Startseite » Themen » Robotik »

Romeo – Helfer der Zukunft

Humanoider Roboter soll Selbstständigkeit von Senioren fördern
Romeo – Helfer der Zukunft

Das französische Unternehmen Aldebaran will Roboter entwickeln, die ältere Personen im Haushalt unterstützen und sogar zu Freunden werden. Mit Romeo geht man einen großen Schritt in diese Richtung. Angetrieben wird der humanoide Roboter mit Maxon-Motoren.

Stefan Roschi, Maxon Motor, Sachseln/Schweiz

146 cm groß und mit weichen Gesichtszügen, die ihn freundlich wirken lassen, sieht Romeo beinahe aus wie ein Junge. Das ist Absicht, schließlich wurde der humanoide Roboter für die Betreuung älterer Personen entwickelt.
Noch steckt die Forschung in diesem Bereich in den Kinderschuhen. Doch die Aldebaran Robotics SAS mit Sitz in Paris wird davon nicht gebremst. Sie betrachtet Betreuungsroboter als die nächste industrielle Revolution – nach dem Auto, dem Computer und dem Smartphone. Denn die Weltbevölkerung wird im Durchschnitt immer älter und schon bald wird es an Pflegepersonal mangeln. Humanoide Roboter sollen diese Lücke schließen. Und Romeo gilt als wichtiges Puzzleteil in dieser Entwicklung.
Der Roboter soll in Zukunft als Assistent bei älteren Leuten daheim zum Einsatz kommen und diesen ermöglichen, länger selbstständig wohnen zu können. „Romeo wird fähig sein, Treppen zu steigen, Personen beim Gehen zu stützen oder Gegenstände aus einem anderen Zimmer zu holen“, sagt Rodolphe Gèlin, Entwicklungschef bei Aldebaran. Auch soll er seine Besitzer an Termine erinnern oder ihnen mitteilen, wann sie ihre Medikamente nehmen müssen. Dabei legt er stets eine gewisse Menschlichkeit an den Tag. „Romeo kann die Emotionen seines Gegenübers lesen und passt sein Verhalten entsprechend an. Wir sehen ihn weniger als Butler denn mehr als einen Kameraden, der sich um seinen menschlichen Freund kümmert“, betont Gèlin.
Aldebaran arbeitet bereits seit 2009 an Romeo, doch erst in diesem Jahr wurde er als überarbeitete Version der Öffentlichkeit präsentiert. Die lange Entwicklungszeit hat ihren Grund. Zwar hatten die Entwickler bereits große Erfahrungen dank der Arbeit an Nao, dem kleinen Bruder von Romeo, der mehr als 3000 Mal verkauft worden ist. Doch es ist nicht einfach, einen Roboter größer zu machen. Die Technik des 57 cm kleinen und 5 kg leichten Nao konnten die Entwickler nicht eins zu eins auf ein größeres Modell übertragen. Speziell die Beine machten den Ingenieuren anfangs Sorgen. Romeo ist durch sein Gewicht viel träger und schwieriger zu steuern. Am Ende ist es auch eine Sicherheitsfrage. Je größer und schwerer ein Roboter ist, desto höher sind die Risiken, falls er umfällt oder kollidiert. Trotzdem war es den Entwicklern von Aldebaran wichtig, Romeo eine gewisse Größe zu verleihen. Schließlich sollte er ohne Probleme Türen öffnen und Gegenstände von einem Tisch greifen können.
39 DC-Motoren bewegen Romeo
Im Vergleich zu Nao benötigt Romeo vor allem größere und stärkere Motoren. Aldebaran ist deshalb auf Maxon Motor zugekommen und zusammen hat man für jedes Gelenk den passenden Antrieb gefunden. 39 Gleichstrommotoren aus der Schweiz sind jetzt eingebaut, darunter je zehn RE 40 und RE 25. Zudem haben die Ingenieure verschiedene Größen der RE-max-Typen verwendet sowie fünf DCX-Motoren. „Uns ist es wichtig“, sagt Gèlin, „dass die Motoren im Verhältnis zu ihrer Stärke möglichst klein und leicht sind. Und sie müssen ein großes Drehmoment bei geringer Geschwindigkeit aufweisen, damit der Getriebeanteil klein bleibt.“ Dadurch ergibt sich der Vorteil, dass man ohne die Verwendung eines Sensors ein Kraft-Feedback erhält.
Alle verwendeten Antriebe haben eines gemeinsam: Sie sind bürstenbehaftet und mit der speziellen eisenlosen Wicklung ausgestattet, wodurch sie ein sehr gutes Regelverhalten haben und damit perfekt geeignet sind für den Einsatz in der Robotik. Gèlin sagt: „Uns ist es wichtig, dass die Motoren im Verhältnis zu ihrer Stärke möglichst klein und leicht sind. Und sie müssen ein großes Drehmoment bei geringer Geschwindigkeit aufweisen, damit der Getriebeanteil klein bleibt.“ Dadurch ergibt sich der Vorteil, dass man ohne die Verwendung eines Sensors ein Kraft-Feedback erhält. Denn bei Maxon-Motoren verhält sich die Stromstärke proportional zum Drehmoment. Über den Strom erhält die Steuerung also die Info, falls Romeo irgendwo ansteht oder kollidiert. „Für die Sicherheit ist das ein entscheidender Faktor“, so Gèlin.
Eine Forschungsplattform für Labore
Bisher sind sieben Romeos fertig gebaut, vier von ihnen gehen an verschiedene Europäische Labore. Diese werden in den nächsten zwei Jahren intensiv an seiner Lauffähigkeit, Navigation sowie der Mensch-Roboter-Interaktion arbeiten und die Ergebnisse untereinander laufend austauschen. Da Romeo als Forschungs-Plattform dient, wird er in seiner heutigen Form nie in die Massenproduktion gehen. Die Idee ist vielmehr, dass durch die internationale Kooperation große Fortschritte im Bereich humanoider Roboter erzielt werden können. Die Resultate der nächsten Jahre sollen in künftige Roboter-Entwicklungen einfließen. Rodolphe Gèlin sagt: „Wir wollen von den Forschungsarbeiten profitieren und unsere künftigen Produkte basierend auf den gemachten Entwicklungen bauen.“
Das bedeutet aber nicht, dass Romeo nur fürs Labor gebaut worden ist. Die Ergebnisse aus der Forschungsplattform werden laufend an ihm umgesetzt. Ab 2016 soll er dann versuchsweise tatsächlich als Betreuer von älteren Personen eingesetzt werden, ihnen die Türen öffnen, Flaschen tragen oder einfach nur ein guter Freund sein.
Stefan Roschi
Maxon Motor, Sachseln/Schweiz
Romeo ist ein Assistenzroboter, der ältere Menschen im Haushalt unterstützen soll. Seine Augen werden mit DCX-Motoren bewegt. Bilder: Aldebaran
Nao ist der kleine Bruder von Romeo. Im kommenden Modell werden Maxon-DCX-Motoren eingesetzt. Bild: Aldebaran Ab 2016 soll Romeo versuchsweise als Betreuer älterer Personen eingesetzt werden, ihnen die Türen öffnen, Flaschen tragen oder einfach nur ein guter Freund sein.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de