Der Werkzeugmaschinenbauer Trumpf flexibilisiert die Arbeitswelt. Von 2012 an können Beschäftige in einem Rahmen von 15 bis 40 Wochenstunden arbeiten. Auf ein Familien- und Weiterbildungskonto lassen sich für längere Freizeitblöcke bis zu 1000 Stunden „einzahlen“.
Die Arbeitnehmer beim Werkzeugmaschinen- und Laserspezialisten Trumpf können sich ihre Arbeitszeiten „maßschneidern“. Je nach persönlichen Wünschen und Lebensphasen können die Beschäftigten deutlich mehr oder deutlich weniger arbeiten, als es Standard-Arbeitszeitverträge bisher erlauben. „Die Ansprüche unserer Mitarbeiter an ihren Arbeitsplatz verändern sich“, sagte Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller. 25-jährige Hochschulabsolventen würden anders arbeiten wollen als 40-jährige Väter oder Mütter. Wer auf den Hausbau spare, habe andere zeitliche Wünsche als jemand, der Angehörige pflegen müsse.
Kernstück ist ein hoch flexibles Arbeitszeitmodell. Demnach können die Mitarbeiter regelmäßig alle zwei Jahre selbst entscheiden, ob sie ihre Wochenarbeitszeit erhöhen oder absenken wollen, und zwar in einem Rahmen von 15 bis 40 Stunden. Außerdem können die Mitarbeiter bis zu 1000 Stunden auf ein individuelles Konto „einzahlen“ und sie später für längere Freizeitblöcke wieder abrufen – oder damit eine zeitweise Arbeitszeitreduzierung „finanzieren“. Die dritte Möglichkeit sieht vor, bis zu zwei Jahre lang für die Hälfte des Lohns zu arbeiten, um vor oder nach dieser Phase im Rahmen eines Sabbaticals arbeitsfrei zu sein und dabei ebenfalls den halben Lohn zu beziehen. Weitere kleinere Zeitbausteine runden das Modell ab – etwa die Möglichkeit, unterschiedlich viele Stunden für die betriebliche Altersvorsorge zu arbeiten.
Leibinger-Kammüller ist sich bewusst, dass das neue Modell für Unternehmen und Beschäftigte ein Kraftakt wird. Auch für die Gewerkschaften ist es ein anspruchsvolles Projekt: „Die Beschäftigten stehen vor der Notwendigkeit, alle zwei Jahre ihre Lebenssituation neu zu überdenken – das bedeutet Verantwortung“, so der IG-Metall-Bevollmächtigte Hans Baur. „Aber wir wissen zweierlei: Erstens wollen die Beschäftigten mehr Freiheit, als sich mit einem klassischen 35- oder 40-Stunden-Vertrag abbilden lässt.“ Dabei wolle die Gewerkschaft sie unterstützen. Und wenn es zweitens einen verlässlichen Partner für ein solches Experiment gebe, dann sei es Trumpf. dk
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