Wachstum hat jetzt Priorität

Der Arbeitsmarkt glänzt mit Rekorden, internationale Top-Manager schwärmen wieder für den Standort Deutschland, und viele Unternehmen machen sich daran, ihr Wachstum zu beschleunigen. Keine Frage: In den letzten Jahren ist viel geackert und restrukturiert worden in der Industrie, um im internationalen Wettbewerb nicht zurückzufallen. Aus einer Schieflage heraus ist der Standort D sogar gestählt hervorgegangen und steht wieder auf gesunden Beinen.

Vor allem die hiesigen Familienunternehmen sind gut im Wettbewerb positioniert und nutzen das aktuell günstige Marktumfeld zu Expansion und Investition. Das zeigt die jetzt erschienene Mittelstandsstudie 2008 der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers. Demnach streben 78 % der befragten deutschen Familienunternehmen weiteres Wachstum in den kommenden zwölf Monaten an. Dass deutsche Unternehmer, wie auch viele ihrer europäischen Kollegen, Wachstumsprojekten derzeit Priorität einräumen und ihren strategischen Schwerpunkt auf Expansion legen, zeigt auch der jüngste „Handelsblatt“-Business-Monitor.

Noch vor wenigen Jahren haben konkrete Pläne zur Auslandsinvestition deutscher Unternehmen viel Kritik auf sich gezogen. Heute begrüßt man Expansionspläne mit geschwellter Brust. Das ist möglich geworden, weil die grundlegenden Umbauarbeiten in den Firmen beendet sind und es sich bei den internationalen Expansionsplänen vorrangig um Zukäufe handelt, und nicht um Arbeitsplatzverlagerungen.

Allein aus dieser Entwicklung aber eine nachhaltig vorzügliche Standortqualität herauszulesen, wäre voreilig. Den Status Quo zu bewahren, wird auf Dauer nicht genügen. Problemlösungen stehen haufenweise an: namentlich Arbeitskräftemangel, Rohstoffbeschaffung, demographische Herausforderung und Bildungsmisere. Auf diesen Feldern wird sich der Wettbewerb der Standorte künftig entscheiden. Hier wird sich auch die deutsche Wirtschaft anstrengen müssen, um wieder mehr Energie in ihre Innovationskraft zu stecken.