Das neue Entgelt-Rahmen-Abkommen ermöglicht es vielen Betrieben, Gruppenarbeit jetzt erfolgsorientiert zu entlohnen. Beispiele zeigen mehrere positive Effekte: Die Mitarbeiter sind zufriedener, und die Produktivität steigt.
Mit der Einigung der Tarifpartner auf das neuen Entgelt-Rahmen-Abkommen ERA vor zwei Jahren bietet sich den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie eine Chance: Sie können einen Rahmen schaffen, um die Mitarbeiter erfolgsorientiert zu bezahlen.
Diesen Schritt hat beispielsweise die Wicke GmbH + Co. KG in Sprockhövel-Herzkamp bei Wuppertal vollzogen. Am Firmensitz des Rollenspezialisten ist die Hauptproduktionsstätte mit rund 300 Mitarbeitern angesiedelt. Weitere Produktionsstandorte sind Tschechien und China.
Geschäftsführung und Betriebsrat waren sich einig, dass ein neues System geschaffen werden musste, um den Akkordlohn zu ersetzen. Die Mitarbeiter sollten in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess integriert werden, um den erweiterten Aufgaben der neu eingeführten Gruppenarbeit gerecht zu werden.
Die Idee der Arbeitsbewirtschaftung war, mit Hilfe von einfachen Kennzahlen das betriebswirtschaftliche Ergebnis einer Arbeitsgruppe zu bewerten und nicht den Leistungsgrad des Einzelnen. Zuerst mussten täglich auftretende Probleme und Prozessstörungen abgestellt werden. So entstand ein Zwang, diese Probleme in Angriff zu nehmen. Sehr schnell führte dies zu enormen Produktivitätsverbesserungen. Der gesamte KVP dreht sich folglich um die Kennzahlen, die aus der täglichen Arbeitsbewirtschaftung resultieren.
Wicke legte dem variablen Leistungsentgelt Zielvereinbarungen zugrunde. Dies soll erreichen, dass die Mitarbeiter anhand eindeutig kommunizierter Ziele eigenverantwortlich ihren Beitrag zur Zielerreichung vor Augen haben – und von dem Erfolg des Unternehmens bei Zielerreichung profitieren.
Der Einzel-Akkordlohn auf Stundenbasis wurde übergeleitet in einen Monatslohn. Soweit Mitarbeiter oder Gruppen im Akkord abgerechnet wurden, wurde der Einzel- oder Gruppenakkord beendet. Der davor in den letzten sechs Monaten durchschnittlich erreichte Akkord-Mehrbetrag je Mitarbeiter wurde festgeschrieben und kommt seitdem als Festbetrag zur Auszahlung. War ein Mitarbeiter beispielsweise zum Stichtag in Akkordlohngruppe 7 und hatte einen durchschnittlichen Leistungsgrad von 125 %, so wurde sein Gesamtverdienst in Höhe 2156 Euro in einen Monatszeitlohn von 1725 Euro + 431 Euro betriebliche Zulage als (eingefrorener Akkord-)Festbetrag aufgeteilt.
Beim Übergang vom Leistungslohn auf Zielvereinbarung und Prämie wurde eine gruppenabhängige Produktivitätskennziffer ermittelt, die der Prämie zugrunde liegt. Es werden individuelle Vereinbarungen mit den einzelnen Gruppen abgeschlossen:
- Im Rahmen der Gruppengespräche legt die Mitarbeitergruppe zum Ende des Quartals fest, welche Ziele (Produktivität, Qualität) sie im Folgequartal erreichen möchte.
- Die Zielvereinbarungen spiegeln folglich die vierteljährlichen Produktivitäts- und Qualitätsziele wider.
- Bei Abschluss der Zielvereinbarungen legen die Mitarbeiter für die Produktivität den Verbesserungsgrad fest.
- Die Ausgangsproduktivität ist der Durchschnittswert des letzten Geschäftsjahres.
Die Höhe der Prämie ist abhängig von den Zielen oder bei der Produktivität von der gewählten Steigerung. Gruppen, die ein Ziel vereinbaren, das später deutlich über- oder unterschritten wird, partizipieren nicht proportional von der zusätzlichen Steigerung. Dahinter steckt der Gedanke, dass die Gruppen lernen, ihre Ziele realistisch einzuschätzen. Weitere Bedingungen für die Prämienermittlung sind:
- Bei Qualitäts- oder Fehlerquoten über einen Schwellenwert wird die Prämie in entsprechenden Stufen gekürzt.
- Falls die Produktivität unter die zuvor vereinbarte Ausgangsproduktivität fällt, wird der individuell je Mitarbeiter eingefrorene Akkord-Festbetrag ab einer Unterschreitung von mehr als 2,5 % um den doppelten Prozentwert gekürzt.
- Die zugrunde liegenden Standards sind für mindestens ein Geschäftsjahr fest.
Die Einführung der Zielvereinbarungen mit einer daran gekoppelten Prämie war für die Mitarbeiter und das Unternehmen gleichermaßen ein Erfolg. Das Unternehmen steigerte die Produktivität jährlich um durchschnittlich etwa 1,2 %. Insgesamt vergütete Wicke im gleichen Zeitraum zusätzlich zu dem bisherigen, gesicherten Verdienst der Mitarbeiter Prämien von über 400 000 Euro.
Die Mitarbeiter haben ein sensibleres Gefühl für die Nutzung der Anwesenheit am Arbeitsplatz entwickelt. Darüber hinaus wird der einzelnen Gruppe täglich ein aktueller Stand ihrer Gruppenarbeitsleistung vermittelt. Nicht zuletzt erhalten Geschäftsführer und die betriebliche Führungskraft anhand von zeitnahen Kennziffern harte Fakten.
Peter Steinmann, Personalleiter Wicke GmbH + Co. KG, Sprockhövel Stephan Pottkaemper, ArwisConsult GmbH, Hameln
Vereinbarungen individuell für jede Gruppe
Die Einführung
1. Management / Führungskräfte
Konsens zwischen Geschäftsführung und Führungskräften über die Ziele
2. Vorgehensweise
- Vorgehensweise festlegen
- Welche Voraussetzungen (personell, organisatorisch) sind erforderlich?
- Welches Budget?
3. Mitarbeiter
- Welche Mitarbeiter sind betroffen?
- Welche Abteilungen eignen sich?
- Wie steht der Betriebsrat dazu?
4. Kennzahlen-System
- Welche Kennzahlen sind geeignet?
- Wie fügen sich die Kennzahlen in ein Top-down-System ein
5. Schulungen
Welcher Schulungsbedarf besteht?
6. Begleitung
- Welcher externe Unterstützungsbedarf wird benötigt?
- Wie kann ein effektives Projektmanagement aufgebaut werden?
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