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Energieschmarotzern auf der Spur

Automobilzulieferer Kendrion reduziert Energiekosten durch gezielte Auswertung
Energieschmarotzern auf der Spur

Energiemanagement | Eine energieintensive Produktion und verpflichtende ISO-Zertifizierungen mit entsprechenden Dokumentationen erschwerten dem Komponentenhersteller Kendrion die Auswertung der Energiedaten. Mit einem Energiemanagement-System der Fraunhofer-Institutsausgründung Enit Systems spart das Unternehmen nun Kosten.

6,5 GWh Energie pro Jahr benötigt der Automobilzulieferer Kendrion zur Herstellung seiner Magnete und Magnetventile am Standort Villingen-Schwenningen. Dafür betreibt das Unternehmen sogar mehrere Blockheizkraftwerke (BHKW) am Standort. Mit der BHKW-Abwärme wird wiederum eine Adsorptionskältemaschine mit einer Leistung von 150 kW betrieben. Diese generiert aus der überschüssigen Wärme die benötigte Kälte für Anwendungen auf dem rund 30 000 m² großen Firmengelände.

„Bislang war die Auswertung der Energiedaten mühsam“
Um den Energieverbrauch im Betrieb im Blick zu behalten, hatte der Komponentenhersteller ein Messsystem von Frako Kondensatoren- und Anlagenbau sowie eine Reihe unterschiedlicher Sensoren zur Strommessung im Betrieb installiert. „Bislang war die Auswertung der Energiedaten mühsam“, erklärt Facility-Manager Heinz Jankowski bei Kendrion rückblickend. Seit dem Einsatz eines Energiemanagement-Systems der Fraunhofer-Institutsausgründung Enit Systems habe sich das geändert und das Unternehmen spare zudem noch Geld, so Jankowski.
Das Energiemanagement-System namens Enit Agent kann einfach installiert werden: „Der Agent wird an der Wand montiert, mit Strom versorgt und per Magnetkopf an den fernauslesbaren Hauptzähler angekoppelt“, erzählt der Diplom-Ingenieur. Danach fungiert der Agent als Web- und Anwendungsserver, Datenbank und Datenlogger in Einem – indem er Energiedaten erfasst und so „Energiefresser“ aufspürt, erläutert Jankowski.
„Einzigartig an unserem System ist auch, dass wir alles ab der Mittelspannungsebene abbilden und eine elektrotechnische Analyse erbringen“, ergänzt Kai Klapdor, einer der Gründer von Enit Systems. Für den Automobilzulieferer Kendrion ist diese Top-Down-Darstellung laut eigenen Aussagen so wertvoll, weil allein am Standort Villingen-Schwenningen sechs Transformatoren betrieben werden. Typischerweise werden diese in mittelständischen Industrieunternehmen ungleichmäßig ausgelastet, was zu Problemen führen kann. Auch klassische Controlling-Aufgaben, wie die exakte Erfassung der Energiekosten pro Produkt, werden ermöglicht, heißt es.
System funktioniert mit allen Zählern
Im Gegensatz zu anderen Systemen spricht der Enit Agent laut Herstellerinformationen die Sprachen sämtlicher, marktüblicher Zähler, beispielsweise von ABB, Janitza, Socomec oder Siemens. Erfasst werden neben Verbrauchern auch alle energieerzeugenden Anlagen. Beim baden-württembergischen Hersteller werden daher auch die BHKW‘s erfasst. Das Gerät sammelt die Energiedaten dann in einem Rhythmus von 15 Sekunden, das Standardlastprofil des Energieversorgers wird lediglich im 15-Minuten-Takt aufgezeichnet. „Je mehr Messstellen an Datenleitungen angeschlossen werden, umso mehr Informationen kann das Enit-System generieren“, weiß der Facility-Manager. Voraussetzung ist ihm zufolge jedoch, die Daten auch lesen zu können. Nach einer Einarbeitung könne man jedoch schnell Ungereimtheiten erkennen und diesen auf den Grund gehen, erklärt er.
Der Einsatz des neuen Energiemanagement-Systems lohnt sich bereits: „Mit dem Reporting konnte ich dem zuständigen Kollegen nachweisen, dass unsere Reinigungsanlagen mit einer Leistung von 25 kW dauerhaft auf Standby gehalten wurden, um die Bäder dauerhaft zu heizen“, bilanziert Jankowski. Durch das konsequente Abschalten dieser Verbraucher spart das Unternehmen nun rund 5500 Euro jährlich ein.
Noch während der dreimonatigen Testphase entschied der Automobil- und Industriezulieferer, auch den Standort in Donaueschingen mit dem Enit Agent auszustatten, um auch dort die Vorteile des Systems nutzen zu können. (nu)

Der Anbieter
Enit Energy IT Systems ging 2014 als Ausgründung aus dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hervor. Die Gründer Pascal Benoit, Simon Fey und Hendrik Klosterkemper wollten ein Monitoring- und Steuerungssystem entwickeln, das auf die Bedürfnisse mittelständischer Firmen zugeschnitten ist. Am Sitz in Freiburg beschäftigt das Unternehmen aktuell 16 Mitarbeiter und ist für seinen zukunftsfähigen Ansatz schon mehrfach ausgezeichnet worden.

Der Anwender
Kendrion stellt an seinen Standorten in Villingen-Schwenningen und in Donaueschingen Magnete und Magnetventile her – für starke Autoventile, sichere Feuerschutztüren, andere Industrieanwendungen oder Geldautomaten. Weltweit beschäftigt der Automobilzulieferer aktuell 2730 Mitarbeiter und erzielte mit seinen fünf Geschäftsbereichen vergangenes Geschäftsjahr insgesamt rund 45 Mio. Euro Gewinn (Ebitda).


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