Am Samstag vor einer Woche wurde es in allen Fußballstadien für eine Minute still, bevor die Spiele begannen. Die Fans schwiegen. Sie gedachten des Nationaltorhüters Robert Enke, der sich das Leben genommen hatte. Nirgendwo war eine Stimme gegen den Mann zu hören, der in seiner Depression unter Versagensängsten litt und keinen Ausweg mehr wusste – und doch zu den Leistungsträgern gehörte. Sie waren nun alle ganz eng beieinander, die Oberen und die Unteren, die Funktionäre, Spieler und Fans.
Es wird Zeit, dieses Thema auch in der Industrie zu enttabuisieren. Denn hier ist der Leistungsdruck an vielen Stellen so hoch wie in den Profi-Ligen. Nur, dass die Oberen und Unteren gar nicht eng beieinander stehen. Das macht das Problem noch schlimmer. Die Leitenden sind unter Erfolgsdruck, die Firma durch die Krise zu lenken. Die Mitarbeiter stehen unter Druck, denn sie fürchten um ihren Job und leiden unter der Arbeitsverdichtung. Und kaum jemand aus der einen Gruppe will die Zwangslage der anderen wahrnehmen. In einer solchen Situation haben Depressionen leichtes Spiel. Nach einer Studie der WHO sind 5 % der Bevölkerung zwischen 18 und 65 an einer Depression erkrankt, die behandelt werden müsste. Das Schlimmste daran ist das Tabu, denn es schneidet den Betroffenen von jeder Hilfe ab – Torwart Enke mahnt. Dabei ist Hilfe gut möglich. Und das sollte die Industrie thematisieren, zum Beispiel durch Aufklärung.
Wichtig ist erstens, Depression als Krankheit zu akzeptieren, die nichts mit Leistungsschwäche oder einem anderen Mangel zu tun hat. Jeder sollte das wissen. Auch Hermann Hesse, Ernest Hemingway und Willy Brandt litten darunter. Zweitens könnten die Betriebe auf Kontaktadressen und Telefonnummern verweisen, über die sich Betroffene diskret informieren und Rat holen können. Und drittens empfehlen sich Aufklärungsmaßnahmen zur Prävention. All das würde die Mitmenschlichkeit in den Betrieben steigern – und nebenbei kurioserweise auch die Leistungsfähigkeit.
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