre lang leben.
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 5
Ausgabe
5.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de