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Interview: Wie Blechbearbeiter Schages neue Herausforderungen meistert

Wie Blechbearbeiter Schages neue Herausforderungen meistert
„Flexibilität ist unsere Stärke“

Der CNC-Lasertechnikspezialist Schages hat sich seine Wettbewerbsfähigkeit in der über 60-jährigen Firmengeschichte durch Einsatz neuer Technik ausgebaut. Die Brüder Heinz und Rolf Schages erläutern, mit welchen Kompetenzen sie sich im Markt behaupten.

Das Interview führte Dietmar Kieser

Lässt sich Ihr Unternehmen als Nischenanbieter mit hohem Spezialisierungsgrad charakterisieren?

Heinz Schages: „Nischenanbieter für CNC-Laserzuschnitte“ trifft die Sache recht gut. Im Gegensatz zu Zulieferern, die eine Großserienproduktion betreiben, fokussieren wir uns auf Mengen, die zu klein für eine Serie sind. Losgrößen 1 bis 100 Stück sind bei uns nicht selten. Größere Stückzahlen nehmen wir aber auch gerne entgegen, da sie uns eine gewisse Grundauslastung sichern.

Wie heben Sie sich in Ihrem Markt ab?

Rolf Schages: Unser Motto „Flexibilität ist unsere Stärke“ beweist sich bei nahezu jedem Auftrag, da wir uns auf das weniger Gängige spezialisiert haben. Beispielsweise stellen wir auf einer Lasermaschine übergroße Blechzuschnitte im Format bis zu zwölf Mal drei Metern her. Das kann nicht jeder. Wir bringen Schräg- und Fasenschnitte an und bearbeiten Rohre. Historisch entstammen wir dem Handwerk. Heute fertigen wir zwar industriell, halten aber an der handwerklichen Denkweise fest: wir fragen den Kunden nach seinem Bedarf und fertigen entsprechend seiner Vorgaben.

Wie wettbewerbsintensiv ist Ihre Branche?

R. Schages: Es gibt kaum eine wettbewerbsintensivere. Die Marktsättigung mag hier zwar erreicht sein. Doch die vielen Spezialitäten und damit das gesamte Spektrum im Bereich des Laserschneidens von Blechen und Rohren, sind unser großes Plus. Zudem dringt „der Laser an sich“ ständig in neue Anwendungsgebiete vor – da ist noch viel Potenzial.

Wo soll Ihr Unternehmen in zehn Jahren stehen?

H. Schages: Wir wollen uns auch in zehn Jahren als Dienstleister mit modernem Maschinenpark und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern präsentieren, mit Ausrichtung auf Kundenwünsche. Inwieweit wir bei unserem hohen Flexibilisierungsgrad dabei sinnvoll umsetzen können, was heute unter Industrie 4.0 diskutiert wird und mit sehr hohen Erwartungen in die Fabrikhallen einzieht, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen.

Bekäme Ihre Serviceorientierung durch die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht einen weiteren Push?

R. Schages: Hier gibt es sinnvolle Ansätze, aber alle lassen sich bei uns sicher nicht umsetzen. Viele unserer Kunden aus dem Künstler- und Handwerksbereich zum Beispiel legen uns Handskizzen oder auch Handmuster vor. Die Digitalisierung greift hier nicht so schnell.

H. Schages: Wir bewegen uns zwischen zwei Gegensätzen: einerseits den für die digitale Fertigung bereits ausgerüsteten Maschinen und andererseits verschiedensten, längst nicht immer auf digitale Weiterverwendung ihrer Unterlagen eingestellten Kunden. So erhalten wir neben CAD-Daten von unseren eher industriell ausgerichteten Kunden auch die klassische Papierzeichnung oder das Musterteil. Um diesen Wünschen gerecht zu werden und dennoch wirtschaftlich zu fertigen, setzen wir unter anderem eine Messmaschine ein, die ähnlich wie ein Flachbettscanner Vorlagen und Musterteile abtastet und vermisst. Auf der anderen Seite stellen uns die mehr in der digitalen Welt agierenden Kunden ihre 2D- und 3D-CAD-Daten direkt bei, die wir dann – ergänzt um laserspezifische Technologiedaten – direkt in unsere Programmiersysteme übernehmen. Diese variable Schnittstelle zwischen dem Analogen und dem Digitalen müssen wir bereitstellen. Digital geht es dann auf der dahinter liegenden Ebene weiter, mit Auftragsabwicklung mit durchgängiger digitaler Materialverwaltung – bis hin zur elektronischen Archivierung.

In Ihrer Managementpolitik stehen Werte wie Qualität, Umweltorientierung, Energieeffizienz und zuverlässige Dienstleistung ganz oben. Was verfolgen Sie mit solchen Unternehmenswerten?

R. Schages: Zugleich sind unsere Zertifizierungen nach der Qualitätsnorm DIN ISO 9001 und der Umweltmanagementnorm 14001 unserer Kundenvielfalt geschuldet. Viele Stahl-, Metall- oder Apparatebauer sind zumeist auch nach diesen Normen zertifiziert. An deren Standards müssen auch wir uns orientieren.

Wie wichtig ist Ihnen Wachstum?

H. Schages: Wir wachsen im Rahmen des Möglichen. In den letzten Jahren haben wir in erheblichem Umfang neu gebaut und ältere Bestandsgebäude modernisiert. Da hier am Standort die Flächen begrenzt sind, ging es in die Höhe, sowohl bei den Büroräumen als auch in der Fertigung. Durch den Einbau dreier Lagertürme mit jeweils 40 Plätzen für Europaletten zur Kommissionierung von Serienaufträgen, konnten die Flächen für die Produktion vergrößert werden.

R. Schages: Früher waren wir ein kleiner Familienbetrieb und heute sind wir ein großer – größer als unser Senior-Chef es sich hätte träumen lassen. Aber immer noch ein Familienbetrieb.

H. Schages: Das geht so weit, dass wenn zum Beispiel ein langjähriger Mitarbeiter altersbedingt ausscheidet, für ihn meist schon jemand aus dessen Verwandten- oder Bekanntenkreis nachrückt.

Fachkräftemangel ist kein Thema für Sie?

H. Schages: Wir warten nicht darauf, bis andere unsere Leute ausbilden und versuchen sie dann händeringend abzuwerben. Hier werden wir vorher selbst aktiv. Bei uns zählen die Fertigkeiten, die nur in unserem Spezialbetrieb benötigt werden. Im klassischen Metall- oder Apparatebau ist die Metallausbildung gefragt. Bei uns sind Metallkenntnisse „auch“ wichtig. Viel mehr aber muss jemand die spezielle Maschinentechnik und die internen Abläufe bei uns verinnerlichen und beherrschen können. Eine breite Ausbildung ist dafür nicht unbedingt erforderlich. Aber geeignete Leute hierfür zu finden, ist schwierig, es gibt nicht viele Spezialbetriebe, die solche Leute ausbilden. Also qualifizieren wir sie selber. Und wenn jemand einen Meister- oder Technikerkurs absolvieren möchte, unterstützen wir ihn oder sie dabei. Unsere Fachkräfte rekrutieren wir also in den meisten Fällen aus den eigenen Reihen und qualifizieren sie weiter.

Wie gut ist Ihr Unternehmen für die Zukunft aufgestellt?

R. Schages: Für die nächsten zehn Jahre mit Sicherheit gut. Die nachfolgende Generation hat durchaus Ambitionen. So arbeitet die Tochter meines Bruders in der Buchhaltung und mein Sohn bereitet sich als Trainee für sein Maschinenbaustudium vor.

Befassen Sie sich bereits mit der Vorbereitung des Generationswechsels?

H. Schages: Noch nicht wirklich. Die dritte Generation steigt gerade ins Unternehmen ein, so gesehen herrscht keine Eile. Und familiengenetisch haben wir noch etwas Zeit. Unsere Eltern wurden 90 und 94 Jahre alt und waren beide zeitlebens im Unternehmen aktiv. Da wollen wir zwar nicht unbedingt nacheifern – aber mit 65 Jahren sollte eine Ziellinie erkennbar sein. Ein Sprichwort besagt, dass es keinen Sinn macht, einen Brunnen zu graben, wenn das Haus brennt. Also ist es angesagt, sich vorher um die Dinge zu kümmern. Aber, wie oben gesagt: da ist zurzeit keine Eile geboten.


Spezialist für CNC-Laserschnitte

Die 1956 von Heinz Schages sen. in Krefeld als Schlossereibetrieb gegründete Schages GmbH & Co. KG stieg 1971 in die industrielle Blechbearbeitung ein. Die Söhne Heinz (63) und Rolf (57), beide Diplom-Ingenieure, traten Mitte der 80er-Jahre ins Familienunternehmen ein. Seit 1988 setzen sie auf die Lasertechnik. 1998 wurde der CNC-Lasertechnikspezialist mit heute 36 Mitarbeitern erstmals nach den DIN EN-Normen für Qualitäts- und Umweltmanagement zertifiziert. Bearbeitet werden Blechzuschnitte bis 3 x 12 m. Rund- und Profilrohre werden bis 12 m Länge zugeschnitten.

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