Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de
Die Aktion ist ungewöhnlich, gleichwohl kommt sie nicht überraschend: Für den deutschen Teil der insolventen Ingersoll Inc. führten die Verantwortlichen seit längerem Übernahmeverhandlungen mit potenziellen Investoren. Ungewöhnlich ist, dass mit der Maschinenfabrik Herkules jetzt bei Waldrich ein neuer Eigner das Sagen hat, der der kleinere Part des neuen Verbundes ist. Gut möglich, dass sich der Herkules-Eigner Christoph Thoma von der Rolle eines Hidden Champion verabschieden und ins Rampenlicht treten will. Vielleicht ist es der Zwang, in eine neue Größenordnung wachsen zu müssen. Gewiss ist es ehrenwert, wenn Thoma anführt, dass er mit der Ersteigerung vermeiden konnte, dass Know-how ins Ausland abwandert. Aber ihm geht es wohl auch um eine Strategie, um Skaleneffekte, die Produktion und Vertrieb billiger machen. Da beide aber alte Kontrahenten sind, drängt sich der Eindruck auf, dass noch andere Motive im Spiel sind: Dass Thoma mit der Ersteigerung die Gelegenheit ergriffen hat, um einen Wettbewerber zu schlucken – wer wollte ihm das verdenken? Der Coup kann aber leicht als feindliche Übernahme durch die Hintertür gewertet werden. Sollte sich dies herausstellen, dann relativiert das den Preis, den Thoma zu bezahlen bereit war.
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