Startseite » Management » IT »

Consumer-Produkte weisen die Richtung

Selbst bei großen Systemen wie ERP rückt die Nutzbarkeit in den Vordergrund
Consumer-Produkte weisen die Richtung

Usability | Software muss flexibel und einfach sein – diese Eigenschaften stehen derzeit sowohl für Endanwender als auch IT-Verantwortliche ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Anbieter haben den Trend erkannt und ihre Produkte entsprechend angepasst.

Markus Strehlitz Journalist in Mannheim

Die Zeiten sind vorbei, in denen sich die Mitarbeiter in den Unternehmen damit abgefunden haben, dass die Software in ihrem Büro kompliziert und unübersichtlich ist. Aus ihrem Privatleben wissen sie, dass sich IT auch einfach nutzen lässt. Sie wissen das von ihren Smartphones und Tablets, mit denen sie ganz intuitiv arbeiten können. Oder von Social-Media-Anwendungen wie etwa Facebook.
Das gleiche gilt auch für die Mitarbeiter, die im Unternehmen für die IT verantwortlich sind. Sie haben genug von komplexen, schwerfälligen Systemen. IT-Lösungen sollen sich möglichst ohne großen Aufwand implementieren und administrieren lassen.
Diese Auffassung ist sogar vorherrschend, wenn es um ERP-Systeme geht – quasi die großen, schwergewichtigen Elefanten im IT-Dschungel. Flexibilität und Anpassbarkeit sind laut dem IT-Dienstleister Planat (Stand D62) die beiden wichtigsten Trends bei der Entwicklung von ERP-Software. 49 Prozent der IT-Profis, die im Rahmen der Studie „ERP-Systeme und Trends“ von Planat befragt wurden, sehen nur für flexible und anpassungsfähige Software-Entwicklungen eine Zukunft.
Doch auch die Bedienfreundlichkeit der Systeme wird als äußerst relevant eingestuft: 18 Prozent der Befragten nennen Usability als künftig entscheidendes Kriterium für ein erfolgreiches ERP-System. „Generell sollten sich Entwickler darauf einstellen, dass sehr viel mehr Flexibilität und Individualität von ERP-Software gefordert sein werden“, erklärt Planat-Geschäftsführer Christian Biebl. „Zur gleichen Zeit möchten Nutzer aber auch keine Abstriche in der Benutzerfreundlichkeit machen.“
Mario Raatz, Chief Sales Officer beim ERP-Anbieter Abas (C 21) sieht das ähnlich. „Im Funktionsumfang unterscheiden sich die ERP-Anbieter heute kaum noch voneinander“, sagte Raatz auf dem vergangenen Kundentag von Abas in Karlsruhe. Alle Wettbewerber würden mehr oder weniger die gleichen Features bereit stellen. „Die Differenzierungsmerkmale liegen eher in den Anpassungsmöglichkeiten der Lösung – also wenn es um ihre Flexibilität geht.“
Release-Wechsel in Tagen
Auch die Release-Fähigkeit spielt eine große Rolle. Dabei geht es darum, wie einfach und schnell sich ein neues Update der Software umsetzen lässt. „Bei Release-Wechseln von ERP-Systemen sprechen wir in den meisten Fällen von Wochen oder sogar Monaten“, berichtet Karsten Sontow, CEO des Beratungshauses Trovarit (C61). Die Zeit, die Abas-Anwender für ein neues Update benötigen, liege dagegen im Schnitt bei drei bis vier Tagen, behauptet Raatz. Grund dafür sei die Architektur der Lösung, die nicht auf einer standardisierten Datenbank aufsetze, sondern auf einer Datenbank, die „zu 100 Prozent mit unseren Anforderungen korrespondiert.“ Zudem sei von einem Release-Wechsel nicht die gesamte Lösung betroffen, sondern nur Kernfunktionen.
Auch bei der Administration punktet Abas mit Einfachheit. Im Vergleich zu den Konkurrenten benötigen ERP-Lösungen von Abas bei der Administration nur wenig externe Unterstützung. Der Aufwand dafür liegt im Schnitt nur bei 3,6 Leistungstagen. Das ist ein Ergebnis einer Studie, für die das Marktforschungshauses Techconsult IT-Verantwortliche von 70 mittelständischen Unternehmen aus der Fertigungsindustrie befragte.
Die Endanwender – also die Mitarbeiter im Unternehmen, die eine betriebswirtschaftliche Software nutzen – kommen bei vielen ERP-Systemen allerdings noch zu kurz. Bei der Bedienungsfreundlichkeit gibt es häufig noch Verbesserungsbedarf. Laut einer ERP-Studie von Trovarit ist die Zufriedenheit der Nutzer mit der Usability der Systeme noch durchwachsen. Die entsprechenden Werte bewegen sich im Mittelfeld.
Intuitive Oberfläche für die häufigsten Funktionen
Auch SAP (E51) war lange nicht bekannt für die Usability seiner Produkte. Doch bei den Walldorfern hat sich in der jüngsten Vergangenheit einiges getan. Die Softwerker haben unter anderem durch die Entwicklung der Workflow-Software Fiori die Anwenderfreundlichkeit ihrer Systeme verbessert. Fiori stellt die am häufigsten genutzten SAP-Funktionen auf einer intuitiven Benutzeroberfläche bereit. Manager und Mitarbeiter nutzen Self-Service-Workflows und können Abwesenheitsanträge, Bestellungen oder die Zeiterfassung anlegen und genehmigen. Die Responsive-Design-Oberfläche passt sich laut Hersteller jeder Bildschirmgröße an – egal ob PC, Tablet oder Smartphone.
Dass sich SAP mithilfe von Fiori tatsächlich einfacher nutzen lässt, kann Bent Nielsen bestätigen. Er ist beim dänischen Energieversorger Dong als Head of ERP für die betriebswirtschaftliche Software zuständig, die zum größten Teil aus dem Hause SAP kommt. Die Endanwender nutzen dabei für bestimmte Funktionen Fiori. Und bei diesen kommt das Frontend laut Nielsen gut an. Gerade um die jungen Mitarbeiter – also die Digital Natives – zu erreichen, sei es wichtig gewesen, dass sich SAP jetzt mit einer einfachen Oberfläche nutzen lässt.
Fiori dient auch als Frontend für die so genannten S-Innovations. Bei diesem neuen Angebot zerlegt SAP die hauseigene Business Suite sukzessive in Einzelapplikationen und stellt sie den Anwendern zur Verfügung. Der Name ist Programm, denn der Buchstabe S steht für simple – also einfach. Mit der Datenbank Hana als technischer Basis sollen sich die Anwender Indizes und Vor-Aggregation bei der Verarbeitung von Daten sparen, wenn sie S-Innovations nutzen. Damit lässt sich die Menge der zu verarbeitenden Daten um einen beträchtlichen Teil reduzieren – bis um den Faktor 40, so der SAP-Plan.
Bei S-Innovations gehe es nicht darum, Funktionen einzusparen, sondern das Datenmodell einfacher zu machen, erklärt SAPs Technikvorstand Bernd Leukert. Die neuen Applikationen seien „der nächste logische Schritt in der Weiterentwicklung der Business Suite“.
Die Walldorfer verfolgen bei den S-Innovations einen Cloud-First-Ansatz. Will heißen: Die Applikationen sollen zuerst als Cloud-Services bereit gestellt werden. SAP will damit die Nutzung des flexiblen IT-Konzepts vorantreiben. „Wir sagen den Kunden ganz deutlich: ‚Nutze die Chance der Cloud, um gewisse Prozesse zu vereinfachen’“, berichtet Sven Denecken, Vice President of Cloud Solutions and Head of Co-Innovation bei SAP. „Wir glauben, dass es einen Markt für ERP in der Cloud gibt.“
Mit dieser Meinung befinden sich die SAP-Leute derzeit allerdings nicht in der Mehrheit. Das belegt unter anderem eine Umfrage von Abas unter 611 vornehmlich mittelständischen Industrieunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Demnach benötigen 64 Prozent der Firmen kein cloud-basiertes ERP-System. Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen.
Das Cloud-Konzept, mit dem sich IT-Leistung kostengünstiger und einfacher nutzen lassen soll, kommt im ERP-Umfeld noch nicht gut an. In anderen Bereichen ist die Akzeptanz deutlich größer. So ist zum Beispiel Salesforce (G50) mit seinem Cloud-Angebot für das Kundenbeziehungsmanagement sehr erfolgreich. Auch relativ einfache Cloud-Services wie etwa für die Bürokommunikation oder das Projektmanagement finden weite Verbreitung.
Arbeit in der gewohnten Ordnerstruktur
Dienste aus der Wolke gibt es mittlerweile auch für die Verwaltung und Archivierung von Dokumenten – also für Enterprise-Contentmanagement (ECM). Auffälliger ist im ECM-Umfeld jedoch der Trend zur einfachen Bedienbarkeit zu beobachten.
So entwickelt zum Beispiel ELO (A13) seine Clients laut eigener Darstellung vor allem unter dem Gesichtspunkt der Übersichtlichkeit und des größtmöglichen Benutzerkomforts. Ein Merkmal ist, dass sich sowohl die Ablagestrukturen als auch die Navigation sehr stark an den vertrauten Ordnungskriterien orientieren. Der Anwender kann frei wählen, in welcher Darstellung er seine Dokumente verwalten möchte. So bietet sich dem Nutzer die Möglichkeit, sich wie gewohnt durch seine Akten- oder Ordnerstruktur zu bewegen und in Dokumenten zu blättern.
ECM-Spezialist Windream (A31) orientiert sich auch an Social-Media-Anwendungen. Nutzer der Software können per Chat mit Kollegen über Annotationen zu Dokumenten diskutieren. Die Bedienung ist laut Anbieter sehr einfach. Mithilfe der Chat-Funktion lassen sich sogar einfache Arbeitsprozesse abbilden. •
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de