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Arbeitsschutz: Gut gerollt ist halb geschoben

Arbeitsschutz
Gut gerollt ist halb geschoben

Anstrengende Tätigkeiten wie das Ziehen und Schieben von Lasten führen auf Dauer zu Muskel- und Skeletterkrankungen und schließlich zur Arbeitsunfähigkeit. Räder und Rollen mit niedrigem Anfahr- und Rollwiderstand erleichtern die Arbeit und verringern das Gesundheitsrisiko.

Wenn Menschen Lasten von Hand bewegen müssen, dann gehören Ziehen und Schieben zu den häufigsten Arbeitsschritten neben Heben, Halten, Tragen und Absetzen. In Produktion und Logistik gehören diese körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten zum Alltag und sind eine echte Belastung für die Mitarbeiter. Denn je nach Gewicht des Transportguts erfordert das Ziehen und Schieben einen hohen Kraftaufwand und kann langfristig Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke überlasten. Davon betroffen sind Wirbelsäule, Knie, Hüftgelenke und der komplette Hand-Arm-Schulter-Bereich. Der Gesundheitsreport des Dachverbands der Betriebskrankenkassen weist Muskel- und Skeletterkrankungen regelmäßig als Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit aus. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kamen dadurch im Jahr 2015 rund 130 Mio. Fehltage zusammen. Damit verursachten Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes einen Wertschöpfungsausfall von rund 25 Mrd. Euro. Für die Unternehmen lohnt es sich also, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Natürlich ist es leichter, eine Last zu schieben oder zu ziehen als sie zu tragen. Aber es kann auch mühsam sein, ein Fahrzeug zu bewegen, das mit einem hohen Gewicht beladen ist. „Schuld daran sind die verschiedenen Widerstände, die beim Anfahren, beim Rollen, bei Richtungsänderungen und beim Überfahren von Hindernissen entstehen“, erklärt Martin Wiest, Produktmanager beim Räder- und Rollenspezialisten Blickle. Diese Widerstände hängen ab vom Untergrund, vom Gewicht der bewegten Last und auch von der Beschaffenheit der Räder. Der Anfahr- und Rollwiderstand muss bei jedem Zieh- und Schiebevorgang überwunden werden.

Polyamid-Räder haben einen niedrigen Anfahr- und Rollwiderstand

Um ein Rad aus dem Ruhe- in den Bewegungszustand zu versetzen, ist immer ein Kraftaufwand erforderlich. Das ist auch der Fall, wenn eine gleichförmige Bewegung beibehalten wird, denn dabei muss der sogenannte Rollwiderstand überwunden werden. Dieser lässt sich zum Beispiel durch größere Räder verringern. Aber auch mit dem richtigen Laufbelag wird diese Arbeit leichter. „Hier gibt es hinsichtlich Geometrie, Härte und Elastizität gewaltige Unterschiede“, weiß der Fachmann Martin Wiest.

Der Hersteller Blickle setzt bei vielen seiner Produkte auf Polyurethan-Laufbeläge und hat mehrere selbst entwickelte Werkstoffe mit guten Laufeigenschaften im Portfolio. „Herkömmliche Beläge aus Vollgummi haben einen hohen Anfahr- und Rollwiderstand“, erklärt Wiest. „Bei Polyamid-Rädern wiederum ist er besonders niedrig, dafür bieten diese kaum eine Dämpfung und somit weniger Laufruhe.“ Die harten und weichen Polyurethan-Elastomere der Spezialisten aus Rosenfeld sollen die positiven Eigenschaften beider Varianten bieten. Speziell für anspruchsvolle Anwendungen in der Intralogistik hat Blickle zum Beispiel die Radserie ALB entwickelt. Die Modelle haben einen hochwertigen Laufbelag, der aus einem reaktionsgegossenen Polyurethan-Elastomer besteht und eine hohe Rückprallelastizität bietet. „Hinzu kommt eine leichte Balligkeit nach außen hin“, erklärt Wiest. „Das verringert die Auflagefläche sowie das Ein- und Ausfedern beim Abrollen“. Unterm Strich ist der Rollwiderstand bis zu 40 % niedriger als bei anderen Polyurethan-Rädern. Fahrzeuge, die mit der ALB-Serie bestückt sind, lassen sich deutlich einfacher ziehen und schieben. Dank seiner Härte bietet der Belag trotzdem eine gute dynamische Belastbarkeit – das heißt, die Räder sind auch für höhere Geschwindigkeiten geeignet.

Beim Einsatz von Lenkrollen erschwert zudem der Schwenkwiderstand viele Zieh- und Schiebetätigkeiten. Er bestimmt die notwendige Kraft, um eine Rolle bei einer Richtungsänderung in die gewünschte Position zu bewegen. Beeinflusst wird dieser Widerstand durch die Ausladung des Rollengehäuses, sprich dem horizontalen Abstand zwischen den Drehachsen des Schwenklagers und des Rades. Auch hier bietet der Hersteller spezielle Rollen mit Gehäusen an, deren Ausladung einen möglichst geringen Schwenkwiderstand erzeugt. „Eine pauschale Lösung für einfaches Ziehen und Schieben gibt es jedoch nicht“, bemerkt Wiest. „Dafür hängt die Wahl der passenden Räder oder Rollen von zu vielen Faktoren ab.“

Nicht nur Größe, Material und Laufbelagsgeometrie sind entscheidend, sondern auch die Beschaffenheit des Untergrunds. Ist das Rad härter als der Boden, kann es bei schweren Lasten einsinken. Wenn viele Unebenheiten und Hindernisse zu überfahren sind, punkten weichere Beläge wegen ihrer höheren Dämpfung und Einfederung. Großen Einfluss hat auch die Radlagerung. So haben Kugellager im Vergleich zu Rollen- und Gleitlagern eine geringere Reibung und sind deswegen in hochwertigen Lösungen verbaut. Die Anordnung aus beweglichen Lenk- und festen Bockrollen ist ein zusätzlicher Faktor. Und nicht zuletzt muss die Tragfähigkeit der Räder und Rollen für die bewegten Lasten ausreichend ausgelegt sein, sonst drohen Verschleiß, Schäden oder gar Unfälle. „Es lohnt sich, bei der Auswahl einem Experten zu vertrauen“, resümiert Wiest.

Die Profis aus Rosenfeld bieten nicht nur eine hohe Fertigungstiefe, sondern betreiben auch ein umfangreiches Testlabor. Auf verschiedenen Prüfständen werden die Räder und Rollen chargenweise und oftmals weit über die Norm hinaus auf ihre Praxistauglichkeit hin getestet und verglichen. Eine spezielle Station ist für die Ermittlung des Anfahr-, Roll- und Schwenkwiderstands konzipiert. In anderen Stationen werden Schwellen nach genormten Prüfbedingungen überfahren. „Damit stellen wir schon in der Entwicklungsphase sicher, dass unsere Produkte die praktischen Anforderungen erfüllen oder sogar übertreffen“, betont Wiest.

Aber was passiert, wenn die Waren so schwer sind, dass selbst mit den besten Rollen die Muskelkraft nicht mehr ausreicht, um sie zu bewegen? Die Lösung heißt EA1. Dabei handelt es sich um ein elektrisches Antriebssystem, mit dem sich Transportgeräte und Handschiebewagen aufrüsten lassen. Mit dem Modul, das sich aus verschiedenen Standardkomponenten zusammensetzt, lassen sich nach eigenen Angaben Lasten bis 2000 kg kräfteschonend bewegen. Über Bedienelemente am Haltegriff des Wagens kann der Mitarbeiter die DC-Motoren aktivieren, die an den Bockrollen angeflanscht sind. Dadurch wird eine hohe Schubkraft auf die Rollen übertragen und das Anfahren und Bewegen des Wagens signifikant erleichtert. „So können die Unternehmen auch bei besonders anspruchsvollen Handling-Aufgaben die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nachhaltig schonen“, freut sich Wiest. Und für alle anderen Anwendungen gilt: Die Wahl der passenden Räder und Rollen erleichtert das tägliche Ziehen und Schieben im Arbeitsalltag enorm. (ub)

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