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Frische Ideen für die individuelle Freiheit von morgen

Mobilität der Zukunft und ihre Auswirkungen auf die Industrie und die Fertigungstechnik
Frische Ideen für die individuelle Freiheit von morgen

Der Schlussvortrag des Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquiums beschäftigt sich mit der Mobilität von morgen und beschreibt, wie neue Technologien ganze Branchen verändern. Spezialisten, die bislang nur wenige Berührungspunkte hatten, müssen gemeinsam die Technologie optimieren.

Das Auto – Synonym der individuellen Freiheit. Doch das könnte sich ändern. Die Endlichkeit fossiler Brennstoffe, strengere Richtlinien hinsichtlich des CO2-Ausstoßes und weniger Platz in Ballungsräumen, Konflikte in rohstoffreichen Regionen und das wachsende ökologische Bewusstsein machen zunehmend deutlich: Die Mobilität der Zukunft ist eine der großen Herausforderungen, denen sich unsere Gesellschaft und die Industrie stellen müssen.

Anlässlich des VDE-Kongresses im vergangenen November in Leipzig hat Dr. Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender der Continental AG in Hannover, seine Vision von der Mobilität von morgen geschildert. Degenhart geht von vier unterschiedlichen Konzepten aus:
  • Die Kurzstrecken- oder Stadtfahrt ist demnach künftig die Domäne kleiner, leichter Elektroautos mit begrenzter Reichweite und intelligenten Verkehrsleitsystemen, die staufreies Fahren gewährleisten sollen.
  • Pendler werden Hybridfahrzeuge nutzen, bei denen immer der jeweils energieeffizienteste Antrieb aktiv ist und die über Assistenzsysteme verfügen, die nicht nur den Fahren unterstützen, sondern auch Teil des Sicherheitskonzepts sind, so dass auch leichtere Strukturen den Insassen genügend Schutz bieten.
  • Für Langstrecken gibt es nach wie vor größere, komfortablere Fahrzeuge. Allerdings werden Assistenzsysteme den Fahrer quasi an eine elektronische Deichsel nehmen und so seine Freiheit einschränken, aber auch dafür sorgen, dass staufreies Fahren den Verbrauch drastisch reduziert.
  • Und für den Spaß gesteht uns Degenhart Sportwagen zu, mit denen aber nur noch auf speziellen Strecken frei gefahren werden dürfe.
Weil das Gros der Pkw-Nutzer in die erste Gruppe fällt und überwiegend kurze Strecken fährt, steigt die Nachfrage nach kompakten, billigen Fahrzeugen. Auch das Interesse an Elektroautos nimmt zu. Doch beide Entwicklungen passen derzeit noch nicht zusammen. Aktuelle Elektroautos sind meist zu teuer und erfüllen die Anforderungen potenzieller Kunden nur eingeschränkt. Besonders hinsichtlich Reichweite und Fahrleistungen müssen ihre Fahrer Einschränkungen akzeptieren. Viele aktuelle Elektrofahrzeuge sind so genannte Conversion-Modelle, basieren auf einem konventionellen Konzept, das lediglich für den Elektroantrieb umgerüstet ist.
Um die Mobilität von morgen Wirklichkeit werden zu lassen, ist es erforderlich, nicht nur in technologischen Zulieferketten, sondern auch in organisatorischen Zulieferketten zu denken und zu planen. Alle beteiligte Partner müssen zusammenarbeiten: Die Auto- und Energie-Industrie, die Stadt- und Verkehrsplaner, IT-Experten, Designer, Institute, Fuhrparkmanager, Wissenschaftler, Politiker, Verwaltungen und viele andere.
Anlässlich des AWKs wird Dr.-Ing. Peter Rieth seine Visionen zur Mobilität von morgen und den damit verbundenen Konsequenzen vorstellen. Rieth ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Continental und Senior Vice President Systems und Technology.

StreetScooter – Konzept einer neuartigen Elektrofahrzeug-Familie
2010 haben 16 Institute der RWTH Aachen begonnen, ein Konzept für eine elektrisch angetriebene Fahrzeugfamilie für den Stadtverkehr zu entwickeln. Im Vordergrund steht dabei, durch innovative Ansätze jenseits etablierter Lösungen bislang ungenutzte Kostenpotenziale auszuschöpfen. Kompromisse in Sachen Sicherheit und Zuverlässigkeit soll es dabei nicht geben. Die Zielvorgaben für die kompakte City-Version des StreetScooter genannten Projekts: eine Leistung von 30 kW, eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, eine Reichweite von 60 bis 130 km – je nach Nutzungsverhalten –, ein Verbrauch, der unter 15 kWh/100 km liegt, und ein Preis, der mit einem herkömmlichen Kleinwagen konkurrieren kann.
Doch nicht nur das Konzept des Fahrzeugs unterscheidet sich erheblich von konventionellen Modellen. Auch mit Blick auf die Produktion gingen die Institute und deren Partner aus der Industrie neue Wege. Um den angestrebten Kaufpreis von rund 13 000 Euro zu realisieren – aktuelle Modelle sind aufgrund der teuren Batterien und der geringen Stückzahlen etwa doppelt so teuer –, müssen die Produktionskosten drastisch reduziert werden. Neben neuen Komponenten und Produktionsstrukturen ist dazu eine konsequent integrierte Produkt- und Prozessentwicklung vorgesehen, bei der alle kostenrelevanten Spezifikationen auf ihren Kundennutzen hinterfragt werden.
Doch die neue Technologie hat nicht nur Auswirkungen auf das Fahrzeugkonzept und die Produktionssysteme. Auch die beteiligten Unternehmen werden neu zusammenfinden müssen. Beim StreetScooter bringen erfahrene Automobilisten ihr Know-how in Bezug auf das Gesamtfahrzeug ein. Und bislang branchenfremde Unternehmen steuern das spezifische Wissen hinsichtlich der Batterie- und Antriebstechnik bei. Dadurch verändern sich die Zulieferketten. Spezialisten, die bislang wenig miteinander zu tun hatten, müssen die Sprache, die Bedürfnisse und die Zwänge des jeweils anderen kennen und verstehen lernen. Wo in der Fertigung konventioneller Fahrzeuge jahrzehntelang eingespielte Zuliefernetzwerke überhaupt erst ermöglichen, den Kosten-, Zeit- und Qualitätsdruck zu beherrschen, müssen für die Elektromobilität ganz neue Netzwerke aufgebaut werden.
Die etablierten Autobauer und Zulieferer müssen umdenken, wenn sie aus der neuen Technologie das Optimum herausholen wollen. Sie müssen die Fertigungstechnik anpassen und Zulieferer finden, die fähig und bereit sind, die benötigten Teile und Komponenten zu liefern – in der geforderten Qualität und Zeit und zu akzeptablen Kosten. Eine funktionierende, neue Zulieferkette ist die Voraussetzung dafür, dass Deutschland auch im Zeitalter der Elektromobilität Leitanbieter sein wird. hw
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