Startseite » Management » IT »

Kundenpflege im Reich der Mitte

Unternehmenssoftware: Automobilzulieferer in Shenzhen setzt auf Abas-ERP
Kundenpflege im Reich der Mitte

Winly Automotive Limited will mit seinen hundert Mitarbeitern der führende Automobilzulieferer in China werden. Eine Software aus Karlsruhe soll dabei helfen.

Auch in China sind jene Unternehmen gut beraten, die sich nicht allein auf billige Arbeitskräfte verlassen. Im Wettbewerb schlagen inzwischen die gleichen Faktoren zu Buche wie in den westlichen Industrieländern: Produktqualität, Effizienz, Kundenpflege. Um die Abläufe zu optimieren, führen gerade chinesische Automobilzulieferer ERP-Systeme ein und greifen dabei gerne auf das Know-how europäischer ERP-Hersteller zurück. International ausgerichtete IT-Anbieter aber auch mittelständische Softwarehäuser haben dieses Potential erkannt.

Winly Automotive Limited mit Sitz in Shenzhen ist so einer. Das Unternehmen wurde 2006 gegründet und hat sich auf die Fertigung von Automobilkomponenten und –teilen spezialisiert. Schwerpunkte liegen in der Blechumformung, im Blechstanzen, in der Metallbearbeitung und in der Herstellung von Kunststoffteilen. Zum Know-how der Chinesen gehören auch die Beschichtung und die Montage. Neben Produktion und Verkauf legt Winly Wert auf die Weiterentwicklung seiner Produkte und hat dafür eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung eingerichtet. So kann Winly seine Kunden vom Grundkonzept bis zum fertigen Produkt beraten.
Bereits bei der Unternehmensgründung erkannte die Geschäftsführung, dass man im Automotivsektor nur bestehen kann, wenn Management-Prozesse standardisiert sind und qualitativ hochwertige Produkte preiswert angeboten werden können. So steht die tägliche Arbeit bei Winly unter dem Motto „Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit“. Das Management setzte von Anfang an auf ein optimiertes Qualitätsmanagement und durchlief gleich nach der Unternehmensgründung verschiedene ISO-Zertifizierungen. Zugleich wurde ein ERP-System eingeführt, um die Prozesse zu standardisieren und zu optimieren.
Die Anforderungen an das ERP-System waren hoch und sollten dem Qualitätsdenken von Winly entsprechen. „Wir haben die ERP-Hersteller und ihre Produkte anhand von drei Faktoren bewertet“, berichtet John Chiu, Vizepräsident von Winly. „Der Anbieter musste eine gute Reputation vorweisen, das Preis-Leistungsverhältnis musste stimmen und das ERP-System sollte den Anforderungen unseres Unternehmens stand halten.” Die gesuchte Software sollte also die Lieferabrufsysteme der Automobilhersteller unterstützen, die eigene Produktion detailliert abbilden, die Lagerhaltung schlank halten und zugleich alles notwendige Material für die Produktion anfordern. Instrumente für eine zuverlässige Kosten- und Betriebskontrolle waren eine weitere Forderung der Chinesen.
Nach einem intensiven Auswahlprozess fiel die Entscheidung zugunsten des Programmpakets Abas-ERP, der ERP-Software der Abas Software AG. Der internationale Ruf der Karlsruher Software-Schmiede, die langjährige ERP-Erfahrung im Automotive-Bereich, die jährlichen Updates und die Möglichkeit, das ERP-System unter Linux zu betreiben, hat das chinesische Management am Ende überzeugt. „Da können wir erheblich Kosten sparen“, weiß John Chiu. Ein weiterer Pluspunkt war der chinesische Abas-Partner vor Ort. Winly hat seine Verwaltung in Hong Kong und die Produktion in Shenzhen. An beiden Orten ist Abas jeweils durch Partner vertreten. Die Karlsruher haben bereits vor rund zehn Jahren die Chance des internationalen Wachstums wahrgenommen und ein weltweites Partnernetzwerk aufgebaut. Die im Ausland ansässigen Partner sind der Trumpf des badischen Softwarehauses. Sie werden in Karlsruhe ausgebildet und profitieren so vom europäischen Know-how.
Winly wollte vom Automotive-Know-how des deutschen Softwareanbieters profitieren und damit von den Erfahrungen der europäischen und amerikanischen Zulieferindustrie. In Abas-ERP sind bereits die Standardverfahren der Automobilindustrie VDA, Odette, EDIFACT oder ANSI X.12 integriert. Die Karlsruher arbeiten seit zehn Jahren mit der Linux-Plattform. Mehr als 80 % aller Installationen laufen unter Linux. Das Betriebssystem gilt als sicher, zuverlässig und wartungsfreundlich. Linux ist kostenlos und führt damit langfristig zu einem niedrigen TCO (Total Cost of Ownership) und einem hohen ROI (Return on Investment). Die jährliche Updatestrategie war für Winly der Nachweis einer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Der erste Abas-Kunde arbeitet seit 28 Jahren mit dem System und das stets auf dem neuesten Stand. Seine Daten musste er dafür nie neu migrieren.
Die Herstellung von Automobilteilen ist eine typische diskrete Fertigung. Zu den Merkmalen zählen große Produktvielfalt, Kleinserienfertigung, komplexe Artikelstruktur, lange Fertigungszeiten und hohe Kundenanforderungen. Um Ressourcen effizient zu verwalten, ein gutes Kostenmanagement zu erreichen und die Kundenzufriedenheit zu verbessern, muss die Genauigkeit, Systematik und Verfügbarkeit der betriebsinternen Daten gewährleistet sein. Aus diesem Grund legte Winly von Anfang an großen Wert auf eine exakte Datenerfassung und die richtige Gestaltung der Prozesse. „Wir führten eine Inventur des Personals, Materials und der finanziellen Ressourcen durch“, berichtet John Chiu. Alle wichtigen Informationen von Zulieferern, Kunden, Materialstücklisten, Betriebsmitteln, Rohmaterialien und fertigen Erzeugnissen wurden erfasst. Somit konnte das Management von Anfang an auf alle aktuellen Daten aus allen Abteilungen zugreifen und Entscheidungen auf einer sicheren Basis treffen.
Beim „Going-Live“ im letzten Jahr waren die Geschäftsprozesse durchgängig abgebildet und integriert. „Über die Software erhalten wir alle Daten zur Materialaufstellung und zum Lagerbestand“, freut sich John Chiu. Das Programm kalkuliert automatisch die Menge des benötigten Einzelmaterials, so dass sich Auftragsbearbeitung, Lieferanten- und Kundenmanagement, Lager- und Materialplanungsmanagement, Prognosen und Kapazitätsplanung verbessert haben.
Informationen über geplante Fertigungszeiten, Maschinenbelegung und Lieferzeiten können in Abas-ERP erfasst und die Disposition für den laufenden Auftrag durchgeführt werden. Die Fertigung des Auftrags wird zügig und in der gewünschten Qualität abgeschlossen. Diese Funktionen sollen den Chinesen zu einer schlanken Produktion verhelfen. Die Funktionalität der Software deckt den gesamten Geschäftsprozess vom Auftrag über die Bestellung bis zur Zahlung ab.
Winly hat sich große Ziele gesteckt und will der führende Automobilzulieferer in China werden. Das ERP-System soll dabei eine tragende Rolle spielen. Demnächst wird ein neues Werk in Wuhan in der Provinz Hubei eröffnet. Die Software aus Karlsruhe stellt dabei die Zusammenarbeit der Unternehmen sicher.

„Jedes Land hat kulturelle Eigenheiten“

667846

Nachgefragt

Herr Heintel, welche Voraussetzungen muss eine Business-Software für den internationalen Einsatz mitbringen?
Die Unicodefähigkeit ist eine grundlegende Voraussetzung. Damit lassen sich unterschiedliche Schriftzeichen wie arabisch, kyrillisch oder chinesisch darstellen. Zudem müssen für die einzelnen Länder unterschiedliche Finanz- und Zollgesetze, Wechselkurse, Maßeinheiten und die Anpassung von Dokumenten an die Schriftrichtung berücksichtigt werden.
Mit umfangreichen Software-Funktionalitäten allein ist es aber sicher nicht getan?
Nein. Funktionen allein reichen nicht aus, um betriebliche Abläufe mit Hilfe einer Business-Software international erfolgreich zu organisieren. Ein gutes Projektmanagement bei länderübergreifenden Projekten sorgt dafür, dass die Kosten im Rahmen bleiben, dass ein Projekt überhaupt erfolgreich zu Ende geführt wird. Bereits vor der Erstellung eines länderübergreifenden Projektplans ist ein fundierter Informationsaustausch wichtig, denn nichts ist heterogener als mittelständische Unternehmen.
Wie gehen Sie vor?
Ein Projektleiter koordiniert von Anfang an die Einführungen. Alle Beteiligten müssen frühzeitig in die Projektplanung mit einbezogen werden. Ein Besuch vor Ort dient dazu, eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen. Dadurch wird die Akzeptanz für die Einführung erhöht. Bedenken lassen sich zu einem frühen Zeitpunkt erkennen und ausräumen. Projektziele müssen auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden.
Abas hat viele Partner im Ausland. Wie wichtig sind die?
Extrem wichtig. Die Grundlage für unser internationales Know-how sind unsere Partner, sie verkaufen und implementieren die Software. In Karlsruhe entwickeln wir die Programme, stellen den Support bereit und schulen Partner und Kunden. Rechnet man die Manpower unserer Partner mit ein, so arbeiten heute rund 600 Menschen für die Abas-Business-Software.
Und die Partner kennen Land und Leute?
Richtig. Das ist entscheidend. Jedes Land hat gesetzliche, strukturelle und kulturelle Eigenheiten. Die Partner kommen aus dem jeweiligen Land, kennen die Mentalität und gesetzlichen Vorgaben besser als jemand, der aus dem Ausland kommt. Wir haben derzeit Partner in 31 Ländern, darunter China, USA, Australien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indien. Die Koordination erfolgt von Karlsruhe aus.
Die Software selbst scheint die wenigsten Probleme zu bereiten?
So ist es. Kommt es zu Schwierigkeiten bei der Einführung, so hauptsächlich wegen mangelnder Projektkoordination. Nicht wegen der Software. Entscheidungsbefugnis, Fachwissen und soziale Kompetenz: Das sind die drei Faktoren, die alles entscheiden. ub

Marktchancen
Chinesische Unternehmen setzen nicht mehr nur auf billige Arbeitsplätze. Effiziente Prozesse, Kundenpflege und Produktqualität sind mittlerweile auch im Reich der Mitte gängige Begriffe, die zur Anwendung kommen. Moderne ERP-Software ermöglichen dem Management den Zugriff auf alle unternehmensrelevanten Daten und verbessern die Marktchancen erheblich.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de