Vor Borkum ist der Hochsee-Windpark alpha ventus in durch einen symbolischen Druck auf den Startknopf von Bundesumweltminister Norbert Röttgen in Betrieb gegangen. Mit dem 250-Millionen-Euro-Projekt 45 Kilometer nördlich der ostfriesischen Insel wollen die deutschen Windenergie-Unternehmen und Stromversorger Erfahrungen mit den riesigen Anlagen im offenen Meer sowie mit der künftigen Einbindung zahlreicher geplanter Windparks in die Stromnetze sammeln.
„Endlich ist der erste Stein im Wasser. Die Branche hat lange auf diesen Tag gewartet,“ resümiert Thorsten Herdan, Geschäftsführer Power Systems im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und Vizepräsident der Stiftung Offshore bei der Inbetriebnahme des ersten deutschen Offshore-Windparks „Alpha Ventus“.
Damit die deutsche Windindustrie den Vorsprung im immer globaleren Wettbewerb der Windenergieanlagen-Hersteller und -Zulieferer behaupten und ausbauen kann, müssen neue Märkte wie die Offshore-Windenergie am Heimmarkt erfolgreich demonstriert werden.
Mit der offiziellen Inbetriebnahme der ersten 12 Windräder des Testfeldes Alpha Ventus gibt es nun endlich einen Offshore-Windpark in deutschen Gewässern. Dass es so lange gedauert hat, liegt zum Teil an der besonderen deutschen Situation. Wegen des Wattenmeeres liegen potenzielle Standorte weit vor der Küste in tiefen Gewässern. Mit dem 45 Kilometer vor Borkum liegenden Windpark Alpha Ventus hat Deutschland Pionierarbeit geleistet. „Das Projekt war nur in der Verzahnung mit der maritimen Wirtschaft möglich“, so Herdan. Diese Verbindung gilt es bei der sich jetzt abzeichnenden Wachstumsgeschichte zu nutzen und weiter auszubauen.
Welche Chancen hierin für die Küstenländer liegen, hat zuletzt die Übernahme der Thyssen-Werft in Emden durch einen Windturmbauer gezeigt. Um diese Chancen zu nutzen, kommt es jetzt aber auch darauf an, dass die Politik auch weiterhin die richtigen Rahmenbedingungen vorgibt. Weitere Meilensteine müssen jetzt erreicht werden, um eine exportorientierte Industrie an den Küstenstandorten auszubauen. Der Netzausbau im Meer und auch an Land muss zügig vorangehen, Hafenlogistik und Installationsequipment sind zu optimieren. Um dies zu erreichen, ist der Austausch zwischen Offshore-Windenergie und maritimer Wirtschaft in einer ständigen Arbeitsgruppe zu verstetigen.
Nur einen Tag nach der Einweihung hat es schon Verstimmungen um Alpha Ventus gegeben: Um Wettbewerbsverzerrung vorzubeugen hat die Europäische Kommission deutsche Staatshilfen für den neuen Offshore-Windpark blockiert. Die EU-Kommission prüft nun den Zuschuss der Bundesregierung in Höhe von 30 Millionen Euro.
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