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„Wir wollen uns deutlich mehr Gehör verschaffen“

Dr. Möhlenkamp positioniert sich als WSM-Hauptgeschäftsführer
„Wir wollen uns deutlich mehr Gehör verschaffen“

Dr. Andreas Möhlenkamp will als Hauptgeschäftsführer dem Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e. V. (WSM), Ratingen, neuen Schwung und mehr Beachtung in der Öffentlichkeit verleihen. Wie er weiß, keine leichte Aufgabe angesichts der vielen Fachverbände der Organisation.

Das Gespräch führten Dr. Rolf Langbein, Chefredakteur, und Iris Frick, Mitglied der Chefredaktion – rolf.langbein@konradin.de

Herr Dr. Möhlenkamp, mit Ihnen als Hauptgeschäftsführer hat sich der WSM einen erfahrenen Verbandskenner ins Boot geholt. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?
Besonders hat mich gereizt, eine Verbandsarbeit zu gestalten, in der der Mittelstand wieder deutlicher in der öffentlichen Wahrnehmung erkennbar wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mittelstand zu kurz kommt. Der WSM vertritt mittelständische Industrieunternehmen im produzierenden Gewerbe, die sich im großen Feld der Stahl- und Metallverarbeitung bewegen, in der Regel Unternehmen im Familienbesitz. Sie beschäftigen zwischen 50 und 500 Mitarbeiter, oft auch mehr. Es gilt, die vielen aktiven Fachverbände im WSM in der Außenwirkung als Ganzes und mit einer Stimme sprechend erscheinen zu lassen. Sozusagen mit der Stimme des industriellen Mittelstands.
Vergleicht man die Verbandslandschaft mit einem Orchester, welches Instrument spielt dort im Moment der WSM?
Ich weiß gar nicht, ob wir ein Instrument spielen oder ob wir eher die Bühne organisieren oder zuweilen auch Dirigent sind. Wir wollen sicher ab und zu auf die Pauke hauen und dann und wann auch einmal die Erste Geige spielen. Aber wir lassen mit unseren vielen Aufgaben vor allem eine fantastische Sinfonie entstehen, zu der die Zuhörer hoffentlich immer öfter sagen, jawohl, da wird gute Musik gespielt. Ich möchte das nicht mit einem Instrument verknüpfen. (Schmunzelnd) Ich selbst spiele Schlagzeug, das heißt aber nicht, dass ich immer auf die Pauke haue.
Die Industrieunternehmen in Ihrem Verband erzielen rund 58 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Wie wollen Sie einem solchen Schwergewicht mehr Gehör verschaffen?
Lange Zeit sind Verbände zurückhaltend in Erscheinung getreten. Das ist die alte Tradition der distinguierten Wirtschaftsverbände. Ich glaube nur, dass wir aus dieser Zeit längst heraus sind. Wir sind hier beim WSM entstanden durch den Zusammenschluss dreier starker Wirtschaftsverbände. Allein das schafft Beachtung. Der WSM ist die Chance für einen Neubeginn und damit eine Herausforderung, die Wahrnehmung unserer Industrie in der Öffentlichkeit zu verändern. Aber das muss wachsen, und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt.
Was muss ein Verband seinen Mitgliedern heute bieten?
Zunächst müssen wir unsere Fachverbände zusammenschweißen und über die Integration die Unternehmen zur Identifikation führen. Integration bedeutet Kommunikationsarbeit, ein gegenseitiges Kennenlernen, ein sich Vertrautmachen sowohl der Verbandsakteure als auch der dahinterstehenden Unternehmen. Eine weitere Aufgabe ist der konkrete Themenservice nach innen. Dazu zählen Informationen über steuer- und rechtspolitische Entwicklungen, Unternehmer in wirtschaftspolitischen Gremien zu verankern oder Hilfestellungen zu geben, etwa bei Forschungs- und Entwicklungskooperationen. Ein dritter Bereich, und auch da kann man von Service nach innen sprechen, ist die Arbeit des Wirtschaftsverbandes nach außen. Jeder Fachverband und jedes Unternehmen, das sich diesem Fachverband anschließt, ist über den Wirtschaftsverband nach außen hin repräsentiert.
Sie sind neu in Ihrer Funktion als Hauptgeschäftsführer, welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Die Integration der Fachverbände und die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit habe ich bereits angesprochen. Ein weiterer Punkt ist, die Europäisierung der Wirtschaft für die Unternehmen greifbar zu machen. Osteuropa steht als Ergänzung des Binnenmarktes vor der Tür. Mit diesem neuen Binnenmarkt haben sich die Unternehmen auseinanderzusetzen. Hier möchte ich gerne mit unseren Mitarbeitern im Wirtschaftsverband und in den Fachverbänden sowohl eine Übersetzerrolle als auch eine Hinweisfunktion einnehmen.
Wo sehen Sie die Rolle und Aufgaben des Wirtschaftsverbandes im Hinblick auf die Europäische Union?
Es ist schwer, als einzelner nationaler Wirtschaftsverband im Konzert der europäischen Flötisten, Geiger und Trompeter wahrgenommen zu werden. Das geht nur im Verbund. Genauso wie die Stahl- und Metall verarbeitende Industrie mit ihren verschiedenen Branchen sich über den Wirtschaftsverband Gehör verschafft, müssen wir auch im Verbund mit anderen befreundeten Verbänden deutlicher unsere Stimme erheben. Ich nenne den BDI und die europäischen Verbände Unice und Orgalime. In diesem Verbund kommt der WSM vor – und wir werden lauter werden.
Die WSM-Mitgliederbandbreite reicht vom Leitplankenhersteller über den Mikrowellenherdproduzenten bis zum Schraubenfabrikanten. Wo haben diese Industrien gemeinsame Interessen?
Salopp formuliert: Unsere Industrie ist wie ein Sandwich. Das Beste mittendrin, aber von beiden Seiten unter Druck. Und das ist schon eine erhebliche Gemeinsamkeit. Der Druck kommt vom Vormaterial auf der einen Seite und auf der anderen vom Handel und von großen Abnehmern. Als Wirtschaftsverband müssen wir verdeutlichen, dass die Zulieferindustrie, sei sie eine Lieferindustrie in den Handel hinein oder eine Industrie, die die Qualität etwa der Deutschen Automobilindustrie ausmacht, gehört und gepflegt werden muss. Diesen Druck mitzugestalten und an der einen oder anderen Stelle Druck wegnehmen zu können, ist, glaube ich, eine Herausforderung, der sich ein Wirtschaftsverband stellen muss.
Was muss sich für Ihre Mitgliedsunternehmen und -branchen wirtschaftspolitisch ändern, damit es wieder aufwärts geht?
Wir brauchen ganz dringend eine konjunkturelle Belebung. Vor allem in der Inlandsnachfrage ist zwar nicht alles ausschließlich von der Politik beeinflussbar. Aber die Politik muss ihre Hausaufgaben machen. Wichtig ist sicherlich, dass das Steuerthema neu angefasst und dass der Arbeitsmarkt deutlich flexibler werden muss.
Was wünschen Sie sich, wo der Verband in sagen wir mal fünf Jahren stehen soll?
Entscheidend ist, wo wollen die Unternehmen und die Fachverbände, dass der Wirtschaftsverband in fünf Jahren steht. Ich glaube, dass der WSM gerade in der Herausforderung eines eher heterogenen Verbandes als Themenverband eine starke Stellung in den Industrieverbänden bekommen wird. Wir werden sicherlich einen europäischen Fokus ausbauen. Ich sehe auch, dass wir als Wirtschaftsverband attraktiver werden für andere Verbände, die derzeit noch keine wirtschaftsverbandliche Anknüpfung haben. Ich gehe davon aus, dass wir unser Serviceprofil nach innen stärken, unsere thematische Kompetenz noch intensiver nach außen transportieren und damit die Leistungsfähigkeit der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie insgesamt besser darstellen können.
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