Herr Naumann, ist die Mensch-Roboter-Kooperation, kurz MRK, ein Zukunftsthema?
MRK ist für mich aus mehreren Gründen ein Zukunftsthema. Bisher werden Roboter dort eingesetzt, wo sich eine Vollautomatisierung lohnt, wo also die Stückzahlen sehr hoch sind. Wo die Stückzahlen nicht so hoch sind, werden bis heute Roboter kaum eingesetzt, weil es sich nicht rechnet. Mit MRK könnte dieses Segment nun auch besetzt werden. Der Roboter übernimmt dabei monotone Aufgaben, die sich ständig wiederholen. Der Werker kümmert sich um den Teil, wo Flexibilität und Intelligenz gefragt sind. Zudem wird die Ergonomie am Arbeitsplatz verbessert. Der Roboter handhabt die schweren Werkstücke, die dem Werker langfristig auf den Rücken gehen.
Welche Anwendungen sind aus Ihrer Sicht wie geschaffen für die MRK?
Ein MRK-Projekt, an dem wir gerade dran sind, nennt sich Lean Intelligent Assembly Automation, kurz LIAA. Die Vision von LIAA ist, dass Roboter in manuellen Montagen so eingesetzt werden können wie zum Beispiel eine Bohrmaschine. Wenn ich ein Loch bohren muss, hole ich mir eine Bohrmaschine. Und wenn ich eine repetitive Montagetätigkeit zu erledigen habe, hole ich mir einen Roboter auf einer mobilen Plattform und der macht das dann.
Wo sehen Sie die technischen Herausforderungen bei der MRK?
Im Moment ist die Sicherheit die entscheidende Größe. Sie bestimmt, ob eine Lösung umgesetzt werden kann oder nicht. Natürlich muss die Lösung auch wirtschaftlich sein, keine Frage. Aber zunächst mal darf der Mensch auf keinen Fall in Gefahr geraten. Sichere Roboter gibt es, aber jetzt geht es darum, die ganze Applikation sicher zu machen. Also die Greifer müssen sicher sein, ebenso die Prozesswerkzeuge.
Welche Märkte wollen Sie bedienen?
Das würde ich nicht auf spezielle Branchen reduzieren. Produktionen mit hohen Stückzahlen sind heute bereits automatisiert. Mit MRK lassen sich Produktionen mit mittleren Stückzahlen automatisieren. Und zwar über alle Branchen hinweg.
Und ist der Mensch bereit, eng mit dem Kollegen Roboter zusammen zu arbeiten?
Das ist in der Tat ein wichtiger Punkt, den die Entwickler neben der Technik mehr im Blick haben müssen. Entscheidend ist, dass die Werker von Anfang an mit ins Boot genommen werden. Denn die sollen am Ende auch davon profitieren. Arbeitsplätze können durch die Integration eines Roboters aufgewertet werden. Das muss man den Mitarbeitern auch so vermitteln.
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