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Contracting mit Kraft-Wärme-Kopplung erschließt Effizienzpotenziale

Impulsgeber für die Energiewende
Contracting mit Kraft-Wärme-Kopplung erschließt Effizienzpotenziale

Contracting mit Kraft-Wärme-Kopplung erschließt Effizienzpotenziale
Kraft-Wärme-Kopplung mit Blockheizkraftwerken trägt zur Verbesserung der Energieeffizienz und Brennstoffausnutzung bei und kann einen Ausgleich zu der fluktuierenden Stromeinspeisung von Windkraftwerken und Photovoltaikanlagen leisten. Im Bild ein Blockheizkraftwerk von Bayern BHKW. Als Brennstoff eignen sich Erdgas, Biogas, Klärgas und Deponiegas, die Leistung beträgt 105 kW elektrisch und 143 kW thermisch. Bei einem elektrischen Wirkungsgrad von 37,2 % und einem thermischen Wirkungsgrad von 50,7 % wird ein Gesamtwirkungsgrad von 88 % erreicht. Als typischen Einsatzort nennt Bayern BHKW neben Industriebetrieben (Prozesswärme), Brauereien und Gärtnereien, sowie auch Kankenhäuser, Hotels, Schwimmbäder sowie Nah- und Fernwärmenetze Bild: Donnerbauer
Die Energiedienstleister (Contractoren) sehen sich als Impulsgeber für die Energiewende. In der Praxis können sie bei ihren Kunden häufig Effizienzpotenziale von 20 % und mehr erschließen. Hohe Bedeutung hat dabei die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Doch der wachsende Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien ist nicht nur eine Chance, sondern auch eine Herausforderung. Flexibilität ist gefragt. So müssen die Anlagen kurzfristig nicht nur Strom liefern, sondern auch vom Netz gehen können.

Energiedienstleistung (Contracting) kann maßgeblich zum Gelingen der Energiewende beitragen, betont Jobst Klien, Sprecher der Geschäftsführung von Hochtief Energy Management und Vorstandsvorsitzender des Esco-Forum im ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie). „Dies nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Denn Contracting bedeutet nichts anderes, als durch Prozess-Know-how und den Einsatz hocheffizienter Technik wirtschaftlich nachhaltig rentable Lösungen zu erarbeiten, die durch die Einsparung von Brennstoffen und verringerten Energieeinsatz auch umwelttechnisch von Vorteil sind.“

„In der Praxis heben wir als Energiedienstleister häufig Effizienzpotenziale von 20 Prozent und mehr“, konstatiert Klien. „Allerdings haben wir gerade in der jüngeren Zeit den Eindruck gewinnen müssen, dass der Erfolg der Energiedienstleister in Deutschland von der Politik durch Gesetzesänderungen und komplexe Vorschriften eher gebremst wird. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir fühlen uns diskriminiert.“ Beispiele fänden sich im Mietrecht, im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) oder im KWK-Gesetz (KWKG).
So weist Klien auf das Dilemma hin, dass der Markt für KWK-Anlagen über 2 MWel trotz prinzipiellem Bedarf wirtschaftlich nicht erschlossen werden könne. „Obgleich Wärmeabnehmer insbesondere in der Industrie vorhanden waren, hat der harte Schnitt der Stromsteuerbefreiung ab einer Anlagengröße von 2 MWel einen Zubau in dem Segment von 2 bis 4 MWel verhindert.“ Als Lösung schlägt Klien einen „gleitenden“ zusätzlichen Anspruch auf eine Stromsteuerbefreiung vor, um diesen „scharfen Bruch“ zu vermeiden.
„Die Technik ist in den letzten Jahren vorangeschritten und auch die intelligente Steuerung der Aggregate schafft zusätzliche Effizienzgewinne“, ergänzt Marcus Bort, Sprecher der Geschäftsführung der EnBW Energy Solutions und ebenfalls Vorstandsvorsitzender des Esco Forum. „Ob wir Richtung KWK-Technologien wie Blockheizkraftwerke (BHKW) oder Mikrogasturbinen schauen, oder die moderne Kälte- und Drucklufterzeugung betrachten, gerade die kleinen Leistungsklassen sind inzwischen hoch effizient und verfügbar und damit gut in Konzepte zur verlässlichen Kundenversorgung integrierbar.“
„Die Dienstleistung des Contractors wird sich in den kommenden Jahren weiter von der Energiezentrale zum Produktionsprozess oder in das Gebäude hinein entwickeln, Stichwort intelligente Gebäude“, erläutert Bort. Markthemmend erweise sich der Umstand dass sich der Kunde in einem Dschungel aus unsicheren Rahmenvorgaben, sich schnell ändernden Gesetzen und Förderrahmen befinde. „Der häufigste Grund, weshalb ein Projekt nicht zu Stande kommt, ist das „Abwarten“ auf Kundenseite, mit dem Ergebnis, dass die für das Gelingen der Energiewende erforderlichen Erneuerungen ausbleiben, der Investitionsstau immer größer wird.“
„Die Energiewende ist eine große Chance für die KWK“, betont Wulf Binde, Geschäftsstellenleiter des B.KWK (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung). So seien KWK-Anlagen der geborene Partner der fluktuierenden erneuerbaren Energien – sprich Windkraft und Photovoltaik. „KWK zeichnet sich aus durch die Speicherfähigkeit der gasförmigen Brennstoffe (Biomethan, Erdgas) in den vorhandenen Gasnetzen und Speichern sowie der festen und flüssigen Brennstoffe in Lagern und Tanks“, ergänzt Berthold Müller-Urlaub, Vorstandsvorsitzender der Energiegemeinschaft Halle/Saale und Präsident des B.KWK. So trage dezentrale KWK dazu bei, den erforderlichen Stromnetzausbau zeitlich zu strecken und in gewissem Maße zu vermindern.
Doch die Energiewende bedeutet für die KWK auch eine Herausforderung. Die Anlagen müssen flexibler werden. Binde: „Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass KWK-Anlagen im Jahr 5000 bis 7000 Stunden, bestimmt durch den Wärmebedarf, durchlaufen können. Wenn sich die KWK-Anlagen am Regel- und Ausgleichenergiemarkt beteiligen wollen, dann müssen sie so konzipiert sein, dass sie sowohl kurzfristig Strom liefern als auch kurzfristig vom Netz gehen können.“ Dies bedeute, dass größere Wärmespeicheranlagen integriert werden müssen. Binde spricht hierbei nicht von einer stromgeführten, sondern von einer stromorientierten Fahrweise. „Denn die einsetzbare Nutzwärme ist immer die zweite Führungsgröße. Wenn der Wärmespeicher geladen ist, muss die KWK-Anlage abschalten, auch wenn im Markt Strombedarf besteht.“
„Die fluktuierende Einspeisung von Wind- und Solarstrom wirkt sich bereits am Spotmarkt aus und lässt einen wirtschaftlichen KWK-Betrieb in vielen Stunden des Tages nicht zu, insbesondere in den frühen Morgenstunden, wenn zeitgleich die Wärmelast ansteigt. Aber auch am Nachmittag, wenn die Solarstromeinspeisung für Preisverfall sorgt“, erläutert Müller-Urlaub. „Hier zeigt sich, dass ein Umdenken bei der Auslegung von KWK-Anlagen und insbesondere von Wärmespeichern erforderlich ist.“
Seien die Anlagenkonzepte bislang wärmegeführt gewesen, so erweitern die Hersteller zunehmend ihr Portfolio durch Weiterentwicklungen, die auf die Erhöhung des elektrischen Wirkungsgrads, verbesserte Stromkennziffern und die Anpassung an den Strombedarf durch modulierende Leistungsabgaben und größere Wärmespeicher abheben. Viele KWK-Anlagen seien zudem bereits „Smart-Grid-Ready“ für den Einsatz in virtuellen Kraftwerken. Müller-Urlaub: „Die Branche ist ein unverzichtbarer Baustein für die Energiewende zu sein.“
Robert Donnerbauer Fachjournalist in Frankenberg (Eder)

Nachgefragt

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Haben sich durch die Energiewende bereits grundsätzliche Veränderungen im Bereich Contracting ergeben?
Das Thema Energie und der vernünftige Umgang damit ist noch stärker in das Bewusstsein der Kunden gerückt. Regenerative Versorgungskonzepte und Produkte rund um das Thema Energieeffizienz werden verstärkt nachgefragt. Eine optimierte Energieversorgung ist in der Industrie häufig ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für den Kunden und damit für den Produktionsstandort Deutschland. Insbesondere für die öffentliche Hand, die eine Vorreiterfunktion einnimmt, sind effiziente Versorgungskonzepte derer Liegenschaften inzwischen auf der Tagesordnung und bereits vielfach umgesetzt. Oft auch in Form eines Contractingmodells.
Welche Contracting-Arten sind derzeit besonders gefragt?
Nach wie vor führend ist das klassische Energieliefercontracting, der Contractor bietet hier die gesamte Wertschöpfung an, inklusive der Finanzierung der Investition. Der Kunde entrichtet für die gelieferte Nutzenergie (wie Wärme, Kälte oder Druckluft) einen Grundpreis für die fixen Kostenbestandteile und einen Arbeitspreis für die variablen Anteile. Daneben gewinnen auch zunehmend Abwandlungen des Energieliefercontractings an Bedeutung, ohne den Finanzierungsanteil oder lediglich die Konzeption und der spätere Betrieb inklusiv energiewirtschaftlicher Optimierung.
Bei welchen Kundengruppen sehen Sie eine hohe oder niedrige Akzeptanz für den Einsatz von Contractoren?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Unternehmen oder Institutionen, für die Effizienz oder klimafreundliche Versorgungskonzepte ein erheblicher Imagefaktor sind – wie die Öffentliche Hand oder Nahrungsmittelindustrie – sind unter Umständen aufgeschlossener als ein Chemieunternehmen, das die Versorgung seiner Produktion seit 100 Jahren in eigenen Händen hält. Aber grundsätzlich lässt sich ein ganz klarer Trend erkennen, dass mehr und mehr Kunden über alle Branchen und Größen bis hin zur Wohnungswirtschaft die Aufgabe der effizienten und zuverlässigen Versorgung ihrer Produktion oder Liegenschaften an einen externen Spezialisten, einen Contractor, übertragen.
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